Papst mahnt bei Generalaudienz

Klage ist eine Form des Betens

Auch die Klage ist nach den Worten von Papst Franziskus eine Form des Betens. Glauben heiße nicht, alles still zu akzeptieren. "Glauben ist auch Ringen mit Gott, ihm unsere Bitterkeit zeigen, ohne fromme Vorspiegelungen", so Franziskus.

Papst Franziskus bei der Generalaudienz / © Claudio Peri/ANSA (dpa)
Papst Franziskus bei der Generalaudienz / © Claudio Peri/ANSA ( dpa )

Hoffnung habe keine Angst, die Realität zu sehen und ihre Widersprüche anzunehmen, sagte der Papst in der Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan. Franziskus berichtete, manchmal beichte jemand, er habe Gott gegenüber geklagt. Er, Franziskus, bestärke den Gläubigen dann in dieser Haltung. Gott sei Vater, und die Klage sei eine Form des Gebets. Der Papst verwies dabei auf die biblische Gestalt Abrahams. Auch dieser habe "das Dunkel der Enttäuschung, der Mutlosigkeit" kennengelernt.

Zugleich habe sich Abraham im Glauben einer "scheinbar unvernünftigen Hoffnung geöffnet", so der Papst. Diese beschrieb er als "Fähigkeit, jenseits menschlicher Überlegungen, Weisheit und Klugheit der Welt zu gehen, jenseits dessen, was man normalerweise für gesunden Menschenverstand hält, um an das Unmögliche zu glauben".

"Gott anvertrauen"

Hoffnung heiße auch, "ins Dunkel einer ungewissen Zukunft einzutreten", so der Papst weiter. Auch Abraham habe die Schwierigkeit dieses Weges erlebt. Die Hoffnung sei keine Sicherheit, die vor Zweifeln und Ratlosigkeit schütze. So habe Abraham im Glauben um Gottes Hilfe gebeten, um weiter hoffen zu können, und von Gott das "unglaubliche Versprechen" eines eigenen Nachkommen erhalten.

Wenn Gott Abraham auffordere, sein Zelt zu verlassen und die Sterne zu betrachten, führe er ihn auch aus seinen "eingeengten Sichtweisen" heraus, erläuterte Franziskus. Um glauben zu können, müsse man "mit den Augen des Glaubens zu sehen verstehen: Es sind nur Sterne, die alle sehen können, aber für Abraham werden sie zum Zeichen der Treue Gottes", so der Papst. "Wenn auch für uns als einzige Möglichkeit bleibt, die Sterne zu betrachten, dann ist es Zeit, sich Gott anzuvertrauen. Es gibt nichts Schöneres", sagte Franziskus.

Die Generalaudienz war das letzte große Treffen des Papstes mit Pilgern in diesem Jahr. Zum Abschluss traten in der Audienzhalle Künstler des Golden Circus von Liana Orfei auf und unterhielten Franziskus und die Besucher mit Jonglagen und artistischen Darbietungen.


Quelle:
KNA