Personalentscheidungen im Vatikan

Personalpolitik a la Bergoglio

Der Papst hat den neuen Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz und seinen neuen Stellvertreter für das Bistum Rom ernannt.

Papst Franziskus während der Vollversammlung / © Cristian Gennari (KNA)
Papst Franziskus während der Vollversammlung / © Cristian Gennari ( KNA )

Zwei wichtige Posten hat der Papst neu vergeben: Kardinal Gualtiero Bassetti (75) setzte er an die Spitze der Italienischen Bischofskonferenz (CEI). Den bisherigen Weihbischof Angelo De Donatis (63) ernannte er zu seinem Stellvertreter im Bistum Rom.

Außerdem wurde der Schönstatt-Priester Alexandre Awi Mello (46) zum Sekretär der Vatikanbehörde für Laien, Familie und Leben gemacht.

"Alte haben noch Träume"

Mit Bassetti wird der Favorit der italienischen Bischöfe Nachfolger von Kardinal Angelo Bagnasco (74). Dass Franziskus Bassetti schätzt, war bekannt. 2014 erhob er ihn zum Kardinal, obwohl er als Erzbischof von Perugia kein traditioneller Anwärter war. Die Ernennung war dennoch keinesfalls sicher. Franziskus bat zwar die Bischöfe um Vorschläge, war an deren Liste aber nicht gebunden.

Bassetti ist den Umgang mit Bischöfen gewohnt: Von 2009 bis 2014 war er Vizepräsident der CEI; 2013 ernannte Franziskus ihn zum Mitglied der Bischofskongregation im Vatikan. Zwei Jahre später erschien zum 20-jährigen Jubiläum der Bischofsweihe Bassettis eine Textsammlung: "La Gioia della Carita" (Die Freude der Nächstenliebe). Darin ruft der Kardinal dazu auf, Nächstenliebe besonders gegenüber Benachteiligten und Armen zu bezeugen, "an die Ränder" zu gehen.

Seine Ernennung durch den 80-jährigen Franziskus bezeichnete der nur fünf Jahre jüngere Kardinal als Zeichen dafür, dass der Papst Alten zutraue, noch Träume zu haben. Ansonsten kündigte er an, keine vorgefertigten Pläne zu haben. Klar ist jedoch: Er ist auf Linie mit dem Papst. Dessen Wunsch entsprechend wolle er mit den italienischen Bischöfen weiter "gemeinsam voranschreiten". Zum Thema Kirche und Politik sagte Bassetti, die Kirche werde oft zu wenig gehört. Er kündigte an, seine Stimme zu erheben. Etwa angesichts der großen Probleme von Jugend und Familie: "Hier können wir nicht tatenlos bleiben."

De Donatis​ ist Meditationsexperte

Überraschender noch die Personalie Angelo De Donatis: Den Süditaliener hatte kaum einer auf dem Zettel - als Nachfolger des bisherigen Kardinalvikars Agostino Vallini (77) war vielmehr Weihbischof Paolo Lojudice gehandelt worden. Bei Bassetti und De Donatis zählen für Franziskus offenbar praktische Erfahrungen und der Einsatz für einige seiner Hauptanliegen: Nächstenliebe und Barmherzigkeit.

Der aus Apulien stammende De Donatis hat mehr als die Hälfte seines Lebens in Rom verbracht, war alleine 13 Jahre lang geistlicher Leiter des römischen Priesterseminars. 2014 hielt De Donatis, seit 1989 Mitglied des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, die Fastenexerzitien für den Papst und die Kurie. Zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit veröffentlichte er mehrere Meditationen; nach seiner Ernennung zum Generalvikar sagte der Moraltheologe: "Meine Aufgabe wird es sein, die Barmherzigkeit Gottes zu verkünden, mit Worten wie im Leben". Franziskus schätzt offensichtlich die "seelsorglichen und spirituellen Qualitäten De Donatis", den er im September 2015 zum Weihbischof machte und der sein neues Amt am 29. Juni antritt.  

Schönstätter wird Vatikan-Sekretär für Laien, Familie und Leben

Der Brasilianer Alexandre Awi Mello, bislang Direktor der Schönstatt-Bewegung in seinem Heimatland, erhält damit den zweitwichtigsten Posten in der neu geschaffenen Großbehörde unter Leitung von Kardinal Kevin J. Farrell. Die Schönstatt-Bewegung ist eine weltweit in mehr als 40 Ländern vertretene katholische geistliche Gemeinschaft. Gegründet wurde sie 1914 vom Pallottinerpater Josef Kentenich (1885-1968) in Schönstatt, einem Stadtteil des rheinland-pfälzischen Vallendar. Im Zentrum der Gemeinschaft stehen die Verehrung der Gottesmutter Maria, eine intensive Frömmigkeit im Alltagsleben und eine engagierte Weitergabe des katholischen Glaubens in der Gesellschaft.

Der 1971 in Rio de Janeiro geborene Mello studierte Philosophie und Theologie an der Päpstlichen Universität von Santiago de Chile und erwarb im Jahr 2000 einen akademischen Abschluss an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar. Derzeit beendet er eine Doktorarbeit zu Mariologie an der US-amerikanischen Dayton-Universität.

2001 wurde er als Mitglied der Schönstatt-Bewegung zum Priester geweiht. Von 2002 bis 2009 und ab 2012 übernahm Mello diverse Lehraufträge an katholischen Universitäten in Brasilien. 2007 arbeitete er mit dem Redaktions-Sekretariat der Generalkonferenz des lateinamerikanischen Episkopats in Aparecida zusammen. Eine prägende Erfahrung war für ihn die Zusammenarbeit mit dem damaligen Kardinal Jorge Mario Bergoglio - dem heutigen Papst Franziskus.


Kardinal Gualtiero Bassetti / © Cristian Gennari (KNA)
Kardinal Gualtiero Bassetti / © Cristian Gennari ( KNA )

Angelo De Donatis / ©  Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Angelo De Donatis / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA