Papst warnt zu Weihnachten vor Stolz und Eigensucht

Heilige Nacht in Rom

Papst Franziskus hat an Heiligabend seine erste Christmette geleitet. An dem feierlichen Gottesdienst nahmen im überfüllten Petersdom rund 10.000 Katholiken aus aller Welt teil.

Papst Franziskus in der Christmette (dpa)
Papst Franziskus in der Christmette / ( dpa )

In seiner Predigt rief der Papst die Gläubigen zu Gottes- und Nächstenliebe auf. "Wenn unser Herz sich verschließt, wenn in uns Stolz, Lüge und die Verfolgung der eigenen Interessen vorherrschen, dann bricht in und um uns die Finsternis herein", sagte Franziskus.

Nach einer von Besinnlichkeit geprägten Eröffnung der Feier stieg Franziskus zum Gesang des "Gloria" zu einer kleinen Krippe unterhalb des Papstaltares hinab und legte eine Figur des Jesuskindes hinein. Erst mit diesem Augenblick wurde die volle Beleuchtung der Basilika eingeschaltet, zugleich ertönte Festgeläut.

Jesus der Sinn des Lebens und der Geschichte

Franziskus sagte in seiner Predigt, mit der Geburt Christi sei Gott in die Geschichte der Menschheit eingetreten, um sie "von der Dunkelheit zu befreien und ihr das Licht zu schenken". Jesus sei nicht nur ein Weisheitslehrer oder ein unerreichbares Ideal, sondern "der Sinn des Lebens und der Geschichte, der sein Zelt mitten unter uns aufgeschlagen hat". In der Weihnachtsbotschaft gehe es um den Kern der menschlichen Existenz.

Die Hirten hätten als erste die Verkündigung von der Geburt Jesu erhalten, "weil sie zu den Letzten, den Ausgegrenzten gehörten", sagte der Papst. Mit ihnen gemeinsam sollten Christen dafür danken, dass Gott sich durch die Geburt Jesu erniedrigt habe und zu einem schwachen Menschen geworden sei. Gott begleite die Menschen stets durch die Geschichte; aber aufseiten seines Volkes wechselten sich Treue und Untreue, Gehorsam und Auflehnung ab, so der Papst.

In Rom erteilt Papst Franziskus am heutigen Weihnachtstag den traditionellen Segen "Urbi et orbi". Dazu werden auf dem Petersplatz Zehntausende Gläubige erwartet. Zuvor verkündet der Papst seine Weihnachtsbotschaft. Ob er die Grüße an Christen in aller Welt in unterschiedlichen Sprachen verlesen wird, ist noch unklar. Zu Ostern hatte er auf diesen Brauch verzichtet.

Besuch bei Benedikt XVI.

Am Montagabend hatte Franziskus seinem Vorgänger Benedikt XVI. einen Weihnachtsbesuch abgestattet. Er begab sich zusammen mit seinen Privatsekretären zum Kloster «Mater ecclesiae» in den vatikanischen Gärten, wo der emeritierte Papst seinem Rücktritt Ende Februar zurückgezogen lebt.

Zunächst hätten beide in der Kapelle gebetet und sich dann zu einem halbstündigen Gespräch in den Empfangsraum begeben, teilte der Vatikan anschließend mit. Danach habe Franziskus auch die übrigen Hausmitglieder seines Vorgängers begrüßt: dessen Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein sowie die Mitglieder der geistlichen Gemeinschaft «Memores Domini», die ihm bereits im Apostolischen Palast den Haushalt geführt hatten


Krippe vor dem Petersdom (dpa)
Krippe vor dem Petersdom / ( dpa )
Quelle:
KNA