Papst diskutierte rege mit seinen Schülern

Mit Offenheit, Humor und Klarheit

Bei ihrer alljährlichen Tagung haben Papst Benedikt XVI., seine ehemaligen Schüler sowie Gastredner die Geschichtlichkeit der Evangelien in den Mittelpunkt gestellt. Beim traditionellen Treffen des "Schülerkreises" in Castelgandolfo ging es laut einem Kommunique des Vatikan vom Montag insbesondere um das Leiden und den Tod Jesu in Jerusalem.

 (DR)


Zwei international angesehene lutherische Bibeltheologen, die beiden emeritierten Tübinger Professoren Martin Hengel und Peter Stuhlmacher, zogen eine Bilanz ihrer jahrzehntelangen wissenschaftlichen Arbeit über die Evangelien. Benedikt XVI. beteiligte sich rege an den Diskussionen, "mit der gleichen Offenheit, dem gleichen Humor und der Klarheit, die ihn als Universitätsprofessor auszeichneten", wie es im Abschlusskommunique des "Schülerkreises" heißt. In der Vergangenheit hat der Papst immer wieder darauf verwiesen, dass die Darstellung Jesu in den Evangelien nicht nur theologisch fundamental sei, sondern im Wesentlichen dem "historischen Jesus" entspreche.

Bei der Tagung unter dem Vorsitz von Kardinal Christoph Schönborn wurden auch letzte Details der neuen Stiftung "Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI." geklärt. Die Stiftung wird am 12. November in München öffentlich präsentiert. Ihr Ziel ist die Förderung "der Theologie im Geist Joseph Ratzingers". Dem international zusammengesetzten Stiftungsrat gehören auch einstige Schüler Ratzingers aus Deutschland, Portugal, Irland, der westafrikanischen Republik Benin und den USA an.

Zum ersten Mal waren in diesem Jahr auch Doktoranden, die derzeit Studien zur Theologe des Papstes betreiben, zum "Schülerkreis" eingeladen. 17 junge Theologen präsentierten ihre Studienprojekte vor dem Papst und seinen einstigen Schülern. Dies bedeute "den Beginn einer neuen Generation von Ratzinger-Studenten", so das Abschlusskommunique. Insgesamt trafen sich in Castelgandolfo 38 Mitglieder des "Schülerkreises", unter ihnen Theologieprofessoren, Pfarrer, Ordensmänner und Ordensfrauen, aber auch Laien.

Der "Schülerkreis" hatte sich in den früheren 1970er Jahren gebildet, als Ratzinger Professor in Regensburg war. Auch nach seiner Münchener Bischofsernennung 1977 sowie nach der Papstwahl
2005 trat der Kreis regelmäßig einmal im Jahr zusammen.
Prominenteste Mitglieder sind Kardinal Schönborn undder Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke. In früheren Jahrenging es bei den Jahrestreffen etwa um Fragen von Schöpfungslehre und Darwinismus oder um die Darstellung des Apostels Petrus imMarkus-Evangelium.