DOMRADIO.DE: Es sind die letzten Tage für Sie in der katholischen Pfarrei "Sankt Maximilian Kolbe" in Hamburg. Ab nächsten Montag sind Sie der neue Pfarrbeauftragte in der Katholischen Gemeinde "zu den Heiligen Schutzengeln" auf Juist. Was reizt Sie an dieser neuen Aufgabe?
Christian Adolf (Pastoralreferent): Es ist ein kleiner, überschaubarer Standort auf einer ostfriesischen Insel. Das hat für mich schon Wert an sich, weil man dort gut mit Leuten in Beziehung sein kann. Die kleine Gemeinde hat ungefähr 400 Menschen. Dann kommen die ganzen Touristen nochmal dazu, die ihren Urlaub oder Auszeit-Tage dort verbringen.

Darauf freue ich mich, weil das Menschen sind, die im Urlaub Zeit haben. Die haben Lust, sich auf die Dinge einzulassen. Es kommen vielleicht Lebens- und Glaubensfragen wieder nach oben. Ich freue mich, mit denen unterwegs zu sein, sie eine Zeit zu begleiten und für sie Angebote zu machen.
DOMRADIO.DE: Haben Sie die Insel schon kennengelernt?
Adolf: In Klasse 5 war ich auf Klassenfahrt dort. Das ist schon ein Weilchen her. Bevor ich die Entscheidung getroffen habe, bin ich rübergefahren, um ein bisschen Gespür für die Insel und für die Menschen zu kriegen. Das hat mir sehr gefallen. Bisher habe ich sehr viele positive, freundliche und offene Kontakte gehabt. Das lässt sich gut an.
DOMRADIO.DE: Sie übernehmen die Leitung der kleinen katholischen Pfarrei auf Juist. Was wird zu Beginn wichtig sein für Sie? Sie haben gesagt, erste Kontakte gibt es schon. Wollen Sie alle katholischen Insulanerinnen und Insulaner kennenlernen?
Adolf: Den Ehrgeiz habe ich, dass ich sage, ich würde gerne die Menschen zu Hause besuchen und mit ihnen in Kontakt kommen. Die Insulaner mischen sich mit den Touristen sonntags im Gottesdienst.
Oft ist das Empfinden, das habe ich zwischen den Zeilen gehört, dass angesichts der vielen Touristen die Belange der Insulaner manchmal unter die Räder kommen. Ich glaube, da ist es gut, am Beginn die Menschen kennenzulernen, die da vor Ort leben und arbeiten. Viele sind natürlich auch im Tourismus engagiert und haben über die Saison hin nicht so viel Zeit.

Aber die würde ich gerne erst mal persönlich kennenlernen und dann gucken, was es für die braucht. Weitergehend kann man dann auf die Gäste gucken, was sie sich wünschen und vorstellen.
Für mich würde es erstmal darum gehen, ein Gespür für die Insel und die Angebote zu kriegen, die es schon gibt. Ich fange nicht bei Null an, es gab viele Vorgängerinnen und Vorgänger, die wertvolle Pflänzchen und Gewächse haben wachsen lassen. Ich würde gucken, was ich übernehmen kann und wie ich das weiterentwickle.
DOMRADIO.DE: Was haben Sie von den Insulanern schon gehört, was deren Bedürfnisse sind, was denen vielleicht auch fehlt?
Adolf: Dieses, wann sind wir mal für uns oder wo werden wir als kleine Gemeinde für uns auch nochmal spürbar. Wo haben wir einen Raum für uns? Das ist so ein Anliegen, das ich deutlich verspürt habe. Auch das Zugehen auf unterschiedliche Zielgruppen wie Kinder und Jugendliche auf der Insel. Ich habe schon einige Impulse in Gesprächen bekommen, wo ich weiß, dass es den Menschen ein Anliegen ist.
DOMRADIO.DE: Gerade in den Sommermonaten ist Juist natürlich eine Touristeninsel. Was wollen Sie für die Urlauber bereithalten?
Adolf: Auch da habe ich noch nicht das Konzept fertig und sage, mit dem Kasten gehe ich dahin. Das ist mein Bauchladen, mit dem ich über die Insel gehe. Sondern ich würde die erste Saison dazu nutzen, mal zu gucken. Es gibt verschiedene Referentinnen und Referenten, die jährlich ihren Urlaub dort machen und eine Abendveranstaltung anbieten.
Es gibt die Morgenmeditation, es gibt das Abendgebet. Vielleicht kann ich hier und da einen Akzent setzen. Im kommenden Jahr kann ich einen Schritt weiter gehen und sagen: Jetzt habe ich Land und Leute kennengelernt, jetzt kann ich gut starten.

Als ich die Möbel in meiner Wohnung aufgebaut habe, habe ich schon auf die Kirche schielen dürfen und festgestellt, dass die Kirche wirklich sehr gut besucht wird. Es gibt Leute, die Interesse, Lust und wahrscheinlich auch die Zeit haben, sich auf Lebens- und Glaubensfragen einzulassen.
Ich kann mir vieles vorstellen. Das kann von Spaziergang, von einem Abendgebet am Strand, über einen Filmabend sein. Ich bin offen und lasse mich erstmal auf das ein, was schon da ist, um dann zu gucken, was ich noch hinzufügen kann.
DOMRADIO.DE: Die Kirche ist sehr einladend. Dort hängt ein Plakat "Moin und Willkommen! Bei uns in der Kirche sind alle willkommen, ob nun katholisch, evangelisch, ausgetreten oder sonst was." Es soll ein offener Ort für alle sein. Ist das auch in Ihrem Sinne?
Adolf: Das würde ich sofort unterschreiben. Diese Situation auf der Insel im Urlaub ist ein Punkt, an dem Menschen neu ihren Glauben entdecken können oder auch bestimmte Lebensfragen nochmal aufkommen. Wenn dieser Gang in die Kirche oder zur Kirche ein Impuls ist zu sagen, "irgendwie habe ich das Gefühl, da bin ich aufgehoben" oder "da bin richtig", dann würde ich sagen: "Herzlich willkommen". Wenn wir dann für das Leben und für den Glauben etwas beitragen können, umso besser.
Das Interview führte Carsten Döpp.