Papst Franziskus betet für schwerkrankes Baby Indi Gregory

Während um ihr Überleben gerungen wird

Gegen den Willen ihrer Eltern sollen die Maßnahmen, die die acht Monate alte Indi Gregory am Leben halten, beendet werden. Der Papst betont seine Nähe. Eine Weiterbehandlung in einem Vatikan-Krankenhaus verbietet die britische Justiz.

Papst Franziskus hat die Augen geschlossen und betet am 5. Januar 2023 während der Trauermesse für den emeritierten Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Papst Franziskus hat die Augen geschlossen und betet am 5. Januar 2023 während der Trauermesse für den emeritierten Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Papst Franziskus hat der Familie des acht Monate alten, schwerkranken britischen Mädchens Indi Gregory seine Nähe ausgedrückt.

Gegen den Willen und eine Berufung der Eltern hatte ein britischer Richter entschieden, dass die lebenserhaltenden Maßnahmen nicht fortgesetzt werden, in letzter Konsequenz also die Maschinen, welches das Kind am Leben halten, abgeschaltet werden sollen.

Papst Franziskus bei einer Audienz am 11. November 2023 im Vatikan / © Alessia Giuliani/CPP/KNA (KNA)
Papst Franziskus bei einer Audienz am 11. November 2023 im Vatikan / © Alessia Giuliani/CPP/KNA ( KNA )

"Papst Franziskus umarmt die Familie der kleinen Indi Gregory, ihren Vater und ihre Mutter, betet für sie und für sie und wendet seine Gedanken allen Kindern zu, die in diesen Stunden auf der ganzen Welt Schmerzen erleiden oder wegen Krankheiten und Kriegen ihr Leben riskieren", erklärte der Leiter des Presseamtes des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, laut "Vatican News".

Die Causa Indi Gregory ist kein Einzelfall

Indi Gregory leidet an einer seltenen und als unheilbar geltenden Mitochondrien-Krankheit. Behandelt wurde sie bislang im staatlichen Queen’s Medical Center in Nottingham.

Geht es nach den britischen Gerichten, soll diese Behandlung beendet und auch nicht im Ausland fortgeführt werden. Stattdessen soll das Mädchen in ein Hospiz verlegt werden.

Die zuständigen Ärzte, deren Empfehlungen die Entscheidungen britischer Richter über Leben und Tod von Patienten beeinflussen, beurteilen die Behandlung Indis als sinnlos und schmerzhaft.

Dass die finanziell schwer belastete britische Gesundheitsbehörde NHS lebenserhaltende Maßnahmen früh abbricht, ist jedoch kein Einzelfall.

Eltern verweisen auf ein noch lebendes Kind mit gleicher Diagnose

Dean und Claire Gregory, die Eltern der acht Monate alten Indi, ließen nichts unversucht, um das Leben ihrer Tochter zu verlängern. Für ihre Tochter wandten sie sich sogar vergebens an den Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Den Haag.

Sie sind sich im Klaren über die mutmaßliche Unheilbarkeit der Erbkrankheit, an der Indi leidet, verweisen aber auf den Fall eines nach wie vor lebenden US-amerikanischen Neunjährigen mit derselben Diagnose.

Krankenhaus Bambino Gesu / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Krankenhaus Bambino Gesu / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Das Angebot des renommierten vatikanischen Kinderkrankenhauses Bambino Gesù in Rom, die Behandlung Indis für britische Steuerzahler kostenfrei fortzusetzen, hat die britische Justiz bislang als zu gefährlich und leidvoll abgelehnt.

Auch die Bemühungen der italienischen Regierung um Premierministerin Giorgia Meloni von der rechten Regierungspartei "Fratelli d'Italia", Indi ein Weiterleben zu ermöglichen, stimmten die britischen Gerichte bislang nicht um.

Besteht noch eine Überlebenschance für Indi Gregory?

In einer Dringlichkeitssitzung verlieh Italiens Regierung dem britischen Mädchen sogar die italienische Staatsbürgerschaft und bot eine Kostenübernahme für die Behandlung in Bambino Gesù an.

Der evangelikalen Organisation "Christian Concern" zufolge sollen die lebenserhaltenden Apparate erst nach der Anhörung der aktuellen Berufung der Familie vor dem zweithöchsten britischen Gericht abgeschaltet werden, sodass noch ein Chance auf ein Überleben des Mädchens bestehe.

Hinzu käme laut "Christian Concern", dass unklar sei, wie das Berufungsgericht mit den neuesten Entwicklungen hinsichtlich der Vormundschaft von Indi Gregory umgehen werde. Die Situation stelle ein Novum dar.

Italiens Konsul in Manchester, Matteo Corradini, habe in seiner Funktion als Vormundschaftsrichter für Indi Gregory am 8. November mittels einer Dringlichkeitsmaßnahme die Zuständigkeit der italienischen Gerichte in dem Fall anerkennen lassen.

Vormundschafts-Anordnung soll Verlegung nach Italien erlauben

Die Maßnahme genehmige die Annahme des Behandlungsplans des vatikanischen Krankenhauses Bambino Gesù und ernenne zum Schutz des Mädchens den Generaldirektor von Bambino Gesù, Antonio Perno, zu seinem Vormund. Diese Anordnung soll ihre Verlegung in das italienische Kinderkrankenhaus ermöglichen.

Krankenhaus Bambino Gesu / © Cristian Gennari (KNA)
Krankenhaus Bambino Gesu / © Cristian Gennari ( KNA )

Auch Perno hat in einem Eilantrag an den Obersten Gerichtshof des Vereinigten Königreichs, dem Supreme Court, den bisher für die Causa Indi Gregory zuständigen High-Court-Richter Robert Peele aufgefordert, ihm – unter Berufung auf Artikel 9 der Haager Konvention von 1996 – die Zuständigkeit für den Fall zu übertragen, wie das katholische Nachrichtenportal "CNA Deutsch" berichtet.

Indi hat Italiens Premierministerin auf ihrer Seite

In den Sozialen Medien hat Giorgia Meloni, nachdem sie Indi Gregory die italienische Staatsbürgerschaft verliehen hatte, betont, bis zum Ende alles tun zu wollen, was in ihrer Macht stehe, um das Leben des Mädchens und das Recht ihrer Eltern zu verteidigen.

Dabei wird Meloni nachgesagt, dem britischen Premierminister Rishi Sunak politisch nahezustehen.

Papst Franziskus empfängt Giorgia Meloni, Ministerpräsidentin von Italien / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus empfängt Giorgia Meloni, Ministerpräsidentin von Italien / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Dementsprechend hatte die italienische Premierministerin nach der Verleihung der Staatsbürgerschaft an Indi Gregory auch betont, keinen Streit mit Großbritannien anzetteln zu wollen. Die britische Regierung hat sich bisher jedoch ohnehin noch nicht zu dem Fall geäußert.

Indis Eltern zeigten sich jedenfalls dankbar für das Engagement der italienischen Premierministerin, die schon früh in ihrer Amtszeit gemeinsam mit Papst Franziskus für eine familienfreundliche Politik geworben hatte.

Familie Gregory fühlt sich von britischen Gerichten ungerecht behandelt

Die Italiener, so Dean Gregory, hätten ihm und seiner Frau die Hoffnung und den Glauben an die Menschheit zurückgegeben. Er wünsche, die britischen Behörden täten es ihnen gleich.

Zuvor hatte Claire Gregory ihrem Unverständnis über die Art und Weise, wie die Familie vom britischen Rechtssystem behandelt wird, Ausdruck verliehen und sogar betont, sich dafür zu schämen, Britin zu sein, zumal es sich anfühlen würde, als seien alle gegen sie.

Der Fall Indie Gregory ist nicht nur mit Blick auf die Beendung lebenserhaltender Maßnahmen nicht der erste seiner Art. Bereits 2018 stritten die Eltern des schwerkranken Alfie Evans mit den britischen Gerichten um das Überleben ihres Sohnes.

Wiederholt sich jetzt die Geschichte von Alfie Evans?

Damals hatte Papst Franziskus zum gemeinsamen Gebet für den Jungen aufgerufen und den Wunsch der Eltern, ihren Sohn am Leben zu halten, bekräftigt.

Papst Franziskus und Alfie Evans / © Cristian Gennari (KNA)
Papst Franziskus und Alfie Evans / © Cristian Gennari ( KNA )

Ebenso hatte Papst Franziskus betont, "dass der einzige Herr des Lebens, von seinem Anfang bis zu seinem natürlichen Ende, Gott ist" und es unsere Pflicht sei, "alles zu tun, um das Leben zu erhalten".

Genauso hatte damals schon das päpstliche Kinderkrankenhaus Bambino Gesù die Weiterbehandlung des Kindes angeboten und die damalige italienische Regierung ihm die italienische Staatsbürgerschaft verliehen. Am Ende verloren jedoch die Eltern und Alfie Evans starb.

Ob, wie "Christian Concern" es impliziert, die Übertragung der Vormundschaft die Geschichte von Indi Gregory anders verlaufen lassen wird, als jene Alfie Evans, bleibt abzuwarten. Sowohl Italien als auch der Vatikan scheinen jedoch von Fall zu Fall dazuzulernen.

Katholische Position zur Sterbehilfe

Die katholische Kirche lehnt jede Form der aktiven Sterbehilfe und Beihilfe zum assistierten Suizid ab. Die Bischöfe fordern Christen dazu auf, sich stattdessen für eine Stärkung der Hospizarbeit und der palliativen Versorgung einzusetzen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, hatte die Ablehnung einer aktiven Sterbehilfe bekräftigt. "Wir müssen uns wehren gegen aktive Sterbehilfe und Beihilfe zum assistierten Suizid", sagte er.

Debatte um Sterbehilfe (epd)
Debatte um Sterbehilfe / ( epd )
Quelle:
DR