Papst Leo XIV. hat den altersbedingten Amtsverzicht des Prager Weihbischofs Vaclav Maly an dessen 75. Geburtstag am Sonntag angenommen. Das teilte das vatikanische Presseamt mit. Maly war eine der Symbolfiguren der Samtenen Revolution in der damaligen Tschechoslowakei und ist als Bischof auch international für seinen Einsatz für Menschenrechte bekannt. Die Tschechische Bischofskonferenz dankte Maly in einer Mitteilung für seinen langjährigen und engagierten Dienst an Kirche und Gesellschaft.
Das Bischofsamt sei in erster Linie ein geistlicher Dienst, aber auch mit vielen Verwaltungsaufgaben verbunden, erklärte Maly selbst in einem Geburtstags-Interview der Nachrichtenagentur CTK. Nach seiner Emeritierung und der damit verbundenen Entlastung von den Verwaltungsaufgaben wolle er sich weiter bemühen, "Glaube und Hoffnung zu stärken".
Er wünsche sich, dass in der Kirche ein größerer Freiraum entsteht, in dem unterschiedliche Meinungen zum Ausdruck gebracht werden, fügte Maly hinzu. Die Rolle der Kirche in der heutigen Welt sei, zwischenmenschliche Beziehungen zu kultivieren, sich gegen jedes Unrecht zu stellen und nicht gleich zu klassifizieren.
Priester und Dissident
Maly war als Priester und Dissident in den 70er und 80er Jahren eine Zentralgestalt der demokratischen Bewegung in der kommunistischen Tschechoslowakei. Als einer von ganz wenigen Priestern unterschrieb der 1976 geweihte Maly im Februar 1977 die Menschenrechtserklärung Charta 77, die Gerechtigkeit und Freiheit in der Tschechoslowakei einforderte. Die Folge: Berufsverbot als Priester, Verfolgung durch die Geheimpolizei, 1979 sieben Monate Gefängnis wegen "Republik-Subversion".
Von 1980 bis 1986 arbeitete Maly als Heizer in Prager Hotels; zudem war er 1981/82 Sprecher der Charta 77. Als Priester wirkte er geheim, feierte "in Wohnungen oder im Sommer auch im Wald mit kleinen Gruppen Eucharistie", hielt Bibelstunden und Vorträge, spendete Sakramente und schrieb im Untergrund.
Symbolfigur 1989
In der Samtenen Revolution im Herbst 1989 wurde er zu einer der Symbolfiguren. An der Seite des Schriftstellers und späteren Staatspräsidenten Vaclav Havel (1936-2011) moderierte er die entscheidenden Großdemonstrationen auf dem Wenzelsplatz. Trotz seiner großen Popularität ging Maly danach nicht in die Politik, sondern wurde Pfarrer im Prager Stadtteil Holesovice. Ende 1996 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zum Weihbischof in der Erzdiözese Prag.
Auch seit seiner Bischofsweihe war Maly weltweit unterwegs, um auf die Missachtung der Menschenrechte in Diktaturen wie Belarus, Kuba, China und dem Iran hinzuweisen. Als Vorsitzender des Rates für Gerechtigkeit und Frieden (Iustitia et Pax) der Tschechischen Bischofskonferenz sprach er über Jahrzehnte immer wieder auch soziale Fragen seiner Heimat an. Für seinen Einsatz als Mahner und Mutmacher in der tschechischen Demokratie und in der EU wurde Maly vielfach geehrt. 2021 erhielt er das Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.