Passauer Diözesanrat fordert Konsequenzen aus Missbrauchsstudie

Aus Fehlern lernen

Vor zehn Tagen wurde die Missbrauchsstudie für das Bistum Passau veröffentlicht. Nun hat sich auch der Diözesanrat geäußert und rät dazu, die herausgearbeiteten Aufgaben im synodalen Miteinander umzusetzen.

Blick auf Passau / © PeterVrabel (shutterstock)

Der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Passau plädiert dafür, die jüngst veröffentlichte Missbrauchsstudie für die Diözese zu nutzen, um Fehler zu bekennen und aus ihnen zu lernen. 

Die Kirche müsse konsequent für den Schutz und die Würde der Menschen eintreten, auch wenn dies bedeute, Täter aus den eigenen Kreisen zu benennen und diese für ihre Taten zur Verantwortung zu ziehen, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme. Nur dann könne sie glaubwürdig bleiben. Für ein solches Handeln bedürfe es einer offenen und ehrlichen Kommunikation sowie der Wahrnehmung von Verantwortung durch jede und jeden Einzelnen.

Nicht näher quantifizierbare Dunkelziffer

Fast 700 Kinder und Jugendliche sind seit 1945 von katholischen Priestern des Bistums Passau sexuell missbraucht oder körperlich misshandelt worden. Das hat die am 8. Dezember veröffentlichte Studie der Universität Passau ergeben, die ein Team der Hochschule unter Leitung des Historikers Marc von Knorring im Auftrag der Unabhängigen Aufarbeitungskommission erarbeitet hat. Ermittelt wurden 672 Betroffene. Allerdings dürfte von einer nicht näher quantifizierbaren Dunkelziffer auszugehen sein, heißt es im Fazit.

Laut von Knorring waren nicht nur die mindestens 154 Beschuldigten oder überführten Täter verantwortlich. Grund seien auch "Denk- und Handlungsweisen innerhalb des Systems Kirche" gewesen. Sie hätten in der Vergangenheit dazu geführt, dass in vielen Fällen der Schutz der Institution und Priesterschaft über das Wohl von Betroffenen gestellt worden sei. 

Die Studie widmet sich auch der Rolle von schweigenden Mitwissern. Die mit dem englischen Begriff "Bystander" bezeichneten Personen werden für das Leid der Betroffenen mitverantwortlich gemacht. Trotz ihres Wissens hätten sie lieber geschwiegen und sich bisweilen mit Beschuldigten sogar solidarisiert.

Gleiche Maßstäbe bei Verfolgung

In der Erklärung des obersten Laiengremiums in der Diözese heißt es dazu, die Lehre daraus müsse für alle sein, in allen Bereichen des Bistums über Prävention und Intervention hinaus ein Bewusstsein für Anzeichen von Missbrauch zu schaffen. Alle Menschen müssten sensibilisiert und aufgefordert werden, ohne Klerikalismus und Ansehen der Täter diese Anzeichen an die zuständigen Stellen zu melden. "Hier sind die gleichen Maßstäbe wie bei allen anderen Vergehen und Verbrechen und deren Verfolgung anzulegen."

In den vergangenen Jahren sei das Bistum bereits viele gute Schritte in Sachen Aufarbeitung, Prävention, Intervention und Nachsorge gegangen, heißt es weiter. Diese gelte es fortzusetzen und gut zu kommunizieren. Zugleich müssten die herausgearbeiteten Aufgaben aus der Studie unverzüglich umgesetzt werden: "Die Kultur eines neuen Miteinanders wird dabei eine große Hilfe sein", so der Diözesanrat.

Bistum Passau

Die Diözese Passau wurde 739 von Bonifatius gegründet und war einst mit mehr als 42.000 Quadratkilometern das größte Bistum des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Es erstreckte sich donauabwärts bis Wien. Im Lauf der Geschichte verlor die Diözese sechs Siebtel ihres Gebiets an neu gegründete Bistümer wie Linz, Sankt Pölten und Wien. Mit der Säkularisation 1803 endete die weltliche Herrschaft der Passauer Bischöfe.

Passauer Dom / © Maria Irl (KNA)
Passauer Dom / © Maria Irl ( KNA )
Quelle:
KNA