Papstbotschaft zum Mediensonntag über Friedens-Journalismus

Geschichte der "Fake News" beginnt bei Adam und Eva

"Fake News" sind "Snake News". So ließe sich die Botschaft des Papstes zum diesjährigen katholischen Mediensonntag betiteln. Denn Franziskus vergleicht das Problem mit der Strategie der Schlange gegenüber Adam und Eva.

Autor/in:
Roland Juchem
Adam und Eva im Paradies (KNA)
Adam und Eva im Paradies / ( KNA )

Wer Fehlinformationen erkennen will, muss wissen, was die "Logik der Schlange" ist. Deren Strategie ist laut Papst Franziskus so alt wie Adam und Eva, existiert seit den Anfängen der Menschheit, schreibt er in seiner Botschaft zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel 2018. Die Schlange, der "Vater der Lüge", als Urheber der ersten "Fake News" - mit allen Folgen von Sündenfall über Brudermord zu vielen anderen Sünden.

Keine Desinformation ist harmlos

Es beginne mit der getarnten gefährlichen "Verführung, die sich mit vielversprechenden, aber unwahren Argumenten ins Herz des Menschen schleicht", schreibt Franziskus. Mit einer halbwahren Aussage und dem falschen Bekenntnis, es nur gut zu meinen mit den Menschen. Am Ende lehre die Bibel: "Keine Desinformation ist harmlos." Zumal wenn die menschliche "Gier nach "Macht, Besitz und Vergnügungssucht" ins Spiel kommt. Sie lässt, so der Papst, Menschen noch leichter auf den Schwindel gefälschter Nachrichten reinfallen.

Man muss bei der Auslegung des biblischen Sündenfalls durch Franziskus nicht jede Parallele auf die Goldwaage legen. Deutlich wird aber, für wie gravierend er die Folgen falscher und verdrehter Informationen hält. Das unterstreicht er per Zitat aus Fjodor Dostojewskis Roman "Die Brüder Karamasow": "Wer sich selbst belügt und an seine eigene Lüge glaubt, der kann zuletzt keine Wahrheit mehr unterscheiden. (...) Er sinkt unweigerlich auf die Stufe des Viehs hinab", zitiert der Papst den russischen Dichter.

Phänomen "Fake News"

Franziskus nimmt sich des seit dem US-Wahlkampf 2016 viel diskutierten Phänomens der "Fake News" an. Er versteht sie als "gegenstandslose Nachrichten, die sich auf inexistente oder verzerrte Daten stützen und darauf abzielen, den Adressaten zu täuschen oder gar zu manipulieren". Besonders wirksam sind sie laut Papst aus drei Gründen: Erstens ahmen sie echte Nachrichten nach, um glaubhaft zu erscheinen. Zweitens verbreiten sie sich innerhalb relativ geschlossener Kommunikationsräume, so dass Richtigstellungen und andere Informationen kaum dagegen ankommen. Drittens könnten sie immer mit der erwähnten Gier der Menschen rechnen.

Keine Desinformation ist harmlos: dem zu vertrauen, was falsch ist, hat unheilvolle Folgen.

— Papst Franziskus (@Pontifex_de) 24. Januar 2018

Im Kampf dagegen nimmt Franziskus besonders Journalisten in die Pflicht. "Trotz der Kurzlebigkeit der Nachrichten und im Strudel der Sensationspresse" dürften sie nie vergessen, "dass im Zentrum der Nachricht der Mensch steht." Es gehe primär nicht darum, "wie schnell eine Meldung verbreitet wird und welche Wirkung sie auf das Publikum hat", so das Kirchenoberhaupt.

Zudem sind Nachrichten und Wahrheit laut Franziskus nicht allein Frage sachlicher Korrektheit, sondern auch ihrer konstruktiven Wirkung. Diese Idealvorstellung fasst er in den Begriff eines "Journalismus für den Frieden". Der ist für ihn keine "Schönfärberei", sondern ein Journalismus, der Unwahrheit, Effekthascherei und prahlerischen Reden den Kampf ansagt. Es gehe nicht darum, Nachrichten so schnell wie möglich lukrativ an den Mann zu bringen, sondern darum, tatsächliche Konfliktursachen zu erforschen, ihre Wurzeln zu verstehen und konstruktive Lösungen vorzuschlagen.

Konstruktiver Journalismus

Damit greift der Papst ein Anliegen auf, das unter Medienleuten als "konstruktiver Journalismus" diskutiert wird. Dem geht es nicht nur um den Kampf gegen "Fake News", sondern auch um Unübersichtlichkeit und Fatalismus, die bei Lesern und Zuschauern schon angesichts des normalen Nachrichtenflusses entstehen. Ein Journalismus, der nicht nur Probleme korrekt benennt, sondern auch mögliche Lösungen aufzeigt - so diese ernsthaft benannt werden können.

Der katholische Welttag der sozialen Kommunikationsmittel findet am Sonntag vor Pfingsten (in Deutschland am zweiten Sonntag im September) statt. Veröffentlicht wird die Botschaft dazu traditionell am 24. Januar, dem Namenstag des heiligen Franz von Sales, Schutzpatron der Journalisten.

Erstmals begangen wurde der katholische Mediensonntag im Jahr 1967 auf Initiative Papst Pauls VI. (1963-1978), der damit die Öffnung der katholischen Kirche gegenüber der modernen Welt, begonnen im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965), fortsetzen wollte. Mehrfach haben Päpste zu diesem Anlass das Thema Wahrheit aufgegriffen: Paul VI. 1972, Johannes Paul II. 1997, Benedikt XVI. sogar zweimal: 2008 und 2011.


 

Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino (dpa)
Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino ( dpa )
Quelle:
KNA