Papst Franziskus empfängt Präsident Hollande zu Privataudienz

Gedenken an die Opfer des Terrorismus

Papst Franziskus hat nach der Ermordung eines Priesters in Frankreich Präsident François Hollande zu einer Privataudienz empfangen. Die Terroranschläge in Frankreich waren Thema.

Papst Franziskus empfängt Präsident Hollande  / © L'osservatore Romano  (dpa)
Papst Franziskus empfängt Präsident Hollande / © L'osservatore Romano ( dpa )

Papst Franziskus hat am Mittwochnachmittag Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande im Vatikan empfangen. Das Treffen war das zweite der beiden Staatsoberhäupter nach Januar 2014; es dauerte nach italienischen Medienberichten etwa 40 Minuten.

Der Besuch im Vatikan dauert zur Stunde noch an, nach der Begegnung mit dem Papst trifft Hollande Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Details der als privat bezeichneten Begegnung wurden zunächst nicht bekannt.

Medienberichten zufolge fiel die Entscheidung für den Besuch Hollandes nach der Ermordung des Priesters Jacques Hamel bei Rouen Ende Juli. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hatte die Tat für sich reklamiert. Vor seinem Treffen mit Franziskus wollte Hollande die französische Nationalkirche San Luigi dei Francesi nahe der Piazza Navona in Rom aufsuchen, um dort der Terroropfer zu gedenken.

Seligsprechung angesprochen

Der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, hatte zuletzt erklärt, Hamel könnte als christlicher Märtyrer durchaus seliggesprochen werden; er sammele bereits Zeugenaussagen für die Einleitung eines entsprechenden Prozesses auf Diözesanebene. Die zuständige vatikanische Heiligsprechungskongregation sagte auf Anfrage, es liege noch kein einschlägiges Material vor. Jeder Prozess werde nach einheitlichen Regeln behandelt.

Einig sind sich Hollande und Franziskus, dass Islam und Gewalt - auch trotz der jüngsten Anschläge - nicht gleichzusetzen sind. Wohl mehr als 5 Millionen Muslime sind unter den 66 Millionen Einwohnern Frankreichs die zweitgrößte Religionsgemeinschaft. Die meisten von ihnen sind Einwanderer aus den früheren Kolonien in Nordafrika: Algerien, Marokko und Tunesien. Zentren des Islam sind die Vorstädte von Paris, Marseille, Lyon und Straßburg.

Verhältnis belastet

Franziskus stellte zuletzt klar, man könne wohl die Terroristen des "Islamischen Staates" als gewalttätig bezeichnen, nicht aber den Islam als ganzen. "Wenn ich von islamischer Gewalt spreche", so der Papst, "dann muss ich auch von katholischer Gewalt sprechen".

Das Verhältnis zwischen dem Vatikan und der sozialistischen Regierung Hollande war zuletzt nicht unbelastet. Viele ihrer Gesetzesinitiativen veränderten die französische Gesellschaft in einer dem Vatikan nicht genehmen Weise. So wurde die "Homo-Ehe" eingeführt, embryonale Stammzellforschung bedingt zugelassen. Dazu kamen ein Gesetzesvorstoß für aktive Sterbehilfe und eine Liberalisierung der Abtreibungsgesetze.

Diplomatisches Tauziehen

Auch ein erst im Mai beigelegtes langes diplomatisches Tauziehen um die Ernennung eines offen homosexuell lebenden Diplomaten zum Pariser Botschafter beim Heiligen Stuhl und Rücktrittforderungen von Ministerpräsident Manuel Valls an den Lyoner Kardinal Philippe Barbarin trübten die Beziehungen ein.

Bei der Audienz sollte Hollande neben Innenminister Bernard Cazeneuve auch vom neuen französischen Botschafter Philippe Zeller begleitet werden.


Quelle:
KNA