Papst Franziskus fordert Ende der Gewalt in Nicaragua

Verhärtete Fronten

Der Papst unterstrich am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz die Dialogbereitschaft der Kirche in Nicaragua – und forderte ein Ende der Gewalt in dem lateinamerikanischen Land.

Proteste in Nicaragua / © Carlos Herrera (dpa)
Proteste in Nicaragua / © Carlos Herrera ( dpa )

Voraussetzung für eine Wiederaufnahme der Gespräche sei jedoch, die Freiheit und das Leben der Menschen zu schützen. Mit Trauer habe er von den vielen Toten und Verletzten in dem mittelamerikanischen Land erfahren, sagte Franziskus und fügte hinzu, er bete für die Opfer und ihre Familien.

Fronten sind verhärtet: seit Wochen Proteste gegen Ortega

In Nicaragua kommt es seit Wochen zu Protesten gegen die sandinistische Regierung von Präsident Daniel Ortega. Seit Mitte April kamen dabei mehr als 100 Menschen ums Leben, etwa 1.000 wurden verletzt. Die Demonstrationen begannen nach der Ankündigung einer Rentenreform. Oppositionelle werfen der Regierung zudem vor, gegen einen Großbrand im Bioreservat Indio Maiz nur halbherzig vorgegangen zu sein.

Inzwischen haben sich die Fronten verhärtet. Ein von der katholischen Kirche des Landes angestoßener nationaler Dialog wurde in der vergangenen Woche abgebrochen. Papst Franziskus empfing am Samstag im Vatikan seinen Botschafter in Nicaragua, Erzbischof Waldemar Stanislaw Sommertag.

Kirchenvertreter überredeten Sicherheitskräfte zum Rückzug

Am Wochenende hoben Polizisten in der Stadt Masaya die Belagerung einer Kirche auf. In dem Gotteshaus hatten rund 30 Demonstranten Zuflucht gesucht, wie der britische Sender BBC meldete. Die Sicherheitskräfte hätten sich auf Betreiben des Weihbischofs von Managua, Silvio Jose Baez, sowie örtlicher Kirchenvertreter zurückgezogen. Mediziner erhielten demnach die Erlaubnis, die Eingeschlossenen zu behandeln. Zwei von ihnen sollen während der Belagerung gestorben sein.

In einer Erklärung verurteilte die Nicaraguanische Bischofskonferenz die Gewalt bewaffneter regierungsnaher Gruppen gegen Demonstranten. Man könne nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren, während den Bürgern das Recht auf Kundgebungen verwehrt werde.

Adveniat: "Man kann sich kaum noch frei bewegen"

Die Vereinten Nationen bezeichnen die Entwicklung in dem Land als besorgniserregend. Der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Michael Heinz, sprach von bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Nicaragua. "Aufgrund der Straßensperren kann man sich im Land kaum noch frei bewegen", sagte er. "Und die gnadenlose Brutalität, mit der die Regierung auf die Proteste reagiert, ist erschreckend."


Quelle:
KNA
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