Papst und Patriarch unterzeichnen Aufruf zur Einheit der Christen

Überwindung der Kirchenspaltung

Über viele Jahrhunderte hinweg haben Spaltungen und Konflikte die Einheit der Christen zerstört. Nun gibt es neue Anläufe zur Wiederherstellung der christlichen Einheit. Die zwei wichtigsten Kirchenführer unterstützen diese bereits.

Papst Leo XIV. und Bartholomaios I. bei ökumenischem Treffen / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. und Bartholomaios I. bei ökumenischem Treffen / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Appell an Christen und "alle Menschen guten Willens": Die beiden höchsten Kirchenführer der katholischen und der orthodoxen Welt haben eine gemeinsame Erklärung zur Einheit der Christen unterzeichnet. Papst Leo XIV. und Patriarch Bartholomaios I. signierten den Text am Samstagmittag am Sitz des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel im Istanbuler Stadtteil Phanar. In dem Text rufen sie alle Christen dazu auf, sich für die Überwindung der Kirchenspaltungen einzusetzen.

Wörtlich heißt es in der Erklärung: "Dem Willen unseres Herrn Jesus Christus gehorchend, setzen wir unseren Weg des Dialogs in Liebe und Wahrheit mit fester Entschlossenheit fort, um die erhoffte Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft zwischen unseren Schwesterkirchen zu erreichen."

Suche nach gemeinsamem Ostertermin

Ferner verpflichten sich die Kirchenführer, nach einem gemeinsamen Ostertermin für alle Kirchen zu suchen. Wegen unterschiedlicher Kalender feiern orthodoxe und katholische Christen Ostern oft an unterschiedlichen Sonntagen. In der Erklärung heißt es dazu: "Wir sind der göttlichen Vorsehung dankbar, dass in diesem Jahr die gesamte christliche Welt Ostern am selben Tag gefeiert hat. Es ist unser gemeinsamer Wunsch, den Prozess der Suche nach einer möglichen Lösung fortzusetzen, um jedes Jahr gemeinsam das Fest der Feste feiern zu können."

Christliche Pilger zünden Kerzen an während der Feier des Heiligen Feuers in der Grabeskirche in der Altstadt von Jerusalem / © Mahmoud Illean (dpa)
Christliche Pilger zünden Kerzen an während der Feier des Heiligen Feuers in der Grabeskirche in der Altstadt von Jerusalem / © Mahmoud Illean ( dpa )

Mit Blick auf fortbestehende Spaltungen und Spannungen zwischen einzelnen Kirchen heißt es in dem Text: "Wir ermahnen diejenigen, die noch zögern, sich auf irgendeine Form des Dialogs einzulassen, auf das zu hören, was der Geist den Kirchen sagt, der uns unter den gegenwärtigen Umständen der Geschichte dazu drängt, der Welt ein erneuertes Zeugnis des Friedens, der Versöhnung und der Einheit zu geben. Wir fordern alle Gläubigen unserer Kirchen, insbesondere den Klerus und die Theologen, nachdrücklich auf, die bisher gewonnenen Früchte freudig anzunehmen und sich für deren weiteres Wachstum einzusetzen."

Aufruf zum Ende der Kriege

Auch eine Botschaft zur Beendigung der Kriege ist in der Erklärung enthalten: "Das Ziel der Einheit der Christen beinhaltet auch das Bestreben, einen grundlegenden und Leben spendenden Beitrag zum Frieden unter allen Völkern zu leisten.(...) Wir appellieren an diejenigen, die zivile und politische Verantwortung tragen, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um sicherzustellen, dass die Tragödie des Krieges unverzüglich ein Ende findet, und wir bitten alle Menschen guten Willens, sich dieser inständigen Bitte anzuschließen. Insbesondere lehnen wir jede Benutzung der Religion und des Namens Gottes zur Rechtfertigung von Gewalt ab".

Im letzten Absatz des Textes heißt es schließlich: "Auch wenn wir angesichts der aktuellen internationalen Lage zutiefst beunruhigt sind, verlieren wir dennoch nicht die Hoffnung. Gott wird die Menschheit nicht allein lassen."

Vor der Unterzeichnung hatten Papst und Patriarch einem Wortgottesdienst in der Hauptkirche des Patriachen vorgestanden. Am Ende beteten sie gemeinsam das Vaterunser und spendeten gemeinsam den Segen.

Ökumene

Der Begriff "Ökumene" stammt aus dem Griechischen und heißt wörtlich übersetzt "die ganze bewohnte Erde". Gemeint sind die Bemühungen um die Einheit aller getrennten Christen. Die Ökumenische Bewegung ging zunächst von evangelischer Seite aus; als Beginn gilt die Weltmissionskonferenz von Edinburgh im Jahr 1910. Sie führte 1948 zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK) mit Sitz in Genf. Ihm gehören heute 349 reformatorische, anglikanische und orthodoxe Kirchen mit 560 Millionen Christen in 110 Ländern an.

Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz (KNA)
Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz ( KNA )
Quelle:
KNA