Pater Basilius Streithofen ist im Alter von 80 Jahren gestorben

Die streitbare Stimme ist verstummt

Seinem Namen machte er alle Ehre: Mit leidenschaftlicher Streitlust mischte sich Basilius Streithofen in die politische und gesellschaftliche Debatte ein. Immer wieder erregte der Leiter des Bonner Instituts für Gesellschaftswissenschaften Walberberg mit seiner Kritik an Politikern, Gewerkschaften, der Wirtschaft und selbst den Bischöfen Aufsehen. Nun ist die Stimme des konservativen Sozialwissenschaftlers und Dominikanerpaters verstummt: Streithofen starb in der Nacht zum Dienstag im Alter von 80 Jahren.

 (DR)

"Die Kardinaltugenden als Normen für Politik und Wirtschaft"
Die Zahl seiner Veröffentlichungen ist beachtlich. Bis zuletzt versuchte er - etwa als Herausgeber der Zeitschrift "Die Neue Ordnung" oder als Organisator der "Buß- und Bettagsgespräche"-die aktuelle Debatte mitzubestimmen. Noch im vorigen Jahr gab er ein Buch heraus. Titel: "Macht, Moneten und Moral. Die Kardinaltugenden als Normen für Politik und Wirtschaft".

Der Pater war bekennendes Mitglied der CDU und wurde häufig als Berater des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl bezeichnet. Zur Zeit der Bonner Republik trafen sich führende Mitglieder der Partei regelmäßig in dem von Streithofen begründeten "Walberberger Kreis". Aber auch zum politischen Gegner suchte Streithofen Kontakt; so lud er 1969 den SPD-Politiker Herbert Wehner zur Diskussion in das Kloster Walberberg ein.

Die Priesterweihe 1956
Streithofen wurde am 20. Dezember 1925 im niederrheinischen Anrath bei Krefeld geboren. Zunächst absolvierte er eine Lehre als Textilkaufmann, bevor er als 17-Jähriger Soldat wurde. Nach Kriegsende holte er das Abitur nach und trat 1950 in den Dominikanerorden ein. 1956 wurde er im Dominikanerkloster Walberberg zum Priester geweiht. Streithofen studierte Philosophie, Theologie, Volkswirtschaft und Soziologie, bevor er 1967 im schweizerischen Freiburg promovierte. 1993 übernahm er die Leitung des Bonner Instituts für Gesellschaftswissenschaften.

Ob Freund oder Feind - der leidenschaftliche Zigarrenraucher legte sich mit allen an. Die Gewerkschaften griff er an, weil sie das Streikrecht als "Erpressungsmittel der Gesamtgesellschaft" einsetzten. Den Arbeitgebern attestierte er "Arroganz", weil sie die Vereinbarungen der gegenwärtigen großen Koalition pauschal kritisiert hätten. Für die amtierende Bundeskanzlerin Angela Merkel fand Streithofen indes lobende Worte: "So eine brauchen wir." Schließlich sei sie "zielstrebig und machtbewusst" und habe "von Kohl über Schäuble bis Merz immerhin die halbe CDU-Führungsriege hingemeuchelt".

Auch mit der eigenen Kirche ging Streithofen hart ins Gericht
Entschieden hatte Streithofen die Verlegung des Regierungssitzes von Bonn nach Berlin bekämpft, wo er das "Wiederaufleben eines großdeutschen Nationalismus" befürchtete. Streithofen selbst blieb mit seinem Institut am Rhein. Aber auch von hier aus las er den Parteivertretern die Leviten und ärgerte sich darüber, dass dauernd einer "mit halbgaren Ideen um die Ecke" komme. Talkshows nannte er mediale "Geschätzigkeits-Veranstaltungen".

Auch mit der eigenen Kirche ging Streithofen hart ins Gericht. Vehement kämpfte er für den - von Papst Johannes Paul II. schließlich verfügten - Ausstieg der Kirche aus dem staatlichen System der Schwangerenkonfliktberatung. Er machte einen "tiefen Riss" zwischen den Gemeinden einerseits und einer "Funktionärskirche" andererseits aus. Angesichts seiner Schärfe war ein leiser Streithofen kaum vorstellbar. Aber auf die Frage, was er tue, wenn er nicht "stänkere", antwortete er im Vorjahr so: "Espresso trinken, Bücher schreiben, für die Menschheit beten und mir in meiner Hauskapelle selbst die Predigt halten."