In einer Ansprache vor Angehörigen der diplomatischen Vertretung der Ukraine in der Türkei betonte Bartholomaios, dass "keine Nation das Recht hat, einer anderen ihren Willen aufzuzwingen, und keine Macht kann die Geschichte eines Volkes auslöschen". Die Zukunft der Ukraine müsse auf dem "festen Boden des Völkerrechts, der Selbstbestimmung und des gegenseitigen Respekts aufgebaut werden – nicht auf Zwang und Unterwerfung".
Die Souveränität der Ukraine stehe nicht zur Debatte, und sie lasse sich auch nicht "unter dem Deckmantel der Diplomatie wegverhandeln", sagte das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie am 23. Februar 2025 bei einem Gottesdienst in Istanbul. Zuletzt hatten die USA Gespräche mit Russland zu einer Beendigung des Krieges ohne Beteiligung der Kiewer Regierung geführt. Dies stieß auf Ablehnung und Besorgnis in der Ukraine und bei deren Verbündeten in Westeuropa.
Friedensprozess mit Ukraine als gleichberechtigtem Teilnehmer
"Während wir unseren Herrn weiterhin anflehen, die Führer zu leiten, um Frieden zu finden, erkennen wir an, dass wahrer Frieden nicht durch Gewalt oder externe Launen diktiert werden kann", so Bartholomaios weiter. Der Friedensprozess müsse die Ukraine als "gleichberechtigten Teilnehmer einbeziehen, ihr Recht auf eine Existenz ohne Furcht bekräftigen und Heilung für ein vom Krieg verwüstetes Land bringen".
Ausdrücklich würdigte der Patriarch "die unermüdlichen Bemühungen von Präsident Wolodymyr Selenskyj um die Verteidigung und den Schutz der Souveränität und Integrität der Ukraine". Zuletzt war auch dieser unter Druck der USA geraten, Wahlen in der Ukraine abzuhalten.
Angriffskrieg muss bestraft werden
In der Ukraine selbst riefen die Glaubensgemeinschaften ebenfalls zu Gebeten auf für einen Sieg und gerechten Frieden. Der Allukrainische Rat der Kirchen und Religionsgemeinschaften bekräftigte, der russische Angriffskrieg dürfe nicht belohnt werden. Dieser habe unermessliches Leid gebracht und müsse gerecht bestraft werden.
"Der Kern der russischen Aggression und der abscheulichen Verbrechen liegt in der chauvinistischen und menschenfeindlichen Ideologie der so genannten 'Russischen Welt'", heißt es in der Erklärung des Kirchenrates weiter. Diese Ideologie werde vom Kreml zusammen mit der russisch-orthodoxen Kirche und anderen Konfessionen Russlands aktiv gefördert.