Papst Franziskus feiert mit Ältesten Kanadas Gottesdienst

Nie wieder Gewalt und Ausgrenzung

Indigene Völker verehren ihre Ältesten, sind diese doch für die kulturelle Kontinuität verantwortlich. Ein Anliegen auch für Papst Franziskus. Den Festtag der Großeltern Jesu begingen sie in Kanada gemeinsam.

Autor/in:
Severina Bartonitschek
Eine Frau bringt Gaben zum Altar bei einem Gottesdienst mit Papst Franziskus im Commonwealth Stadion in Edmonton / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eine Frau bringt Gaben zum Altar bei einem Gottesdienst mit Papst Franziskus im Commonwealth Stadion in Edmonton / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Nicht nur einmal feiert der Papst in Kanada die heilige Anna, die Mutter Marias und Großmutter Jesus. Wie ein roter Faden zieht sich ihr Name durch das päpstliche Besuchsprogramm.
Gleichermaßen liegt sie Franziskus wie auch den indigenen Gemeinschaften des Landes am Herzen. Versöhnung und Heilung - das Motto der Papstreise nach Kanada - entstehen durch Nähe. Franziskus bemüht sich sehr darum.

Verbindung der Kulturen

So verbindet die Messe im Commonwealth-Stadion in Edmonton am Dienstag erneut die Kulturen. Wie bereits bei der Vergebungsbitte am Vortag wird Franziskus mit Trommelschlägen begrüßt, er selbst trägt ein Gewand mit traditionell indianischen Verzierungen. Diakone und Priester mit indigenen Wurzeln zelebrieren ebenfalls bei dem Gottesdienst, zu dem etwa 50.000 Menschen angereist sind - einige 16 Stunden, andere zwei Tage mit dem Auto.

Vier Älteste der Ureinwohner bringen Gaben an den Altar, auch wenn die Messe sonst sehr traditionell ist. Der Festtag der Großeltern Jesu, Anna und Joachim, der hier gefeiert wird, greift ein Thema auf, das Papst wie Indigenen besonders am Herzen liegt: Sorge und Wertschätzung gegenüber Älteren und Großeltern, das Miteinander der Generationen.

Kulturelle Kontinuität

Bei Kanadas indigenen Völkern, den First Nations, Metis und Inuit,gewährleisten Älteste die kulturelle Kontinuität ihrer Gemeinschaft. Die "Elders" sind Lehrer, Berater, Leiter von Zeremonien, Heiler und Konfliktlöser. Sie verbinden Vergangenheit und Gegenwart; sind beispielsweise dafür verantwortlich, Zeremonien und Wissen um Heilung an die nächste Generation weiterzugeben.

Älteste sind zwar oft Senioren, aber das ist nicht immer der Fall.
Nicht alle indigenen Senioren sind Älteste, und nicht alle Ältesten sind alt. Ein Ältester wird von seiner indigenen Gemeinschaft als solcher auserwählt und oft als Tante, Onkel, Großmutter oder Großvater bezeichnet.

Respekt für die Ältesten

Durch Großeltern "haben wir gelernt, dass das Gute, die Zärtlichkeit und die Weisheit feste Wurzeln der Menschheit sind", so Papst Franziskus auch daran anknüpfend in seiner Predigt. Diese Geschichte, dieses Erbe müsse gehütet werden. "Lassen wir es niemals an Liebe und Respekt für die Menschen fehlen, die uns vorausgegangen und uns anvertraut sind: Denn sie sind kostbare Schätze, die eine Geschichte hüten, die größer ist als sie selbst", mahnte Franziskus.

Für eine gute Zukunft müssten diese Wurzeln gepflegt werden. Bezug nehmend auf die verheerend traumatische Geschichte, die viele Indigene durch Assimilierung und Missbrauch in den Residential Schools, den oft von der Kirche geleiteten Internatsschulen, erlebt haben, bat der Papst an einer Zukunft zu arbeiten "in der sich Gewalt und Ausgrenzung, die unsere indigenen Brüder und Schwestern erlitten haben, für niemanden wiederholt".

Bitte um Vergebung

Rund 150.000 indigene Jungen und Mädchen sind in hauptsächlich von den Kirchen geführten Internaten in Kanada ihrer Kultur beraubt, misshandelt und auch missbraucht worden. Die Bitte um Vergebung für die Rolle der Kirche, Heilung und Versöhnung sind zentrales Anliegen des Papstes auf seiner Kanadareise.

Ein traditioneller Weg um Buße zu tun, ist in Kanada die Wallfahrt an den Lac Sainte Anne. Besonders um den Festtag der heiligen Anna pilgern Tausende Menschen - oftmals barfuß - an den See westlich der Provinzhauptstadt Edmonton. Zugleich schafft auch dieser Ort eine Verbindung zwischen den Kulturen.

So gilt das Wasser sowohl den First Nations der Prärie Albertas als auch vielen Katholiken als heilig und heilend. Es wird der atmosphärische Höhepunkt des Tages sein, wenn Papst Franziskus am Dienstagabend (Ortszeit) das Wasser segnen und anschließend einen Wortgottesdienst feiern wird. Selbst betreten wird er das heilende Gewässer aber wohl nicht - trotz seines schmerzenden Knies.

Katholische Kirche in Kanada

Die katholische Kirche in Kanada hat eine vergleichsweise junge Geschichte. Mit den Europäern und ihrer Kolonialisierung Anfang des 17. Jahrhunderts kam der Katholizismus in die "Neue Welt". So waren es zunächst die Franzosen, die Missionare ins heutige Kanada schickten. Trotz der späteren Eroberung durch die Briten wuchs der Katholizismus in dem Land weiter.

Eine Kirche in Kanada / © Bob Silverman CDN (shutterstock)
Eine Kirche in Kanada / © Bob Silverman CDN ( shutterstock )
Quelle:
KNA