Pfarrer beschreibt seine Berufung zum Priesteramt

"Gott hat mit mir etwas vor"

Der Weltgebetstag um geistliche Berufungen wird immer am vierten Ostersonntag begangen. Schon recht früh hat Tobias Zöller gespürt, dass Gott ihn braucht. Der Pfarrer liebt seine Aufgabe. Auch wenn es mal nicht ganz rund läuft.

 Priester hält eine Hostienschale
 / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Priester hält eine Hostienschale / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie sind seit drei Jahren leitender Pfarrer des Sendungsraums Oberberg Süd, rund um Waldbröl und wurden nach dem Theologiestudium in Bonn und Wien 2005 zum Priester geweiht. War Ihnen immer klar, Priester zu werden?

Tobias Zöller / © Thomas Munns (privat)
Tobias Zöller / © Thomas Munns ( privat )

Pfarrer Tobias Zöller (Leitender Pfarrer des Sendungsraums Oberberg Süd): Ich habe tatsächlich sehr früh gespürt, dass Gott mich irgendwie braucht und mich ruft. So kurz nach meiner Erstkommunion habe ich zum ersten Mal darüber nachgedacht, Priester zu werden. Dann kamen natürlich die Stürme der Jugend dazu. Aber letztendlich bin ich nach meinem Abitur ins Albertinum (Das Bonner Collegium Albertinum war bis Ende Februar 2024 das Theologenkonvikt des Erzbistums Köln, Anm. d. Red.) gegangen und habe dann in Bonn und in Wien mein Theologiestudium begonnen.

Tobias Zöller

"Gott hat mich mit Schönerem und Größerem beschenkt, als die Herausforderungen, die er mir auf den Weg gab."

DOMRADIO.DE: Was hat Sie überzeugt? Wie fühlt sich Berufung an?

Zöller: Es ist nicht so wie beim Heiligen Paulus, wo auf einmal ein helles Licht vom Himmel kommt und dann alles klar ist. Ich habe manchmal das Gefühl, Gott stupst einen immer wieder so ein wenig an und versucht einen ganz sanft, aber beständig dazu zu bekommen, Ja zu sagen. Es ist das Gefühl, Gott hat mit mir etwas vor, Gott braucht mich. Er hat einen Dienst und den soll ich erfüllen.

DOMRADIO.DE: Gab es denn auch mal Zweifel für Sie? 

Zöller: Ich bin seit 19 Jahren Priester. Es gab schon mal Zeiten, wo ich mir gedacht hab, dass es eine Last ist, aber so einen Moment, dass ich richtig an meiner Berufung gezweifelt habe, gab es nicht.

Egal, welchen Lebensweg man einschlägt, es gibt Zeiten, wo nicht alles Jauchzen und Halleluja ist, sondern wo es auch eine Herausforderung darstellt. Diese Herausforderung habe ich immer wieder mal gespürt, aber letztendlich hat mich Gott immer mit mehr und Schönerem und Größerem beschenkt, als die Herausforderung, die er mir auch mit auf den Weg gegeben hat.

Tobias Zöller

"Der Priesterberuf ist für mich eine Lebenshaltung."

DOMRADIO.DE: Was war die Last für Sie? Sind das auch die Negativschlagzeilen, die die Kirche ab und zu macht?

Zöller: Ja. Ich kann mich noch erinnern, als 2018 die MHG-Studie vorgestellt wurde und ich diese Pressekonferenz sah. Ich habe vor dem Fernseher gesessen und vor Zorn und Scham geheult, weil ich gedacht habe, das darf doch nicht wahr sein. 

Es ist eine Gemeinschaft, der ich mein Leben verschrieben habe und bei ich auch das Gefühl habe, dass wir für etwas Gutes, für etwas Positives, Stärkendes und Heilung Schenkendes stehen. Und dann geschehen solche schrecklichen Dinge bei uns. Das hat mich sehr beschämt. Da habe ich auch überlegt, ob ich hier richtig bin?

DOMRADIO.DE: Aber Sie haben nur kurz überlegt?

Zöller: Ja, ich habe nur kurz überlegt. Ich habe dann gesagt, ich bin um Gottes Willen hier, weil ich das Gefühl hatte, Gott braucht mich hier an meiner Stelle, wo ich bin. Deswegen möchte ich auch trotz allen Stürmen etwas Positives setzen, nämlich die frohe Botschaft verkünden und so weit mir das in meiner Kraft möglich ist, auch leben.

Das ist das Entscheidende. Es gibt viel menschliche Schwäche. Es gibt aber auch den guten Geist Gottes, der wirkt. Das hält mich dabei.

DOMRADIO.DE: Wie können Sie denn auch persönlich für den Priesterberuf werben und auch junge Leute versuchen, davon zu überzeugen?

Zöller: Der Priesterberuf ist für mich eine Lebenshaltung. Ich bin nicht nur Priester an fünf Tagen pro Woche, sondern die ganze Zeit meines Lebens. Ich schätze und liebe die Vielfalt dieses Berufes. Ich komme mit vielen Menschen in vielen verschiedenen Situationen in Kontakt. Ich merke, dass ich durch mein Dasein Menschen Kraft geben kann. 

Wenn ich Sakramente spende, merke ich, dass Menschen daraus für ihr Leben Kraft und Hoffnung schöpfen. Und ich merke, dass Menschen nach Gemeinschaft suchen. Wenn man Menschen helfen kann, Anschluss zu finden, Gemeinschaft zu finden, dann ist das auch für einen selbst ein unglaubliches Geschenk.

Tobias Zöller

"Ich merke, dass ich durch mein Dasein Menschen Kraft geben kann."

DOMRADIO.DE: Am Sonntag beten Menschen überall um geistliche Berufung. Der Weltgebetstag steht dieses Jahr unter dem Motto "Berufen, Hoffnung zu säen und Frieden zu schaffen". Was hat es damit auf sich?

Zöller: Ich glaube, dass wir in unserer Zeit dringend Hoffnung brauchen. Es sind so viele Herausforderungen, so viele Konflikte in unserer Welt, so viele Nachrichten, die einen herunterziehen, die einen hoffnungslos machen können.

Wir sind dazu gerufen, zu sagen, dass diese Welt nicht nur aus Krisen besteht, sondern dass diese Welt auch einen sehr positiven Weg in die Zukunft geht. Ich glaube, wir können da mit unserer frohen Botschaft gut einhaken. 

Der Friede, für den wir beten, ist etwas ganz Wichtiges. Wenn wir Gott an unserer Seite haben, dann bekommt das Gebet um Frieden wirklich Relevanz und wird kraftvoll. Und umso mehr Menschen da beten, umso weniger Chance haben Gewalt und Tod.

Das Interview führte Carsten Döpp.

Weltgebetstag um geistliche Berufungen

Der Weltgebetstag um geistliche Berufungen wird jedes Jahr am vierten Ostersonntag begangen, dieses Jahr (2024) am 21. April. Er steht unter dem Leitwort: "Berufen, Hoffnung zu säen und Frieden zu schaffen". Der Weltgebetstag um geistliche Berufungen wurde 1964 von Papst Paul VI. eingeführt. Er will zu einer tiefen Erneuerung des Glaubens und der Kirche beitragen, indem darum gebetet wird, dass Gott die Menschen sende, die dazu bereit sind, mit Hingabe das Evangelium zu verkünden. (Quelle: Zentrum für Berufungspastoral/DR)

Eine Frau im Gebet / © Jantanee Runpranomkorn (shutterstock)
Eine Frau im Gebet / © Jantanee Runpranomkorn ( shutterstock )
Quelle:
DR