Papst Leo XIV. hat an die Bevölkerung der Mittelmeerinsel Lampedusa appelliert, angesichts von Migration und Ungerechtigkeit eine "Kultur der Versöhnung" zu leben.
Er äußerte sich in einer Videobotschaft, die am Freitagabend von italienischen und vatikanischen Medien verbreitet wurde. Anlass war die Vorstellung des Projektes "Gesten der Gastfreundschaft", mit dem sich die Mittelmeerinsel um die Aufnahme in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Unesco bewirbt.
Der Papst dankte in seiner Ansprache den Inselbewohnern für ihre Menschlichkeit, die Lampedusa zu einem "Tor Europas" gemacht hätten. "Euer Glaube und eure Nächstenliebe sind weithin bekannt", betonte Leo XIV. und dankte ausdrücklich den freiwilligen Helfern, Behörden, Ärzten, Priestern und Sicherheitskräften, die Menschen in Not aufgenommen haben.
"Bollwerk der Menschlichkeit"
Die Insel sei ein "Bollwerk der Menschlichkeit" gegenüber lauten Parolen, alten Ängsten und ungerechten politischen Maßnahmen. Zugleich erinnerte der Papst an die vielen Toten im Mittelmeer: "Sie ruhen in eurer Erde wie Samen, aus denen eine neue Welt erwachsen will."
Mit Nachdruck erinnerte Leo XIV. an die Worte seines Vorgängers Franziskus, der 2013 in Lampedusa die "Globalisierung der Gleichgültigkeit" angeprangert hatte. Inzwischen habe sich diese Gleichgültigkeit in eine "Globalisierung der Ohnmacht" verwandelt. Zwar sei das Bewusstsein für Ungerechtigkeit gewachsen, doch viele fühlten sich hilflos.
Dem hielt der Papst eine andere Vision entgegen. "Die Geschichte wird von den Mächtigen verwundet, aber von den Demütigen, Gerechten und Märtyrern gerettet", erklärte der Papst. In ihnen leuchte das Gute auf und erneuere die Menschlichkeit.
Auch Papst Leo will Lampedusa besuchen
Am Ende seiner Ansprache deutete Leo XIV. an, dass er wie auf den Spuren seines Vorgängers Franziskus ebenfalls eine Reise nach Lampedusa machen wolle. Sein Gruß an die Bewohner sei jetzt einer "aus der Ferne, aber ich hoffe er wird bald aus der Nähe und persönlich erfolgen."
Papst Franziskus (2013-2025) hatte am 8. Juli 2013 die Mittelmeerinsel vor der nordafrikanischen Küste besucht, auf der alljährlich Tausende Migranten landen. Die Erstaufnahme wird von Freiwilligen sowie von staatlichen und kirchlichen Stellen organisiert.
Sie bringt die Insel mit ihren rund 6.000 Einwohnern mitunter an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Die meisten Migranten werden von Lampedusa nach Sizilien und von dort weiter aufs italienische Festland gebracht, von wo viele in andere europäische Länder weiterziehen.