Papst zum Jahresabschluss

"Schluss mit der Blauäugigkeit"

In seiner Jahresabschlusspredigt hat Papst Franziskus klare Worte gefunden. Zum Jahreswechsel machte er sich vor allem für die Jugend stark. "Wir stehen in ihrer Schuld", so der Papst.

Papst Franziskus am Silvesterabend / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Papst Franziskus am Silvesterabend / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Jeder müsse sich persönlich engagieren, "um den jungen Menschen zu helfen, hier in ihrem Land, in ihrer Heimat wieder konkrete Horizonte für eine Zukunft zu finden, die sie aufbauen können", forderte Papst Franziskus am Samstag im Petersdom.

In seiner Jahresabschluss-Predigt kritisierte das Kirchenoberhaupt Jugendarbeitslosigkeit und prekäre Arbeitsverhältnisse, die viele zur Abwanderung zwängen. Franziskus verlangte stattdessen "würdige, freie, kreative, beteiligte und solidarische Arbeit". Verantwortung für die Jugend und ihre Zukunft zu übernehmen, sei eine "moralische Pflicht".

Nachbarschaft statt Privileg

"Anstelle von würdigen, echten Arbeiten, die ihnen erlauben, aktive Hauptfiguren im Leben unserer Gesellschaft zu sein, haben wir der Spekulation den Vorrang gegeben", so der Papst. Er verurteilte eine Kultur, "die einerseits die Jugend vergöttert und versucht, diese Phase ewig hinauszuziehen", und andererseits für die Jugendlichen selbst keinen Platz biete.

Er rief dazu auf, vor der Krippe innezuhalten, Gott zu danken und sich zu besinnen. Zudem forderte er eine "Logik der Begegnung, der Nähe, der unmittelbaren Nachbarschaft" anstelle einer "Logik des Privilegs", die andere ausschließe. "Wir können es uns nicht leisten, blauäugig zu sein. Wir wissen, dass wir von verschiedenen Seiten aus versucht sind, in dieser Logik des Privilegs zu leben, die uns trennt", so Franziskus.

Mit Mut in die Zukunft

Der Papst erinnerte daran, dass Gott in Christus Mensch geworden sei, um allen nahe zu sein, "die sich verloren, gedemütigt, verletzt, entmutigt, trostlos und eingeschüchtert fühlen".

Für die Zukunft seien "Initiativen voller Wagemut und Hoffnung" nötig, sowie der "Verzicht auf endlose Kämpfe, um in Erscheinung zu treten". Die Menschen müssten sich eingestehen, dass sie Gottes Hilfe brauchten, um sich zu bessern: "Denn nicht selten erscheinen wir kurzsichtig oder bleiben in dem ausgeprägten Mainstream-Verhalten dessen verhaftet, der die anderen mit Gewalt in die eigenen Schemen pressen will." Der Papst ermutigte dazu, im Vertrauen auf Gott die Zukunft anzunehmen.

"Adeste fideles"

Zum Abschluss erklang das Weihnachtslied "Adeste, fideles" im Petersdom. Anschließend besuchte der Papst wie üblich die Weihnachtskrippe auf dem Petersplatz. Sie stammt diesmal aus Malta.


Quelle:
KNA