Pfarrer Klaus-Peter Vosen über das ewige Leben

"Tor nicht Tod"

Ist mit dem Tod alles aus? Die christliche Religion hat darauf eine recht tröstliche Antwort: ewiges Leben. Doch wie sieht es aus? Pfarrer Klaus-Peter Vosen hat sich mit diesen existenziellen Fragen auseinandergesetzt und ein Buch geschrieben.

Madonna auf einem Grab / ©  Harald Oppitz (KNA)
Madonna auf einem Grab / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Anstoß zu dieser Veröffentlichung war für Sie der Tod Ihrer Mutter vor drei Jahren. Welche Erfahrungen haben Sie da selber als Pfarrer gemacht?

Pfarrer Klaus-Peter Vosen (Buchautor und ab Dezember Pfarrer in Wuppertal-Barmen): Es ist das tägliche Brot eines Pfarrers, Menschen in Trauersituationen Kraft, Stütze und Hoffnung zu spenden. Als jetzt der Verlust durch den Tod eines lieben Menschen an mich selbst herangetreten war, da habe ich mir die Fragen gestellt: Was vermittelst du da eigentlich? Was sagst du da? Inwieweit sind hier Antworten, die du gibst, existenziell? Was kannst du von dem, was du verkündest, mit deinem Leben bestätigen? Als meine Mutter verstarb, habe ich noch einmal über meinen Glauben und über meine Position gegenüber dem Tod nachgedacht. Daraus ist dieses kleine Büchlein entstanden.

DOMRADIO.DE: Sind Sie denn da selber ins Grübeln gekommen?

Vosen: Natürlich bin ich als Mensch ins Grübeln gekommen. Keiner hat den Glauben jemals ganz als bleibenden Besitz. Der Glaube ist ein kostbares Geschenk von Gott, das wir auch annehmen lernen und um das wir auch ringen müssen. Wenn wir uns um den Glauben nicht bemühen würden, dann würde er auch den sogenannten "professionellen Glaubensverkündern" unter den Händen zerrinnen.

DOMRADIO.DE: Und das Ringen fällt ja nicht immer leicht, gerade - wie Sie gesagt haben - wenn man jemanden verliert….

Vosen: Es gibt überzeugende Argumente für das ewige Leben. Ich kann sagen, dass ich mich mit der ganzen Thematik des ewigen Lebens auseinandergesetzt habe, das hat meinen Auferstehungsglauben noch einmal gestärkt. Das ewige Leben meint, dass wir nach unserem Sterben weiterleben und zwar in christlicher Perspektive in Gottes Welt.

DOMRADIO.DE: Was für Argumente haben Sie denn für das ewige Leben zusammengetragen?

Vosen: Schon im Alten Testament heißt es: Gott der Herr hat den Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen. Dann ist also etwas von Gottes Unsterblichkeit auch in uns - etwas, das unvergänglich ist.

Das Charakteristikum Gottes ist, dass er nicht vergeht wie die Dinge der Natur, wie die Dinge dieser Welt oder wie der menschliche Laib, sondern dass er ewig ist, dass er unzerstörbar ist. Wenn das stimmt, dann dürfen wir darauf vertrauen, dass diese "christliche Seele" auch nach dem Tod weiterlebt.

DOMRADIO.DE: Aber warum ist das so?

Vosen: Schon im Alten Testament wird uns das gesagt. Wenn in den alten Reichen des Orients ein großer König nicht in jeder Provinz zugegen sein konnte, setzte er auf den Marktplatz der Provinzhauptstadt sein Bild. Und vor diesem Bild wurde zum Beispiel Recht gesprochen.

Und ähnlich hat Gott, der Herr, gehandelt. Er hat den Menschen als sein Ebenbild in seine Schöpfung beziehungsweise in diese Welt hineingesetzt. Ein König im alten Orient hätte es aber niemals zugelassen, dass sein Bild vernichtet und nicht wertgeschätzt worden wäre. Und so kann auch Gott, der Herr, es um seiner selbst willen nicht zulassen, dass der Mensch in seiner Seele korrumpiert würde und einfach vergehen würde wie ein Herbstblatt, das in diesen Tagen von den Bäumen fällt.

DOMRADIO.DE: In Ihrem Buch gibt es inspirierende Leitgestalten wie den Apostel Paulus, aber auch Schwester Pascalina Lehnert oder auch die heilige Theresia von Lisieux. Was können wir denn von diesen Menschen in Bezug auf den Tod und auf das ewige Leben lernen?

Vosen: Wir können von diesen Menschen eine christliche Haltung gegenüber dem Tod lernen. Sie haben ihn sehr ernst genommen. Sie haben ihn nicht wegdiskutiert. Paulus sagt: Trauert nicht wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Aber das heißt ja: Trauern dürft ihr schon, denn Trauern gehört zum Menschsein dazu. Es ist ja ganz klar, wenn ein lieber Mensch fortgeht, dass wir ihn dann vermissen.

Paulus sagt dann: Trauert aber nicht wie jene, die keinen Glauben haben, sondern schaut weiter. Schaut über das Grab hinaus. Ihr dürft Hoffnung haben. Ihr dürft Glauben haben. Ihr steht da auf ganz sicherem Grund. Die Heiligen, wie etwa Theresia von Lisieux bestätigen das. Die alttestamentlichen Vorbilder lenken auf die Auferstehung Jesu Christi hin.

DOMRADIO.DE: Was hoffen Sie denn, was der Leser aus diesem Buch mitnimmt?

Vosen: Ich hoffe sehr, dass er in seinem Glauben gestärkt wird, dass er sagen kann: Ja, das ist plausibel. Schon in der Natur gibt es bestimmte Bilder für die Auferstehung. Das klassische Bild ist das Bild der Raupe, die sich verpuppt, die sich verspinnt und irgendwann als Schmetterling dasteht.

Genauso ist es mit dem menschlichen Leben, das wir zunächst in dieser irdischen Existenz leben, aber dann in ganz neue Dimensionen vorstoßen sollen, wenn wir einmal jenseits des Todes sind. Allein schon diese Gedanken machen es plausibel, dass es auch dem Menschen so ergeht.

Und wenn wir an Jesus Christus denken und was uns die Heilige Schrift über seine Auferstehung sagt, dann ist das für uns auch das Bestimmende. Die Auferstehungszeugen, die den Herrn als den Lebendigen erlebt haben, die haben nicht sofort in einen euphorischen Freudenruf eingestimmt. Sondern was für mich die tatsächliche Auferstehung so überzeugend macht, ist der sogenannte Osterschrecken. Theologen nennen die ersten Zweifel so: Ist es wahr, dass der Tote vor uns steht und lebt? Das kann doch gar nicht sein. Erst, als durch viele Anzeichen, gute Indizien deutlich wird "der Herr ist wirklich da", dann wird der Freude Raum gegeben.

Das Interview führte Heike Sicconi.


Pfarrer Klaus-Peter Vosen / © Boecker (DR)
Pfarrer Klaus-Peter Vosen / © Boecker ( DR )
Quelle:
DR