Pfarrer Schießler sieht Herausforderung in Weihnachten

"Kein Hochfest der Perfekten"

Der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler wünscht sich einen weniger romantischen und realistischeren Blick auf Weihnachten. Er richtet sich damit nicht nur an die Gesellschaft, sondern fordert auch die Kirche zu einem Umdenken auf.

Ein realistischer Blick auf Weihnachten? / © Iryna Imago (shutterstock)
Ein realistischer Blick auf Weihnachten? / © Iryna Imago ( shutterstock )

Rainer Maria Schießler wendet sich gegen eine romantisierende Sicht auf Weihnachten. "Weihnachten ist nicht zuerst ein Fest der Idylle, sondern ein Fest der Nähe Gottes zu den Verwundeten des Lebens", sagte Schießler der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Pfarrer Rainer Maria Schießler am 28. Februar 2023 in München. / © Dieter Mayr (KNA)
Pfarrer Rainer Maria Schießler am 28. Februar 2023 in München. / © Dieter Mayr ( KNA )

Das Fest stelle für Menschen in gesicherten Verhältnissen eine Herausforderung dar, so der Geistliche. "Dieses Fest will nicht nur trösten, es will aufrütteln, verändern, in Bewegung bringen." Christliche Hoffnung bedeute demnach, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

Weihnachten durchbreche Leistungsansprüche

Die Bedeutung von Weihnachten sieht Schießler insbesondere in der Darstellung Gottes als verletzlichem Kind. "Gott macht sich klein, damit niemand zu klein sein muss, um von ihm gesehen zu werden." Die Erzählung durchbreche gewohnte Hierarchien und setze einen Kontrapunkt zu gesellschaftlichen Leistungsansprüchen.

Fokus auf gesellschaftliche Randgruppen - gerade an Weihnachten / © van Blerk (shutterstock)
Fokus auf gesellschaftliche Randgruppen - gerade an Weihnachten / © van Blerk ( shutterstock )

Mit Blick auf die Kirche fordert Schießler, stärker auf Menschen in schwierigen Lebenslagen zuzugehen. "Ich wünsche mir gerade zu Weihnachten, dass wir alle in der Kirche gemeinsam anfangen, weniger um unser eigenes Image besorgt zu sein und uns mehr um die Menschen da draußen sorgen, die sich selbst längst abgeschrieben haben, die einfach irgendwie schon vergessen sind." Kirche müsse lernen, nicht zuerst auf die zu schauen, die sowieso kommen, sondern auf die, die keine Perspektive mehr für sich sehen, die weit weg sind - "von Hungernden im Sudan, den Kriegsgebieten auf der ganzen Erde bis hin zu den sozial Abgestürzten bei uns zuhause". Denn, Weihnachten sei kein "Hochfest der Perfekten", sondern ein "Schutzraum für die Zerbrochenen".

Weihnachtsbaum / © IgorAleks (shutterstock)

Sein persönlicher Zugang zum Fest sei durch frühe familiäre Erfahrungen geprägt, berichtete der Pfarrer. "An Heiligabend durfte alles weicher, offener und verletzlicher sein." Niemand habe sich für seine Menschlichkeit schämen müssen - "kniete man doch gemeinsam vor einem hilflosen Kind in einem Stall". Diese Ehrlichkeit habe ihn geprägt.

Weihnachten

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Wann genau vor etwa 2.000 Jahren Jesus geboren wurde, ist nicht bekannt. Die Feier des 25. Dezember als Geburtsfest Jesu ist erstmals für das Jahr 336 in Rom bezeugt.

Weihnachten heißt so viel wie heilige, geweihte Nächte. Die Geburt Jesu bedeutet nach christlichem Verständnis die Menschwerdung Gottes; in Jesus hat sich Gott den Menschen mitgeteilt, sich in ihre Geschichte hinein begeben, sich ihrer erbarmt und ihnen Heil geschenkt. Deshalb gilt Weihnachten als Fest der Liebe.

Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod (dpa)
Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod ( dpa )
Quelle:
KNA