Papst gegen eine politische Vereinnahmung seiner Zypernreise

Appell für Aussöhnung und Dialog

Papst Benedikt XVI. hat seine Zypernreise mit Versöhnungsappellen an die geteilte Insel und die getrennten Christen begonnen.

 (DR)

«Mögen die bestehenden internationalen Probleme mit Geduld zu einer Lösung kommen», sagte er bei seiner Ankunft auf dem Flughafen von Paphos. Bei einer anschließenden ökumenischen Begegnung im antiken Paulus-Heiligtum beschwor er das gemeinsame Erbe der christlichen Kirchen.

«Willkommen in Zypern, am Treffpunkt der Kulturen und Völker», begrüßte Präsident Dimitris Christofias den Papst. Und auch Benedikt XVI., der mit Zypern zum ersten Mal ein mehrheitlich orthodoxes Land besucht, sprach von einer «Brücke zwischen Orient und Okzident». Es war daher konsequent, dass der Papst seine 16. Auslandsreise mit einer ökumenischen Begegnung begann.

Bibellesungen und orientalische Gesänge bildeten den Rahmen, als Benedikt XVI. mit dem orthodoxen Erzbischof Chrysostomos II. auf den antiken Ruinen von Paphos an die Anfänge der christlichen Missionsarbeit durch Paulus erinnerte. Beide Kirchenführer wiesen darauf hin, dass der Völkerapostel auf Zypern mit Barnabas im Jahre 46 seine erste Missionsreise begann.

Benedikt hält sich aus Tagespolitik raus
Chrysostomos schlug aber auch rasch den Bogen zur Gegenwart. In deutlichen Worten sprach er von einer «barbarischen» Besetzung des zyprischen Nordteils durch die Türkei. Er sprach von einem «Plan nationaler Zerstörung», der orthodoxe zyprische Christen zum Verlassen ihrer Häuser gezwungen habe. Er prangerte die Ansiedlung Hunderttausender Türken aus Anatolien an. Und vor allem verurteilte er den Kunst- und Kulturraub, die Plünderung und Zerstörung christlicher Kirchen und Ikonen im Nordteil der Insel.

«Wir sind sicher, dass dieses große Martyrium, unter dem die Kirche seit 1974 leidet, enden wird», sagte der Erzbischof. Er vertraue darauf, «dass Gott uns Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit schenkt». Vom Papst erwarte sich das leidende Volk eine «aktive Kooperation», insbesondere für den Schutz der heiligen Monumente und des kulturellen Erbes.

Benedikt XVI. hielt sich dagegen demonstrativ aus der Tagespolitik heraus. Er hielt eine religiöse Rede, sprach allgemein von Aussöhnung der Menschen und Völker, die mit der Umkehr und Bekehrung des Einzelnen beginnen müsse. Vor allem appellierte er an die getrennten Christen und Kirchen, ihre Spaltungen zu überwinden und die sichtbare Einheit wiederherzustellen.

Pilgerfahrt statt Politreise
Schon vor der Ankunft auf der Mittelmeerinsel hatte sich Benedikt XVI. gegen eine politische Vereinnahmung und Lesart seiner Reise gewandt. Bei seiner «Fliegenden Pressekonferenz» stellte er klar, dass er eine religiöse Reise, eine Pilgerfahrt unternehme. Der Besuch sollte nicht in den Sog der Nahostdebatte nach der israelischen Militäraktion gegen die Solidaritätsflotte für Gaza geraten. Und die Reise sollte auch nicht vom Bischofsmord in der Türkei überschattet werden. Die Tat sei traurig, so der Papst, aber es handele sich nicht um einen politischen oder einen religiösen Mord. Und keinesfalls dürfe der Vorfall in den Dialog mit dem Islam gemengt werden.

Auch in seiner Begrüßungsrede machte Benedikt XVI. deutlich, dass er eine neue Konfrontation der Kirchen mit der Türkei vermeiden will. Zwar beschränkt der Papst seinen dreitägigen Besuch auf den Südteil der Republik Zypern und die international nicht anerkannte «Türkische Republik Nordzypern» steht nicht auf seinem Programm. Aber trotzdem rief er auch zu Vertrauen und Freundschaft mit allen auf, «die den einen Gott anbeten».

Noch deutlichere Worte fand er bei der Pressekonferenz auf dem Flug an die Aderesse der Muslime. «Sie sind Brüder, trotz aller Verschiedenheiten». Ungeachtet aller Probleme sei die gemeinsame Vision eines Dialogs mit ihnen wichtig, sagte Benedikt XVI. mit Blick auf die im Herbst im Rom stattfindende Bischofssynode für Nahost. Dort soll der Ausgleich mit den Muslimen weiter vorangetrieben werden.

Nach dem demonstrativ unpolitischen Beginn dürfte Benedikt XVI. an seinem zweiten Besuchstag auf Zypern deutlichere Worte zur Tagesaktualität finden: Denn er stattet dem Präsidenten einen Besuch ab und hält eine Grundsatzrede vor dem Diplomatischen Corps.

Johannes Schidelko (KNA)

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