Pfarrei in Bergisch Gladbach feiert Antonius-Oktav

Was bedeutet Gemeinde heute?

Zur Verehrung ihres Patrons feiert die Pfarrgemeinde St. Antonius in Bergisch Gladbach eine ganze Oktav. Das Motto: "Lebendige Gemeinde sein". Auch Kardinal Woelki wird sie besuchen. Pfarrer Bernards freut sich schon auf die Feiern.

Antonius der Einsiedler (KNA)
Antonius der Einsiedler / ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie feiern vom 12. bis 19. Januar. Ihr Pfarrpatron ist nicht der Heilige Antonius von Padua, sondern Antonius der Große. Der hat seine Ursprünge in Ägypten und muss ein biblisches Alter erreicht haben.

Christoph Bernards (Pfarrer der Gemeinde St. Antonius in Bergisch Gladbach): Das ist richtig. Antonius Abbas war, so erzählt man sich, 105 Jahre alt geworden. Er lebte in Mittelägypten, war der Sohn einer wohlhabenden christlichen Bauernfamilie und wurde schon früh gemeinsam mit seiner Schwester Waise. Die Eltern verstarben, er erbte das Vermögen, und in ihm schlummerte eine Sehnsucht nach dem, was das Leben für ihn bereithält – wie das so ist bei jungen Menschen. 

Dann hörte er in der Kirche den Satz: "Geh, verkaufe alles, was du hast, und gib das Geld den Armen." Und einen zweiten Satz: "Sorge dich nicht um morgen, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen." Daraus zog er den Schluss, alles Vermögen wegzugeben, in die Wüste zu gehen, in die Einsiedelei zu gehen und dort ganz für Gott da zu sein und für Gott zu leben.

Christoph Bernards

"Dieser Sehnsucht gab er Raum und damit steckte er andere an." 

DOMRADIO.DE: Das heißt, er steht für Armut und Keuschheit. Kann man das so sagen?

Bernards: Er steht sicherlich auch für Armut und Keuschheit. In erster Linie aber für ein Leben aus der Sehnsucht heraus, dass das Leben mit Gott ein großes Mehr bietet. Dieser Sehnsucht gab er Raum und damit steckte er andere an. Seine Lebensweise war so ansteckend, dass andere Einsiedler sich um ihn herum ansiedelten. Daraus wurde ein loser Verband von Einsiedlern. Damit gilt Antonius Abbas als Begründer des Mönchtums.

DOMRADIO.DE: Sie feiern nicht einfach das Patrozinium mit einer Messe. Sie nehmen sich acht Tage rund um den 17. Januar, seinem Gedenktag, um ihn zu verehren. Was ist Ihre Botschaft während dieses Patroziniums?

Bernards: Dieses Jahr steht unser Patrozinum unter der großen Überschrift "Lebendige Gemeinde sein". Die Botschaft wird sicherlich sehr unterschiedlich ausfallen. Wir feiern ja nicht nur am Sonntag und am Patronatstag die Messe. Wir feiern täglich eine heilige Messe mit verschiedenen Predigern und Zelebranten, die aus ihrer jeweiligen Perspektive beleuchten, wie eine Gemeinde heute lebendig sein kann.

Christoph Bernards

"Dieser geistliche Input, durch die verschiedenen Prediger, wird uns sicherlich guttun."

Wir erleben ja, dass ganz viel wegbricht, nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche. Wir schlagen hier einen neuen Weg ein, um die Gemeinde so zu gestalten, dass viel mehr Verantwortung in die Hände nicht geweihter und ehrenamtlicher Mitarbeiter gelegt wird. 

Dazu müssen wir uns Gedanken machen. Diese machen wir uns eh schon, aber dieser geistliche Input durch die verschiedenen Prediger wird uns sicherlich guttun. Es kommt unter anderem ein indischer Mitbruder, der uns erzählt, wie das in seiner Heimat läuft. Am Sonntag wird der Kardinal kommen und Weihbischof Puff wird die Antonius-Oktav dann abschließen.

DOMRADIO.DE: Zwei Pontifikalämter, die Ihre Antonius-Oktav einrahmen. So hohen Besuch haben Sie vermutlich nicht in jedem Jahr.

Bernards: Nein, das ist tatsächlich ausgesprochen selten. Weihbischof Puff war schon mal bei uns und der ein oder andere Geistliche, der im Bistum bekannt ist, wie Prälat Sauerborn, der immer wieder mal bei uns ist. Aber das ist dieses Jahr ein Novum. Wir freuen uns auch sehr darüber, dass der Erzbischof kommt.

DOMRADIO.DE: Wie bewerten Sie das, dass er kommt?

Bernards: Das ist für uns erst mal eine schöne Auszeichnung, eine Ehre. Der Erzbischof kommt ja nicht jeden Tag zu Besuch. Und zum anderen bin ich auch sehr gespannt darauf, wie er aus seiner Sicht uns erzählen wird, wie Gemeinde lebendig sein kann. Er ist ja derjenige, der diesen Prozess im gesamten Erzbistum zu verantworten und zu steuern hat. Seinen Input finde ich sehr wichtig. Da werde ich gut hinhören, was er so denkt.

Christoph Bernards

"In erster Linie stemmen das die Menschen vor Ort. Ich darf da nur mitmachen."

DOMRADIO.DE: Am 17. Januar findet das eigentliche Patrozinium, das Fest des Heiligen Antonius, statt. An dem Tag werden Sie die Messe halten. Haben Sie die Predigt schon fertig?

Bernards: Nein, die Predigt habe ich noch nicht fertig. Sie wächst jetzt im Laufe der nächsten Tage und der Impulse, die ich selber mitbekomme. Ich werde bei jeder Messe anwesend sein. Ich weiß bereits, dass es um diese Sehnsucht gehen wird, die Antonius Abbas in sich trug und der er Raum gegeben hat. Aus dieser Verantwortung heraus geht es darum, das Christsein in der Gemeinde zu gestalten, eine wirklich lebendige Gemeinde zu sein. 

Viele Menschen engagieren sich, indem sie hier und dort einen Beitrag leisten. Diese ganze Oktav ist nicht etwas, was ich stemme. In erster Linie stemmen das die Menschen vor Ort. Ich darf da nur mitmachen. Und das freut mich sehr.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Quelle:
DR

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