Papst Franziskus besucht Prato und Florenz

Ein Besuch im italienischen China-Town

Der Papst fährt am Dienstag in die Toskana. Doch nicht zuerst in die Kulturmetropole Florenz, sondern nach Prato. Dort schuften tausende chinesische Arbeiter unter oft unwürdigen Bedingungen.

Papst Franziskus am 7.11.2015 auf dem Petersplatz / © Ettore Ferrari (dpa)
Papst Franziskus am 7.11.2015 auf dem Petersplatz / © Ettore Ferrari ( dpa )

Eine China-Reise. Das ist der große Wunsch von Papst Franziskus. Ob dies in Erfüllung geht, steht derzeit allerdings noch in den Sternen. Nicht nach Peking, aber immerhin in eine europäische Stadt mit der größten chinesischen Gemeinde gemessen an der Einwohnerzahl führt ihn sein Weg bereits am Dienstag: nach Prato. Das bei Florenz gelegene Zentrum der italienischen Mode- und Lederwaren-Branche ist Sitz zahlreicher chinesischer Billigfirmen. Dort arbeiten Tausende oft illegal eingewanderte Chinesen unter katastrophalen Bedingungen.

Die Stadt bietet nach den Worten ihres Bischofs, Franco Agostinelli, "genau die Themen, um die es Franziskus geht: Arbeit, Aufnahme und Integration von Fremden". Mit ihren rund 110 vertretenen Nationalitäten sei Prato ein "Labor für das, was die Gesellschaft der Zukunft sein könnte, für eine multiethnische, multirassische, multireligiöse Gesellschaft", sagte Agostinelli dem Sender "Radio Vatikan". Von den gut 190.000 Einwohnern der Stadt sind nach Agostinellis Angaben rund 30.000 Chinesen.

Papst Franziskus' Kampf gegen moderne Sklaverei

Eine chinesische Textilfabrik steht zwar nicht auf dem Besuchsprogramm von Franziskus. Doch eine Begegnung mit der "Welt der Arbeit". Bei dieser Gelegenheit dürfte der Papst auch mit einigen Arbeitern aus dem "Reich der Mitte" zusammentreffen. Der Kampf gegen alle Formen der modernen Sklaverei ist ihm ein besonderes Anliegen.

In die Schlagzeilen gerieten Prato und seine chinesischen Textilfabriken im Dezember 2013. Damals kamen durch einen Brand in einer der Fabriken sieben chinesische Arbeiter ums Leben. Die Ermittlungen der italienischen Justiz förderten eklatante Sicherheitsmängel und katastrophale Arbeitsbedingungen zutage. Die Arbeiter lebten in provisorischen Unterkünften aus Gips und Karton innerhalb der Fabrik, in der sie beschäftigt waren. Daraufhin entbrannte in Italien eine Debatte über die chinesisch geführten Textilfabriken in Prato und Umgebung.

Zweite Station: Florenz

Prato ist die erste Station der zehnten inneritalienischen Reise von Franziskus seit seinem Amtsantritt. Erst danach reist Franziskus dorthin, wo es den gemeinen Toskana-Touristen hinzieht: nach Florenz. In der norditalienischen Stadt nimmt er an der fünften nationalen Versammlung der katholische Kirche Italiens teil. Die Veranstaltung mit dem Titel "In Jesus Christus. In einen neuen Humanismus" ist der offizielle Anlass seiner Reise. Es handelt sich um eine Art Synode, bei der Bischöfe, Priester, Ordensleute und kirchliche engagierte Laien über die Zukunft der Kirche im Land debattieren. Ins Leben gerufen wurden diese Versammlungen 1976, um den Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils voranzubringen. In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat Franziskus der katholischen Kirche Italiens eine grundlegende Reform und Neuausrichtung verordnet. Seine Predigt vor der Versammlung im städtischen Stadion von Florenz wird daher mit Spannung erwartet.

"VatiLeaks"- Affäre begleitet Papst Franziskus

Die Affäre um die Weitergabe vertraulicher Dokumente aus dem Vatikan an Journalisten begleitet den Papst bis nach Florenz. Der Berater des dortigen Bürgermeisters für die Beziehungen zu den christlichen Kirchen und den interreligiösen Dialog, Mario Benotti, legte am Wochenende seine Ämter vorübergehend nieder. Der hohe Regierungsbeamte und frühere Journalist taucht in den Ermittlungsakten der italienischen Justiz über Francesca Chaouqui auf. Die 33 Jahre alte italienische PR-Fachfrau wird zusammen mit einem spanischen Priester vom Vatikan des Geheimnisverrats beschuldigt. Benotti streitet jede Verwicklung in die Affäre ab.

Irritationen gab es vor der Reise über Berichte, Franziskus habe ausdrücklich den Wunsch geäußert, nicht mit Ministerpräsident Matteo Renzi zusammenzutreffen. Renzi war zuvor Bürgermeister von Florenz. Der Vatikan wies diese Behauptung zurück. Renzi könne aufgrund anderweitiger Verpflichtungen nicht nach Florenz kommen, um den Papst zu treffen, teilte der Leiter des vatikanischen Presseamtes, Federico Lombardi, am Wochenende mit. Renzis Familie werde jedoch an dem Gottesdienst mit Franziskus in Florenz teilnehmen.


Quelle:
KNA