Papst verurteilt Anschlag auf Kirche

Staatstrauer in Pakistan

Nach dem Selbstmordanschlag auf eine protestantische Kirche in Pakistan hat dort am Montag eine dreitägige Staatstrauer begonnen. Papst Franziskus verurteilte den Anschlag als einen "Irrweg des Hasses und der Gewalt".

Terroranschlag in Peschawar (dpa)
Terroranschlag in Peschawar / ( dpa )

Auf Regierungsgebäuden in der Hauptstadt Islamabad wurde die Nationalflagge auf Halbmast gesetzt. Abgeordnete trugen im Parlament schwarze Armbinden. Papst Franziskus sagte am Sonntagabend zum Abschluss seines eintägigen Besuchs auf der italienischen Mittelmeerinsel Sardinien bei einem Treffen mit Jugendlichen, eine bessere Welt lasse sich nur auf der "Straße des Friedens" schaffen.

Durch den Anschlag auf eine anglikanische Kirche in der Stadt Peschawar kamen mindestens 80 Menschen ums Leben; mehr als 140 wurden verletzt. Nach der Sonntagsmesse sprengten sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft, als die rund 600 Gottesdienstbesucher die Kirche verließen.

Zu dem Anschlag bekannte sich nach Angaben von "Asianews" eine Gruppierung der radikalislamischen Taliban namens "Jandullah". Es handele sich um einen Vergeltungsschlag für Drohnenangriffe der USA.

Dieselbe Gruppe hatte bereits die Verantwortung für einen Angriff auf das Himalaya-Basislager am Nanga Parbat in Nordpakistan im Juni übernommen. Dabei waren zehn ausländische Bergsteiger und ein einheimischer Helfer getötet worden.

Unschuldige Männer, Frauen und Kinder

Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz Pakistans, Erzbischof Joseph Coutts, verurteilte die Tat als "feigen und schändlichen" Angriff auf unschuldige Männer, Frauen und Kinder.

Zugleich forderte er die Regierung auf, christliche Einrichtungen besser zu schützen. Er kündigte an, dass bis Mittwoch aus Protest landesweit alle christlichen Bildungseinrichtungen geschlossen blieben, wie "Asianews" (Montag) berichtet.

Zugleich riefen die Bischöfe die Christen auf, friedlich zu bleiben und jede Gewalt zu vermeiden. Rund 96 Prozent der 185 Millionen Einwohner Pakistans sind Muslime. Zum Christentum bekennen sich etwa drei Millionen Menschen.

Der Anschlag auf die Christen lässt unterdessen die Regierung von Ministerpräsident Nawaz Sharif offenbar von Plänen abrücken, Friedensgespräche mit der "Jandullah" zu führen. "Es sieht so aus, als wäre Frieden mit den Monstern keine Option mehr", hieß es am Montag aus dem Innenministerium. "Wir haben andere Mittel, um mit ihnen umzugehen, und werden sie nutzen."

In Peshawar hatten wütende Christen bereits am Sonntag mit Leichen von Anschlagsopfern eine Straße blockiert und Ausrüstungsgegenstände von Polizeibeamten verbrannt, die zum Schutz der angegriffenen Kirche abkommandiert worden waren. Andere zertrümmerten Fensterscheiben an einem Krankenhaus, in das Opfer des Bombenattentates eingeliefert worden waren. Die Demonstranten warfen der Klinikleitung dem Bericht zufolge vor, viele Verletzte seien gestorben, weil es an medizinischem Personal und Betten gefehlt habe.

In Islamabad blockierten rund 100 Demonstranten eine Stadtautobahn während der morgendlichen Stoßzeit. In Quetta setzten Teilnehmer eines christlichen Protestzuges Autoreifen in Brand. Auch in Lahore und Faisalabad errichteten Christen dem Bericht zufolge Straßensperren.

Muslime in Deutschland bekunden Beileid

Die muslimischen Verbände in Deutschland verurteilten den Terroranschlag von Peschawar "aufs Schärfste". "Die Verursacher dieser barbarischen und heimtückischen Tat haben sich zum Feind des Islam gemacht", sagte der Vorsitzende des Koordinationsrates der Muslime (KRM), Aiman Mazyek, am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Köln: "Wir trauern mit unseren christlichen Schwestern und Brüdern." Die Regierung müsse die Mörder schnellstmöglich ausfindig machen.


Quelle:
KNA