Papst schildert seine Sicht auf Lateinamerika

Blick auf die Heimat

​In einem Interviewband legt Papst Franziskus seine Sicht auf religiöse und soziale Fragen in seinem Heimatkontinent Lateinamerika dar. Die Publikation basiert auf Begegnungen mit dem argentinischen Vatikan-Korrespondenten Hernan Reyes Alcaide .

Gottesdienst in Lateinamerika (KNA)
Gottesdienst in Lateinamerika / ( KNA )

Franziskus und Alcaide hatten sich im vergangenen Juli und August vier Mal in Rom getroffen. Ergänzt werden die thematisch in sechs Kapitel gegliederten Interviews um sieben Reden, die Franziskus in Brasilien, Ecuador, Bolivien, Paraguay, Kuba, Mexiko und Kolumbien hielt. Das Buch mit dem Titel "Latinoamerica" erscheint kommenden Montag in Argentinien.

In einem Beitrag für die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" (Freitagsausgabe) nennt Reyes den zehnten Jahrestag der Konferenz von Aparecida im Mai 2017 einen der Auslöser des Projekts. Der heutige Papst hatte damals, 2007, als Erzbischof von Buenos Aires die Kommission für das Schlussdokument dieser fünften Generalversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe geleitet.

Neue Bewertungen

Franziskus greife jetzt einige Kernaspekte des Aparecida-Dokuments nochmals auf, schreibt Reyes. Dazu gehöre die Mission in Lateinamerika, Volksfrömmigkeit, der von Benedikt XVI. (2005-2013) benutzte Begriff des "Kontinents der Hoffnung", pastorale Herausforderungen und soziale Ausgrenzung.

Die Neubewertung geschehe zum einen vor dem Hintergrund veränderter Wirtschaftsbedingungen, nachdem Lateinamerika nach Jahren starken Wachstums bis 2007 zuletzt eine schwere Rezession erfuhr. Zum anderen verweist Reyes darauf, dass knapp die Hälfte der katholischen Weltbevölkerung in Lateinamerika sowie in den USA und Kanada mit einem beträchtlichen Anteil von Latinos lebt.

Kapitel zu unterschiedlichen Themenfeldern

Thematisch kommen in den Kapiteln des Interviewbands Kritik und Anforderungen des Papstes an Klerikern zur Sprache, dann Thesen zu unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen wie Frauen, Volksbewegungen, Jugendlichen, Strafgefangenen und Beschäftigten. Weiter geht es um den biografischen Hintergrund der Haltung des Papstes zur Ökumene und seine Vorstellung von guten katholischen Politikern.

Ein weiteres Kapitel widmet sich der biologischen und sozialen Vielfalt; hierbei verwahrt sich laut Reyes der Papst dagegen, sein Lehrschreiben "Laudato si" (2015) auf eine Umwelt-Enzyklika zu reduzieren. Ferner geht Franziskus auf den wachsenden Anteil hispanischer Einwohner in den USA ein. Abschließend äußert er sich zur Rolle Pauls VI. (1963-1978) für Lateinamerika und seine eigene Lehre.


Papst Franziskus / © Cristian Gennari (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA