Menschen aus aller Welt reihen sich in die lange Warteschlange ein. Sie alle wollen in die Basilika Santa Maria Maggiore, wo sich seit einem halben Jahr die Grabstätte von Papst Franziskus befindet. Schritt für Schritt betreten die Pilger die Basilika. Viele bleiben kurz stehen, berühren die Heilige Pforte oder sprechen ein leises Gebet. Für manche ist es eine Rückkehr, für andere ihr erstes Mal. Für alle ist es aber ein besonderer Moment, dass sie im Heiligen Jahr hier sind.
Im Inneren der Basilika verschlägt es vielen die Sprache. Das Gotteshaus ist reich verziert mit Gold, Marmor und Stuck. Der Boden ist geschmückt mit kunstvollen Mosaiken. Wände und Decke sind wahre Kunstwerke mit goldenen Engeln. Marmorsäulen stützen rechts und links das Kirchenschiff. Im hinteren Bereich erhebt sich ein prunkvoller Altar.
Das Grab von Papst Franziskus
Direkt hinter der Heiligen Pforte in Santa Maria Maggiore beginnt etwas Ungewöhnliches: Erneut stehen Menschen in einer Schlange an. Zwischen der linken Seitenwand und den Marmorsäulen warten die Pilger geduldig, um das Grab von Papst Franziskus zu erreichen.
Der Strom der Menschen bewegt sich nur langsam voran. Und dann bricht das Bild. Statt einer runden Säule sieht man einen schmalen viereckigen Raum, der in die Wand eingelassen ist. Dort befindet sich auf dem Boden eine rechteckige, helle Steinplatte. Sie ist ohne Verzierungen, Gold oder Prunk. In schlichter Schrift steht dort: "Franziskus". Kein Hinweis auf Titel, Rang oder Amt. Ein starker Kontrast zum restlichen Kirchenraum. An der Wand hängt ein schlichtes, silbernes Kreuz. Franziskus' Grab ist dezent beleuchtet.
Sobald die Pilger das Grab erreichen, bleibt kaum Zeit für ein Gebet. Sicherheitskräfte drängen zur Eile: "Avanti, avanti. Next please." Dieser Moment ist für viele zu flüchtig. Sie würden gerne länger an Franziskus' Grab verweilen. Doch jeder bekommt nur einen kurzen Augenblick. Dann muss man weitergehen.
Ein Papst für alle
"Ich war traurig, als ich hörte, dass Franziskus gestorben ist, kurz nachdem ich diese Reise gebucht hatte", sagt eine junge Frau aus Kroatien. Sie sei stolz und dankbar, hier sein zu dürfen. Für sie sei Franziskus der Papst gewesen, der Gerechtigkeit gewollt habe. Er habe betont, dass jeder Mensch vor Gott gleich sei, unabhängig von Religion oder Hautfarbe.
Eine Ordensfrau aus Deutschland sagte nach ihrem Moment am Grab, dass Franziskus' Tod traurig gewesen sei. Man habe so schnell einen Vater verloren, zugleich aber einen neuen Heiligen gewonnen. "Unser jetziger Papst braucht Zeit", sagt sie. Leo bemühe sich. Doch Franziskus hätte sich ihrer Meinung nach mehr Veränderung gewünscht, besonders in Bezug auf den Frieden. Gerade in Israel und Gaza litten viele Kinder. Franziskus wäre über die dortige Situation zutiefst traurig gewesen.
"Franziskus hat uns Hoffnung geschenkt"
Unter den Pilgern ist auch eine Gruppe aus Lateinamerika. Ein Pfarrer aus Brasilien berichtet, er hätte Franziskus gerne persönlich gesehen. Das sei nun nicht mehr möglich. Den Besuch am Grab empfinde er aber als Trost. Eine Frau aus Ecuador nennt es einen "heiligen Moment". "Mit dem ganzen Herzen erleben wir das", sagt sie. Eine andere Pilgerin aus Peru ergänzt: "Diese Begegnung ist ein Segen für alle Pilger. Franziskus hat uns Hoffnung geschenkt. Wir Christen müssen das offener leben."
Besonders eindrücklich sind die Worte einer älteren Pilgerin aus Ecuador: Es sei vielleicht gut, dass Franziskus diese Welt nicht mehr sehen müsse. Es gebe kaum noch Respekt, denn die Gesellschaft sei egoistisch geworden. Und doch habe sie etwas Zuversicht: "Ich vertraue auf den Geist von Papst Franziskus. Sein Grab zu besuchen war wie eine Flamme der Hoffnung, die in uns weiterlebt.", sagt sie.