Kölner "Sankt Martina" zu Pferdeschutz-Regeln an Karneval

"Pferde gehören nicht in den Rosenmontagszug"

Sollen Pferde in Karnevalsumzügen mitgehen? Bei dieser Frage scheiden sich zwischen Tierschützern und Karnevalisten die Geister – trotz neuer Bestimmungen. Für die Reiterin und "Sankt Martina" Cornelia Beutelstahl gibt es da nur eine Antwort.

Diskussion um Pferde im Karneval / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Diskussion um Pferde im Karneval / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

DOMRADIO.DE: Keine übergewichtigen Reiter, Handyverbot, Dopingkontrollen – neue Leitlinien sollen in NRW Pferde in Karnevalszügen schützen. Was halten Sie von den neuen Bestimmungen, die die Pferde schützen sollen?

Cornelia Beutelstahl (Reiterin, seit sechs Jahren "Sankt Martina" in Köln): Grundsätzlich finde ich es schon mal gut, dass sich was tut. Es geht recht schleppend, aber es tut sich was. Das ist auf jeden Fall schon mal sehr positiv. In Köln dürfen Reiter mitsamt Sattelzeug 20 Prozent des Pferdegewichts auf die Waage bringen. Ich habe mir das mal ausgerechnet: Im Schnitt wiegen die Reitpferde um die 650 Kilo. 20 Prozent davon sind 130 Kilogramm. Das heißt, wir reden von 130 Kilo, die das Pferd durch den Rosenmontagszug tragen muss. Wenn das Pferd trainiert ist, funktioniert das alles wunderbar. Was man aber dabei auch bedenken soll: Die müssen trotzdem dreieinhalb Stunden den Zug entlang reiten. Ich finde, das hinkt ein bisschen.

Ähnlich ist es mit den anderen Richtlinien, die in der Liste stehen: Zum Beispiel, dass eine Gelassenheitsprüfung bestanden werden muss. Diese Prüfung habe ich mir auch mal angesehen. Da werden Luftballons steigen gelassen, es wird Flatterband vorgezeigt. Das Pferd muss stillstehen, aber einzeln und zehn Minuten lang. Das ist für mich jetzt auch nicht unbedingt vergleichbar mit dreieinhalb Stunden Rosenmontagszug - mit anderen Pferden, mit Menschen, mit Musik, und und und.

DOMRADIO.DE: Können Sie uns beschreiben, wie sich Pferde in dieser Situation fühlen? 

Beutelstahl: Kein Pferd hat je gesprochen und gesagt: Ich fühle mich so und so. Aber, ich wage schon zu behaupten, dass man erkennen kann, wenn das Pferd einen angespannten Eindruck macht: Wenn Pferde etwa viel schwitzen, wenn sie schnell atmen, wenn sie extrem viel und hektisch kauen, wenn das Weiße in den Augen zu sehen ist, sind das absolute Stress-Anzeichen. Oder wenn sie auf der anderen Seite sehr matt, resigniert und wie abgekapselt wirken - das ist kein Normalzustand für ein Pferd.

DOMRADIO.DE: Wenn es jetzt nur ein Ja oder ein Nein gäbe, wie würden Sie entscheiden? Gehören Pferde in einen Rosenmontagszug?

Beutelstahl: Ich persönlich würde sagen, sie gehören nicht mehr in den Rosenmontagszug.

DOMRADIO.DE: Sie reiten selbst bei Martinsumzügen vorweg. Was ist da anders fürs Pferd?

Beutelstahl: Bei so einem Martinsumzug beläuft sich das auf 20 Minuten. Wir laufen durch ein Wohngebiet, abends, mit 30 bis 50 kleinen Kindern, zehn Metern Abstand. Ganz am Ende eine Zwei-Mann-Blaskapelle. Im Gegensatz zu dreieinhalb Stunden, tausenden Menschen, Musik, Alkohol, Enge, Sachen, die geworfen werden. Ja, es gibt Auslauf-Positionen, wo die Pferde aus dem Zug rausgenommen werden können oder Engpässe umlaufen können. Aber ich glaube, es besteht schon ein großer Unterschied zwischen einem Rosenmontagszug und einem Martinsumzug.

Das Interview führte Verena Tröster. 


Cornelia Beutelstahl / © N.N. (privat)
Cornelia Beutelstahl / © N.N. ( privat )
Quelle:
DR