"Pfarrer-Initiative" in Österreich

Kein Weg in ein Schisma

Ende Juni hatte in Österreich eine Gruppe von Klerikern zu "Ungehorsam" gegen Rom aufgerufen und unter anderem die Zulassung von verheirateten Männern sowie von Frauen zum Priesteramt gefordert. Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn erteilte ihnen nun erneut eine Absage.

Wiens Kardinal Schönborn beim WJT von Madrid (DR)
Wiens Kardinal Schönborn beim WJT von Madrid / ( DR )

"Wenn ich in unserer Diözese aus der Gemeinschaft der katholischen Kirche ausscheren würde, dann würde ich unsere Diözese in ein Schisma führen", sagte Schönborn am Wochenende im ORF-Radioprogramm Ö1-"Journal zu Gast". Dafür stehe er "nicht zur Verfügung". Er sehe seine Verantwortung darin, die Einheit der Kirche zu bewahren.



Er sei sich mit der Priester-Initiative einig, dass Strukturreformen notwendig seien, erläuterte Schönborn. Man habe aber mit dem Reformweg des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) "andere Lösungsansätze"; dieser sei bei weitem noch nicht umgesetzt. Regeländerungen seien nur mit einem Konzil möglich.



In der ORF-Sendung "Zeit im Bild 2" sagte Schönborn am Freitagabend, die große Frage sei, welche Reformen "wirklich notwendig" und welche "zielführend" seien. Da gebe es zweifellos große Unterschiede, "und zwar nicht nur zwischen Rom und den Bischöfen einerseits und der Pfarrer-Initiative, sondern auch im Volk Gottes selbst und unter den Priestern." Die katholische Kirche müsse ihren Weg der Reform mit dem Papst gehen, betonte der Wiener Kardinal.



Weitere Gespräche

Schönborn kündigte für den Herbst ein weiteres Gespräch mit dem Vorstand der Pfarrer-Initiative an. "Dann sieht man, wie die nächsten Schritte weitergehen." Aktuell gebe es aber keinen Grund für Konsequenzen: "Wenn es zu Handlungen kommt, die wirklich der katholischen Glaubenslehre deutlich widersprechen, dann kann es zu ernsten Konflikten kommen." Er persönlich glaube aber nicht, "dass wir so weit sind".



Forderungen nach einer Änderung der Zulassungsbedingungen zum Priesteramt werde er nicht unterstützen, so der Kardinal. "Jeder kann nach Rom schreiben, aber ich werde mich ganz entschieden und aus tiefster Überzeugung weiterhin für den zölibatären Weg des römisch-katholischen Priesters einsetzen."



Ende Juni hatte eine Gruppe von Klerikern um den früheren Wiener Generalvikar Helmut Schüller zu "Ungehorsam" gegen Rom aufgerufen. In einer Erklärung verlangten die Geistlichen unter anderem die Zulassung von verheirateten Männern sowie von Frauen zum Priesteramt. In dem Appell heißt es: "Die römische Verweigerung einer längst notwendigen Kirchenreform und die Untätigkeit der Bischöfe erlauben uns nicht nur, sondern sie zwingen uns, dem Gewissen zu folgen und selbstständig tätig zu werden." Man wolle "Zeichen setzen" und Verboten aus Rom zuwiderhandeln.



Die Unterzeichner erklärten, "gutwilligen" Gläubigen die Eucharistie nicht verweigern zu wollen. Dies solle etwa wiederverheiratete Geschiedene, Mitglieder anderer christlicher Kirchen und "fallweise" auch aus der Kirche Ausgetretene betreffen. Zudem wollen die Priester ausgebildete Laien wie etwa Religionslehrer predigen lassen und die Zahl ihrer Messfeiern unter Verweis auf den Priestermangel reduzieren.