Papst Leo übernimmt Worte seines Vorgängers zu Mittelmeer-Migranten

"Globalisierung der Ohnmacht"

2013 machte Papst Franziskus die Mittelmeer-Insel Lampedusa zum Ziel seiner ersten Reise. Die Insel ist bis heute ein wichtiger Hafen für Migranten, die über das Mittelmeer kommen. Papst Leo XIV. begrüßt das.

Papst Leo XIV. / © Riccardo De Luca - Update (shutterstock)
Papst Leo XIV. / © Riccardo De Luca - Update ( shutterstock )

Papst Leo XIV. hat an die Bevölkerung der Mittelmeerinsel Lampedusa appelliert, angesichts von Migration und Ungerechtigkeit eine "Kultur der Versöhnung" zu leben. 

Er äußerte sich in einer Videobotschaft, die am Freitagabend von italienischen und vatikanischen Medien verbreitet wurde. Anlass war die Vorstellung des Projektes "Gesten der Gastfreundschaft", mit dem sich die Mittelmeerinsel um die Aufnahme in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Unesco bewirbt.

Der Papst dankte in seiner Ansprache den Inselbewohnern für ihre Menschlichkeit, die Lampedusa zu einem "Tor Europas" gemacht hätten. "Euer Glaube und eure Nächstenliebe sind weithin bekannt", betonte Leo XIV. und dankte ausdrücklich den freiwilligen Helfern, Behörden, Ärzten, Priestern und Sicherheitskräften, die Menschen in Not aufgenommen haben.

"Bollwerk der Menschlichkeit"

Die Insel sei ein "Bollwerk der Menschlichkeit" gegenüber lauten Parolen, alten Ängsten und ungerechten politischen Maßnahmen. Zugleich erinnerte der Papst an die vielen Toten im Mittelmeer: "Sie ruhen in eurer Erde wie Samen, aus denen eine neue Welt erwachsen will."

Papst Franziskus grüßt Fischer, die zu seiner Ankunft auf Lampedusa in Italien am 8. Juli 2013 gekommen sind / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus grüßt Fischer, die zu seiner Ankunft auf Lampedusa in Italien am 8. Juli 2013 gekommen sind / © Romano Siciliani ( KNA )

Mit Nachdruck erinnerte Leo XIV. an die Worte seines Vorgängers Franziskus, der 2013 in Lampedusa die "Globalisierung der Gleichgültigkeit" angeprangert hatte. Inzwischen habe sich diese Gleichgültigkeit in eine "Globalisierung der Ohnmacht" verwandelt. Zwar sei das Bewusstsein für Ungerechtigkeit gewachsen, doch viele fühlten sich hilflos.

Dem hielt der Papst eine andere Vision entgegen. "Die Geschichte wird von den Mächtigen verwundet, aber von den Demütigen, Gerechten und Märtyrern gerettet", erklärte der Papst. In ihnen leuchte das Gute auf und erneuere die Menschlichkeit.

Auch Papst Leo will Lampedusa besuchen

Am Ende seiner Ansprache deutete Leo XIV. an, dass er wie auf den Spuren seines Vorgängers Franziskus ebenfalls eine Reise nach Lampedusa machen wolle. Sein Gruß an die Bewohner sei jetzt einer "aus der Ferne, aber ich hoffe er wird bald aus der Nähe und persönlich erfolgen."

Papst Franziskus (2013-2025) hatte am 8. Juli 2013 die Mittelmeerinsel vor der nordafrikanischen Küste besucht, auf der alljährlich Tausende Migranten landen. Die Erstaufnahme wird von Freiwilligen sowie von staatlichen und kirchlichen Stellen organisiert. 

Sie bringt die Insel mit ihren rund 6.000 Einwohnern mitunter an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Die meisten Migranten werden von Lampedusa nach Sizilien und von dort weiter aufs italienische Festland gebracht, von wo viele in andere europäische Länder weiterziehen.

Lampedusa-Besuch von Papst Franziskus

Vor fast genau zehn Jahren besuchte Papst Franziskus die italienische Insel Lampedusa und erinnerte an die zahlreichen ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer. Erst wenige Monate war der Argentinier damals im Amt, als er am Südzipfel Europas die "Globalisierung der Gleichgültigkeit" geißelte. "Wir haben uns an das Leiden des anderen gewöhnt, es betrifft uns nicht, es interessiert uns nicht, es ist nicht unsere Sache", kritisierte Franziskus.

Papst Franziskus hält die Predigt während einer heiligen Messe am 8. Juli 2013 auf Lampedusa in Italien / © Vatican Media (KNA)
Papst Franziskus hält die Predigt während einer heiligen Messe am 8. Juli 2013 auf Lampedusa in Italien / © Vatican Media ( KNA )
Quelle:
KNA