Papst ernennt Nachfolger für Stettiner Erzbischof Dziega

Wieslaw Smigiel ist der Neue

Im Februar musste der Stettiner Erzbischof Andrzej Dziega zurücktreten, weil der Vatikan ihm Fehler beim Umgang mit einem Fall sexualisierter Gewalt nachgewiesen hatte. Nun hat Papst Franziskus einen Nachfolger ernannt.

Blick auf Stettin / © Dawid K Photography (shutterstock)
Blick auf Stettin / © Dawid K Photography ( shutterstock )

Mehr als ein halbes Jahr nach dem frühzeitigen Rücktritt von Erzbischof Andrzej Dziega (71) hat Papst Franziskus einen neuen Erzbischof für das Erzbistum Stettin-Cammin ernannt. Wie das vatikanische Presseamt am Freitag mitteilte, wird Wieslaw Smigiel (55) neuer Leiter des Erzbistums im Nordwesten Polens, in dem etwa eine Million Katholiken leben.

Papst Franziskus bei einer Messe in einem Stadion (Archiv) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus bei einer Messe in einem Stadion (Archiv) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Mehr als ein halbes Jahr war der Bischofssitz unbesetzt. Smigiels Vorgänger Dziega hatte beim Papst im Februar seinen Rücktritt eingereicht. In einem Brief an die Priester des Erzbistums nannte er seine angeschlagene Gesundheit als Grund. 

Ungewöhnlicher Schritt

Daraufhin hatte in einem ungewöhnlichen Schritt der Botschafter des Papstes in Polen, Erzbischof Antonio Guido Filipazzi, mitgeteilt, dass Dziega in Wahrheit wegen Leitungsversagen im Umgang mit einem klerikalen Missbrauchstäter zurückgetreten sei. Zuvor habe es eine im Auftrag des Vatikans durchgeführte Untersuchung zu diesen Vorgängen gegeben.

Seit einer Änderung des Kirchenrechts im Jahr 2019 können Bischöfe vom Papst zum Rücktritt gezwungen werden, wenn sie im Umgang mit Missbrauchsfällen ihre Pflichten nicht erfüllt haben. Dies wurde in einem Kirchengesetz mit dem Titel "Vos estis lux mundi" (Ihr seid das Licht der Welt) festgelegt.

Werdegang von Smigiel

Der neue Stettiner Erzbischof Smigiel war seit 2017 Bischof von Torun (Thorn) in Pommern. Zudem war er Übergangsverwalter in den Bistümern Plock und Bydgoszcz, wo die Bischöfe ebenfalls vorzeitig zurückgetreten waren. Auch beim früheren Bischof von Bydgoszcz war der fehlerhafte Umgang mit Fällen sexueller Gewalt der Rücktrittsgrund.

Missbrauchsfälle in Polen

In den vergangenen Monaten hatte die Bischofskonferenz die Missbrauchsfälle bei den Diözesen und Ordensgemeinschaften abgefragt. Das kirchliche Statistikinstitut und das von der Bischofskonferenz in Krakau gegründete Kinderschutzzentrum werteten kirchliche Akte, die von Januar 1990 bis Juni 2018 angelegt wurden, aus. Die Auswertung ergab:

284 Priester und 98 Ordensmänner sollen Minderjährige missbraucht haben

Von den 625 Opfern seien 345 unter 15 Jahre alt gewesen.

58,4 Prozent aller Opfer sind den Angaben zufolge männlich, 41,6 Prozent weiblich.

Symbolbild Missbrauch / © TetianaDov (shutterstock)
Quelle:
KNA