Pegida-Demos belasten Polizisten

Zwischen allen Gruppen

Immer wieder montags: Die Pegida-Demos gehen den Polizisten an die Substanz, sagt der Vorsitzende der Konferenz Evangelischer Polizeipfarrer, Uwe Köster, domradio.de. Sie fühlen sich angefeindet - von Anhängern und Gegendemonstranten.

Bonner Gegendemo zu Pegida (dpa)
Bonner Gegendemo zu Pegida / ( dpa )

Die Belastung der Beamten ist zurzeit Thema auf dem Treffen evangelischer Polizeiseelsorger.

domradio.de: Was macht das mit einem Polizisten, einer Polizistin, wenn sie jede Woche den Anfeindungen der Pegida-Anhänger ausgesetzt ist?

Uwe Köster (Vorsitzender der Konferenz Evangelischer Polizeipfarrerinnen und Polizeipfarrer): Es sind ja nicht nur die Veranstaltungen der "besorgten Bürger" - der Pegida - , sondern es sind in der Regel auch die Gegendemonstrationen. Und die Polizei steht oft zwischen diesen beiden Gruppen – und muss sie auseinanderhalten.

Es muss beiden Gruppen das Recht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit garantiert werden. Das belastet in zunehmenden Maße. Die Belastung ist kontinuierlich hoch ist, wenn man Woche für Woche am Neumarkt, der Altstadt oder Neustadt in Dresden zu arbeiten.

domradio.de: Was bekommen Sie oder Ihre Kollegen von der Polizeiseelsorge mit?

Köster: Es gibt körperliche aber auch Belastungen psychischer Art. Das soziale Umfeld der Polizistinnen und Polizisten fragt nach: Warum steht ihr da eigentlich?  Müsstet ihr euch nicht auch positionieren? Die persönliche Meinung der Beamten spielt natürlich auch eine Rolle. Sie müssen sich in einem emotional belastenden Gesellschaftsthema irgendwo verorten, aber gleichzeitig ihre Neutralitätspflicht wahrnehmen.

domradio.de: Wenn ich sage: "Radikale Demonstranten radikalisieren irgendwann auch die Polizei" - was ist dran an dieser Gleichung?

Köster: Daran ist ganz grundsätzlich nichts dran. Aber es wird natürlich immer schwieriger für die Polizisten und Beamten, sich persönlich zu verorten. Sie stehen unter einem gewissen Legitimätsdruck auch gegenüber ihren Freunden und Familien. Aber die Polizei erleben wir immer noch als sehr professionell, die immer noch mit der gebotenen Professionalität versucht, ihre Arbeit zu tun.

domradio.de: Bis es hoffentlich bald personelle Entlastung für die Polizei gibt. Wie kann die Polizeiseelsorge den Beamten helfen?

Köster: Ich glaube, es ist wichtig, Polizisten und der Gesellschaft überhaupt Räume zu eröffnen, in denen Gespräche geführt werden können. Unser Staat lebt davon, dass es Meinungsvielfalt und Meinungsstreit gibt und dass der Staat dies aushält.

Wir müssen auch für Polizisten Räume schaffen, in denen sie sich ihre Meinung bilden können, auch mit berufsethischer Begleitung. Darüber hinaus ist es wichtig, Wertschätzung zu zeigen. Gerade wenn Polizisten meinen, dass ihre Arbeit gesellschaftlich wenig wertgeschätzt wird.

Wir müssen den Polizistinnen und Polizisten sagen, dass ihre Arbeit hochgradig sinnvoll  ist  - als Dienst am Staat, unserem Wertesystem, für Meinungsfreiheit und Versammlungsrecht. Das ist ist alles gleichermaßen Bestandteil der Werteordnung. Die Polizei verteidigt auch unsere innere Freiheit.

Das Gespräch führte Verena Tröster.


Pegida-Anhänger vor der Dresdner Frauenkirche / © Bernd Settnik (dpa)
Pegida-Anhänger vor der Dresdner Frauenkirche / © Bernd Settnik ( dpa )
Quelle:
DR