Pastoren der Pop Up Church tauchen an ungewohnten Orten auf

"Türöffner, um ins Gespräch zu gehen"

Für eine Aktion der Pop Up Church der evangelischen Nordkirche sind Pastorinnen und Pastoren aufs Stand-up-Paddle gestiegen und auf dem Wasser mit Leuten ins Gespräch gekommen. So entstanden mitunter tiefgründige Gespräche.

Ein Pastor im Talar paddelt auf einem SUP auf der Alster / © Thomas Hirsch-Hueffell / Nordkirche (dpa)
Ein Pastor im Talar paddelt auf einem SUP auf der Alster / © Thomas Hirsch-Hueffell / Nordkirche ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie waren für eine Aktion der Pop Up Church auf der Alster dabei und zwar auf dem Stand-Up Paddel. Wie war es?

Diana Freyer (Pop Up Church der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland): Es war sehr schön. Ein Feierabend mit glitzerndem Wasser und den schrägen Sonnenstrahlen – das Setting hat gestimmt. Dann kamen wir an, haben unsere Stand-up Paddles (SUPs) aufgepustet und dann natürlich die Talare angezogen.

Die Reaktion vieler Menschen war: "Äh, was ist denn mit euch los? Habt ihr eine Wette verloren? Warum verkleidet ihr euch? Feiert ihr Junggesellenabschied?"

Und das ist ja ganz interessant, dass es wahrscheinlicher ist, dass Menschen sich Talare anziehen, weil sie einen Junggesellenabschied feiern, als dass Pastorinnen und Pastoren aufs Wasser gehen. Nach diesen ersten fragenden und vielleicht auch irritierenden Blicken war die Reaktion sehr positiv, die Leute haben gesagt, das ist cool.

Diana Freyer

"Dann haben wir erklärt, dass es uns total wichtig ist, rauszugehen, über die Kirchenschwelle zu gehen, auf Menschen zuzugehen und dass wir neugierig sind."

DOMRADIO.DE: Wie viele waren Sie denn insgesamt?

Freyer: Wir sind sechs auf dem Wasser gewesen. Die Gruppe von Pastorinnen und Pastoren, die sich für diese Aktion verabreden und versammeln, besteht aus ungefähr 15-20 Leuten. Es ist einfach großartig, was passiert, wenn Kirche sich anders darstellt und wenn Menschen, die für Kirche arbeiten und zur Kirche gehören, auf eine Weise agieren, die unerwartet ist.

Ein Stand-up-Paddle / © Emelie Persson (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Hat denn jemand gefragt, was die Kirche denn auf dem Stand-up-Paddle macht?

Freyer: Die Frage war, warum macht ihr das? Dann haben wir erklärt, dass es uns total wichtig ist, rauszugehen, über die Kirchenschwelle zu gehen, auf Menschen zuzugehen und dass wir neugierig sind.

Wir haben für jede Aktion ein Überthema, gestern war es der Feierabend und die Frage danach, was denn eigentlich aus diesem biblischen Satz geworden ist: "Sechs Tage arbeiten, einen Tag ruhen". Wie fühlt sich das eigentlich heute an? Was machen Menschen mit ihrem Feierabend? Was sind für sie schöne Momente oder was ist für sie heilig?

Diese Frage hat bei manchen wirklich für leuchtende Augen gesorgt. Sie fingen an zu überlegen und nachzudenken. Interessant war, dass die Menschen, die in Gruppen unterwegs waren und da gechillt haben und herumgepaddelt sind, plötzlich über ihre Kirche und ihre Konfession gesprochen haben. Dann haben die Freundesgruppen, die ganz fröhlich durchs Leben gehen, zum ersten Mal voneinander erfahren, dass sie in irgendeinem Kontakt mit Kirche oder Glauben sind.

Von einer Begegnung möchte ich berichten, weil sie mir so sehr zu Herzen gegangen ist: Das waren zwei junge Frauen, die haben einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht und hatten danach das Gefühl, sie wollen noch mal raus aufs Wasser. Dann kamen wir ins Gespräch darüber, dass man die Erste Hilfe immer mal wieder auffrischen muss, damit es irgendwie lebendig bleibt.

Und dann kamen wir auf das Thema Glauben. Muss man den Glauben vielleicht auch immer mal wieder auffrischen? Wenn es hilft, mit so einer Aktion ein bisschen was anzustoßen bei Menschen, dann haben wir was erreicht.

Diana Freyer

"Wenn es hilft, mit so einer Aktion ein bisschen was anzustoßen oder anzutriggern bei Menschen, dann haben wir was erreicht."

DOMRADIO.DE: Diese Aktion war Teil der Reihe Pop Up Church. Was steht denn jetzt als nächstes an?

Freyer: Das können wir natürlich nicht verraten, aber wir haben den Sack voller Ideen. Ich kann erzählen, was wir bisher schon gemacht haben. Unsere letzte Aktion hat an der U-Bahn-Station stattgefunden. Es ist immer das Prinzip, an Orte zu gehen, die ganz alltäglich sind und Menschen in ihrem Alltag treffen.

Wir haben dort Hoffnungsbrote geschmiert an der U-Bahn. Man konnte eine Bestellkarte ankreuzen, auf der stand: "Was brauchst du heute auf dein Brot zum Leben, damit es gut weitergeht?" Antwortmöglichkeiten waren Hoffnung, Liebe, Geborgenheit, Frieden. Dann haben wir Brote geschmiert mit Hoffnungskresse oder mit Geborgenheitshonig oder mit Chilisalz für Leidenschaft.

Die Reaktionen auf die Aktion auf der Alster waren positiv, berichtet Diana Freyer / © Patrick Pleul (dpa)
Die Reaktionen auf die Aktion auf der Alster waren positiv, berichtet Diana Freyer / © Patrick Pleul ( dpa )

Das ist ein Türöffner, um ins Gespräch zu gehen. Das sind tiefe Erfahrungen, die uns sehr beglücken, weil es natürlich immer ein bisschen Mut erfordert, rauszugehen und das zu machen. Aber am Ende zu erfahren, dass ganz viel zurückkommt, da sagen die Kolleginnen, dafür mache ich das und dafür bin ich Pastorin.

Das Interview führte Florian Helbig.

Evangelische Nordkirche

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) ist der Zusammenschluss der früheren Nord-Elbischen Kirche, der Landeskirche Mecklenburgs und der Pommerschen Kirche. Sie wurde am Pfingstsonntag 2012 gegründet und ist damit die bundesweit jüngste Landeskirche. Ihr Gebiet umfasst Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Teile Brandenburgs.

Lübecker Marienkirche  (shutterstock)
Quelle:
DR