Pater Philipp Kuschmann hat die Abtsbenediktion erhalten

"Führung nach der Regel Benedikts"

Es ist die höchst gelegene Benediktinerabtei Europas und hat seit kurzem einen deutschen Abt. Am Samstag wurde Philipp Kuschmann OSB ins Amt eingeführt. Er fühlt sich in Südtirol sehr wohl und verrät, was er für die Zukunft plant.

Abtei Marienberg in Südtirol / © LianeM (shutterstock)
Abtei Marienberg in Südtirol / © LianeM ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie sind erst ganz wenige Tage im Amt. Wie fühlt sich das an? 

Neuer Abt von Marienberg: Philipp Kuschmann OSB (DR)
Neuer Abt von Marienberg: Philipp Kuschmann OSB / ( DR )

Philipp Kuschmann OSB (Abt des Benediktinerstifts Marienberg in Vinschgau, Südtirol): Ich bin noch leicht nervös, weil so vieles Neues auf mich zukommt. Aber ich bin vor allen Dingen froh und dankbar, dass die Mitbrüder mir das auch zutrauen und sich auf mich einlassen, dass sie wirklich eine Führung nach der Regel Benedikts von mir wollen.

Ich versuche, mein Bestes für die Gemeinschaft im Kloster und im Dorf zu geben. 

DOMRADIO.DE: Am Samstag bei der feierlichen Einführung hat Bischof Ivo Muser von Bozen-Brixen gesagt, hier werde seit über 900 Jahren eine Tradition lebendig gehalten. Wie sieht diese Tradition konkret aus?

Kuschmann: Die 900-jährige Tradition ist einerseits die Tradition des Gebetes. Sieben Mal am Tag singen wir das Gotteslob als Benediktiner. 

Es ist auch die Tradition der Arbeit. Wir im Marienberg arbeiten noch viel selber. Ich denke an die Gärten, ich denke an die Küche. 

Und die dritte große Tradition ist dann die Gastfreundschaft. Wir haben in Marienberg eine sehr lange Gastradition, die wir in den letzten Jahren auch immer mehr ausbauen durften. 

Schließlich gibt es noch die Schultradition. Ich habe als Prior damals noch in dem Dorf in der Schule gearbeitet und werde hoffentlich als Abt jetzt auch die Zeit haben, weiter diese Schultradition zu pflegen. 

Bischof Ivo Muser (links) mit dem neuen Abt von Marienberg, Philipp Kuschmann OSB (DR)
Bischof Ivo Muser (links) mit dem neuen Abt von Marienberg, Philipp Kuschmann OSB / ( DR )

DOMRADIO.DE: Gebürtig kommen Sie aus dem Bistum Essen. Hat man hier überhaupt eine Chance, wenn man aus Deutschland kommt? 

Kuschmann: Ja, man bleibt die ersten Jahre immer ein "Zugereister". Aber ich glaube, wenn man sich auf die Menschen einlässt, dann findet man auch schnell einen Anschluss, wenn man ihn sucht. Ich gehe gerne zu Musikkonzerten und zu den Schützen ins Dorf.

DOMRADIO.DE: Gibt es etwas, wo Sie gerne Akzente setzen würden oder besondere Herausforderungen für sich sehen? 

Kuschmann: Ich bin hier seit zwölf Jahren Gastpater und habe die Ausbildung als Exerzitienleiter und geistlicher Begleiter gemacht. Da würde ich sicherlich gerne die Tätigkeiten mehr intensivieren. Aber ich muss erst schauen, was im neuen Amt möglich ist, weil die Mitbrüder ja nicht zu kurz kommen dürfen. 

DOMRADIO.DE: Generell befindet sich die Kirche gegenwärtig in einem schwierigen Fahrwasser. Bekommt man das auf dem Marienberg mit? 

Kuschmann: Wir bekommen es durch unsere Besucher und Gäste mit und natürlich auch durch die Medien. Umso wichtiger ist es, dass wir die Krisen ehrlich ansprechen, damit die Leute merken, dass wir nichts vertuschen oder verheimlichen. So kann sich das Vertrauen der Leute zu Gott und dann auch vielleicht zu uns in der Kirche wieder aufbauen. 

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.

Benediktiner

Die Benediktiner sind die älteste heute noch bestehende klösterliche Bewegung der katholischen Kirche im Westen. Der Orden geht zurück auf die Regel des heiligen Benedikt von Nursia (480-547).

In seiner heutigen Form wurde er 1893 von Papst Leo XIII. (1878-1903) gebildet. Als benediktinisch im weiteren Sinne gelten alle Ordensgemeinschaften, die nach der Regel Benedikts leben, etwa Zisterzienser und Trappisten.

Die Basilika der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier (shutterstock)
Die Basilika der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier / ( shutterstock )

 

Quelle:
DR