Papst fordert bei Generalaudienz Waffenstillstand in Nahost

Vernunft, guter Wille und Vertrauen

Papst Benedikt XVI. hat erneut einen Waffenstillstand und eine gerechte und dauerhafte Friedenslösung für Nahost gefordert. Der Lauf der Ereignisse lasse sich ändern, wenn Vernunft, guter Willen und gegenseitiges Vertrauen vorherrschten, sagte er vor rund 8.000 Gläubigen bei seiner Generalaudienz im Vatikan.

 (DR)

Papst Benedikt XVI. hat erneut einen Waffenstillstand und eine gerechte und dauerhafte Friedenslösung für Nahost gefordert. Der Lauf der Ereignisse lasse sich ändern, wenn Vernunft, guter Willen und gegenseitiges Vertrauen vorherrschten, sagte er vor rund 8.000 Gläubigen bei seiner Generalaudienz im Vatikan. "Nie wieder die einen gegen die anderen! Wenn ihr Brüder sein wollt, legt die Waffen nieder!", zitierte er den Friedensappell vor der UNO-Vollversammlung vom Oktober 1965 seines Vorgängers Papst Paul VI. Papst Benedikt XVI. war am Morgen von seinem Sommersitz Castelgandolfo aus per Hubschrauber zur Begegnung in die vatikanische Audienz-Halle gekommen.

Kirchen rügen Unnachgiebigkeit von Israel und Hisbollah
Auch der Weltkirchenrat sowie der Lutherische und Reformierte Weltbund haben die harte Haltung von Israel und der radikalislamischen Hisbollah gerügt. Schockiert über das Ausmaß des Leids und der Verwüstungen rufen die christlichen Kirchen Hisbollah und Israel zum Ende der Kämpfe auf. Israel solle sich sofort vom libanesischen Territorium zurückziehen, wenn gleichzeitig die Hisbollah die Angriffe auf Israelis einstelle. Die derzeitige Unnachgiebigkeit beider Seiten bezüglich der Vorbedingungen eines Waffenstillstands müsse enden. Auch die Hamas in den Palästinensergebieten müsse zu einer Verständigung beitragen.

Weder der "Terror" der Katjuscha-Raketen noch die Zerstörung libanesischer Häuser, Schulen und Dörfer trügen zu einem dauerhaften Frieden in der Region bei, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme. Vielmehr werde damit der Hass zwischen den Konfliktparteien geschürt. Unterzeichnet ist der Kirchenappell von Generalsekretär Samuel Kobia vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), Bischof Mark Hanson, Präsident des Lutherischen Weltbundes, und Clifton Kirkpatrick, Präsident des Reformierten Weltbundes.

Kirchen-Delegation auf dem Weg nach Beirut und Jerusalem
Der Weltkirchenrat und die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) entsandten unterdessen eine Delegation in die Region. Geleitet wird die Delegation von KEK-Präsident Jean-Arnold de Clermont und dem katholischen Erzbischof von Tours, Bernard-Nicolas Aubertin. In Beirut wollen die beiden französischen Geistlichen mit Vertretern der Kirchen und islamischen Repräsentanten sowie mit dem libanesischen Regierungschef Fuad Siniora zusammentreffen. Am Samstag wird die Kirchen-Delegation den Angaben zufolge nach Israel und in die besetzten palästinensischen Gebiete weiterreisen.

Von den USA, der EU und den arabischen Staaten fordern die Kirchen größere diplomatische Anstrengung. Zugleich verweisen sie darauf, dass ein Waffenstillstand noch nicht eine Lösung der Konflikte bedeute. Auch danach müsse die Arbeit für Versöhnung und einen dauerhaften Frieden weiter gehen. Dazu wollten die christlichen Kirchen beitragen.

Gedenken an Edith Stein
Am Gedenktag von Edith Stein hat Papst Benedikt XVI. außerdem das "heroische Glaubenszeugnis" der im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordeten Jüdin und Ordensfrau gewürdigt. Die zur Patronin Europas ernannte Heilige könne das Vertrauen in Christus stärken, sagte der Papst im Vatikan. Eine Statue der zum Katholizismus konvertierten Jüdin wird in den nächsten Tagen an der Außenwand des Petersdoms hinter dem Hauptaltar aufgestellt. Benedikt XVI. wird die fünf Meter hohe Figur des Kölner Bildhauers Paul Nagel am 11. Oktober segnen.

Edith Stein setzte sich als Lehrerin im Orden der Karmelitinnen für die Bildung von Frauen und Mädchen ein und wurde in Auschwitz ermordet. Papst Johannes Paul II. sprach sie 1998 heilig, ihr Festtag wird jeweils am 9. August begangen. Am Dienstag hatte Bayern beschlossen, die Ordensfrau wegen ihres Engagements gegen den nationalsozialistischen Rassenwahn mit einer Büste in die Ehrenhalle Walhalla berühmter Deutscher aufzunehmen.
(KNA, epd, dr)

Hören Sie hier Papst Benedikt XVI. bei seiner Generalaudienz am 9. August 2006.