Papst grüßt beim Angelus Muslime und fordert Frieden im Irak

Friedensappell und Missionserinnerung

Papst Benedikt XVI. hat den Muslimen zum Ende des Fastenmonats Ramadan Glückwünsche ausgesprochen. Zugleich erinnerte er am Sonntag beim Angelusgebet im Vatikan an die dramatische Lage im Irak.

 (DR)

Papst Benedikt XVI. hat den Muslimen zum Ende des Fastenmonats Ramadan Glückwünsche ausgesprochen. Zugleich erinnerte er am Sonntag beim Angelusgebet im Vatikan an die dramatische Lage im Irak. Das Klima der Freude werde durch die tragischen Nachrichten von äußerster Unsicherheit und grausamer Gewalt überschattet. Ihr seien zahlreiche Unschuldige ausgesetzt, "nur weil sie Schiiten, Suniten oder Christen sind", beklagte das Kirchenoberhaupt.

Sorge um Christen
Der Papst versicherte alle Opfer seiner Nähe und sprach ihnen Trost zu. Er rief zum Gebet für die religiösen und politischen Führer auf, damit sie das irakische Volk auf dem Weg des Wiederaufbaus ihres Landes unterstützten. Das müsse in der Suche nach einem von allen geteilten Gleichgewicht geschehen sowie im Bewusstsein, dass Vielfalt den Reichtum dieses Landes ausmache.

Besonders besorgt äußerte sich das Kirchenoberhaupt über die Lage der Christen im Irak. Am Samstag hatte Benedikt XVI. eine neue katholisch-chaldäische Eparchie für Ozeanien mit Sitz in Sydney errichtet. Zugleich ernannte er den bisherigen Erzbischof der südirakischen Stadt Basra, Dschibrail Kassab, zum ersten Bischof dieses Kirchengebiets, das einem Bistum entspricht. Kassab war seit 1996 Erzbischof in Basra.

Über das weitere Schicksal der chaldäisch-katholischen Erzdiözese Basra machte der Vatikan in der Pressemitteilung keine Angaben. Es wurde auch kein Apostolischer Administrator ernannt. Unter christlichen Flüchtlingen und Emigranten aus dem Irak in Europa, sorgte die Personalie für große Besorgnis. In Kreisen der Emigranten wird befürchtet, dass die Position Kassabs in Basra unhaltbar geworden sei und sich die Situation der Kirche dramatisch verschlechtert habe.

Soziale Werke
Die Millionenstadt Basra liegt in der britischen Besatzungszone des Irak. Die Emigranten halten den Briten vor, sie hätten die christlichen Kirchen dort von Anfang an ignoriert und keinerlei Schritte unternommen, um aus dem Ausland gesteuerte islamistische Einschüchterungskampagnen zu unterbinden.

Kassab war es trotz der katastrophalen Situation durch Saddam-Diktatur, internationales Embargo und später den alliierten Einmarsch gelungen, in der Stadt soziale und kulturelle Initiativen wie Apotheke, Waisenhäuser, Kindergärten, Mutter-Kind-Heim oder eine EDV-Schule aufzubauen. Sie kamen nicht nur Christen, sondern auch vielen Muslimen zu Gute.

Basra geht als Erzbischofssitz auf die Antike zurück. Ab dem frühen fünften Jahrhundert sind Erzbischöfe bezeugt. Chaldäische Christen gehören zu den Ostkirchen, die den Papst als Oberhaupt anerkennen. Sie leben vor allem im Irak; dort sind es derzeit laut Schätzungen noch rund 700.000. Auf Grund der anhaltenden Gewalt verlassen aber immer mehr Chaldäer das Land. In Ozeanien leben statistischen Angaben zufolge rund 29.000 chaldäische Christen: 26.000 in Australien und 3.000 in Neuseeland.
(KNA)