Vor 525 Jahren wurde der heilige Johannes von Gott geboren

Pionier des modernen Krankenhauses

Gott schreibt auch auf krummen Linien gerade. Diese Weisheit bewahrheitete sich bei Joao Ciudad. Er brauchte ein halbes Leben, bis er zu seiner wahren Bestimmung fand - der Sorge um Kranke.

 (DR)

Weit und verschlungen sind die Wege zu einem heiligmäßigen Leben. Einen abenteuerlichen Werdegang voller Brüche hat auch Joao Ciudad durchlaufen. Erst mit fast 45 Jahren brach bei ihm die Heiligkeit durch - in verzehrendem Dienst an allen Hilfsbedürftigen. Als Johannes von Gott wurde ein Pionier des modernen Krankenhauses und der Pflegeberufe.

Der 8. März 1495 gilt als sein Geburtsdatum. Joao Ciudad wuchs in der portugiesischen Kleinstadt Montemor-o-Novo auf. Ohne Wissen der Eltern vertraute er sich als Kind einem Fremden an, der von neuen Entdeckungsreisen wie dem Seeweg nach Indien schwärmte. Der Ausreißer landete schließlich in Oropesa nahe Toledo, wo er Pflegeeltern fand.

Vom Abenteurer, Soldaten und Buchhändler zum Büßer 

Johannes wurde Hirte. Als ihn Fernweh packte, wurde er Soldat und kämpfte im Grenzkonflikt zwischen Spanien und Frankreich. Danach hütete er wieder das Vieh in Oropesa, bis der Drang nach Abenteuern in ihm erwachte, die ihn diesmal quer durch Europa führen sollten: zur Verteidigung Wiens gegen die Türken. Im Anschluss wanderte er nach Santiago de Compostela, danach in seine Heimatstadt Montemor.

Aber seine leiblichen Eltern waren bereits früh verstorben - aus Gram über den Verlust ihres Kindes. Johannes begann, sein Leben als Sühne zu begreifen. Nach fast drei Jahren schwerer Arbeit als Tagelöhner beim Bau von Festungsanlagen im nordafrikanischen Ceuta ließ er sich in Granada nieder, wurde Buchhändler.

Gespannt erwartete er den Auftritt des berühmten Predigers Johannes von Avila: Der Sohn eines zum katholischen Glauben konvertierten Juden hatte als Priester sein reiches Erbe an Arme verteilt und mit Kirchenkritik die Inquisition herausgefordert. Begierig hörte Johannes am 20. Januar 1539 den Kanzelredner.

Man hielt ihn für irre und steckte ihn in die Psychiatrie

Die Bußpredigt warf den Buchhändler völlig aus dem Gleichgewicht, er wurde voll Reue über sein unstetes, verfehltes Leben von Heulkrämpfen geschüttelt. Zum Entsetzen der Leute zerkratzte er sein Gesicht und wälzte sich auf dem Boden. Man hielt ihn für irre und brachte ihn ins königliche Hospital. Dort erlitt Johannes die damals übliche Therapie für Nervenkranken: Er wurde mit Peitschen traktiert, um ihm den Teufel auszutreiben, und mit Fesseln ruhiggestellt.

Im Mai wurde Johannes entlassen. In seinem Namensvetter Johannes von Avila fand er einen verständnisvollen Seelenführer. Johannes von Avila wollte die Selbstanklage des zermürbten Buchhändlers nicht gelten lassen und verwies diesen stattdessen auf die Gnade und Güte Gottes. Nun erkannte dieser seinen Lebenssinn - in der Hilfe für andere. Aus Joao Ciudad wurde Johannes von Gott.

Dabei fing er ganz klein an, sammelte und verkaufte Brennholz. Er zog mit Töpfen durch die Gassen, um Nahrung und Geld für Bedürftige zu sammeln. Überzeugt, dass auch der Spender beim Spenden gewinnt, rief er in den Gassen: "Tut Gutes, Brüder!" Johannes gelang es, auch die Wohlhabenden zu gewinnen.

Er unterhielt ein modernes Krankenhaus für Bedürftige

Klar war: Granada brauchte ein neues Hospital. Im Herbst 1539 konnte Johannes mit Hilfe seiner wohltätigen Freunde ein erstes kleines Krankenhaus mieten. Der Allrounder entwickelte eine innovative Pflege. Johannes' Haus stand allen Bedürftigen offen. Johannes wusste um die Einheit von Leib und Seele. Als "geistliche Ärzte" zog er Priester hinzu. Nach seinen Erfahrungen als "Irrer" versuchte Johannes, die Patienten jeweils nach deren Krankheit zu behandeln, für damalige Verhältnisse ein innovativer Ansatz.

Die Verehrung aller Mitbürger erwarb Johannes durch seine Rettungsaktion beim Brand des königlichen Hospitals 1549, das ihm seit seiner Therapie vertraut war. Als sich schon keiner mehr in die Feuersbrunst traute, wagte er sich in das brennende Gebäude und konnte noch viele Patienten retten - Johannes' letzte große Tat. Denn bereits im Jahr darauf, am 8. März 1550 - seinem 55. Geburtstag -, endete das heiligmäßige Leben von Johannes von Gott.

Ein Ordensgelübde hatte der Laie nie abgelegt. Dennoch entstand aus dem Freundeskreis, den der 1690 Heiliggesprochene in Granada gegründet hatte, der bedeutendste Männerorden für Krankenpflege, die Barmherzigen Brüder vom heiligen Johannes von Gott, der heute vor allem in Bayern und Österreich bekannt ist.

Von Anselm Verbeek


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Quelle:
KNA
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