Papst spricht sich gegen Ausgrenzung Homosexueller aus

"Liebe spaltet nicht, sondern eint"

Papst Franziskus hat sich erneut zum Thema Homosexualität geäußert. In einem Gespräch mit dem populären italienischen Psychotherapeuten und Buchautor Salvo Noe wandte sich der Papst gegen eine Ausgrenzung Homosexueller.

Papst Franziskus / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Romano Siciliani ( KNA )

"Der Stil Gottes ist Nähe, Barmherzigkeit und Zärtlichkeit. Nicht Urteil und Ausgrenzung. Gott nähert sich liebevoll jedem seiner Kinder. Sein Herz steht jedem offen. Er ist Vater. Liebe spaltet nicht, sondern eint", sagte Papst Franziskus.

Das Gespräch ist enthalten in einem Buch mit dem Titel "La Paura come Dono" ("Die Angst als Geschenk"). Es erscheint auf Italienisch am Mittwoch im kirchennahen San Paolo-Verlag. Das Webportal Vatican News zitierte bereits am Samstag ausführlich daraus.

Übermäßige Angst nicht christlich

Zum Thema Angst sagte der Papst in dem Buch, übermäßige Angst sei nicht christlich. Auch er fürchte manchmal, Fehler zu machen, aber "diese Angst hilft mir in diesem Fall, denn sie sorgt dafür, die Entscheidung, die ich zu treffen habe, gut abzuwägen, wie ich sie umsetze und der ganze Rest. Es ist keine Angst, die mich aufreibt (...) Es ist ein Gefühl, das mich wachsam sein lässt: Eine Angst, die wie eine Mutter ist, die dich warnt."

Übermäßige, lähmende Angst mache hingegen Menschen zu Sklaven ihrer Angst. "Sie werden oft handlungsunfähig. Sie wissen nicht, was sie tun sollen. Sie sind ängstlich, auf sich selbst konzentriert und warten nur darauf, dass etwas Schlimmes passiert."

Konsequenzen für Priesterausbildung

In dem Dialog mit dem Psychologen geht Franziskus auch auf das Thema sexueller Missbrauch ein, insbesondere auf Konsequenzen für die Priesterausbildung. Die bekannt gewordenen Missbrauchsfälle hätten gezeigt, wie notwendig es sei, schon vor einer Priesterweihe zu wissen, ob jemand Neigungen zu Missbrauch habe. Dabei könnten Spezialisten, vor allem Psychologen, helfen. "Wenn solche Probleme nicht erkannt werden, können sie verheerende Auswirkungen haben", so Papst Franziskus.

Zur Migration bekräftigt das Kirchenoberhaupt seine Mahnung, das Thema dürfe nicht instrumentalisiert werden. In der politischen Debatte dürfe nicht manipulativ von Flüchtlingen gesprochen werden, "um dem Volk Angst zu machen, es glauben zu machen, unsere Probleme hingen von ihnen ab".

Das Buch zum Thema Angst ist nicht die erste Kooperation zwischen Noe und Papst Franziskus. Im Pandemie-Herbst 2020 brachte Noe ein Buch mit dem Titel "Die Macht des Vertrauens" heraus. Damals steuerte der Papst ein Vorwort bei.

#OutInChurch

Es ist eine große konzertierte Aktion: Auf einer Internetseite und im Rahmen einer Fernsehdokumentation haben sich 125 Menschen in der katholischen Kirche geoutet. Sie alle sind haupt- oder ehrenamtlich in der Kirche tätig und zugleich Teil der queeren Community, wie die Initiative "#OutInChurch - für eine Kirche ohne Angst" mitteilte. Die Initiative fordert unter anderem, das kirchliche Arbeitsrecht so zu ändern, "dass ein Leben entsprechend der eigenen sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität" nicht zur Kündigung führe. (KNA, 24.1.2022)

 © Julia Steinbrecht (KNA)
© Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA