Papst: Christen leben nicht in einer belagerten Burg

Würdige Nachfolger Christi

Christen dürfen laut Papst Franziskus nicht wie in einer belagerten Burg leben. Vielmehr müssten sie sich offen unter Menschen bewegen. Mit Blick auf die Lage von Flüchtlingen verurteilte er den "Handel mit Menschenfleisch“.

Papst Franziskus (KNA)
Papst Franziskus / ( KNA )

Christen sollten mit ihrem Leben die Nachfolge Christi bezeugen, die den Menschen frei und froh mache, sagte er am Sonntag bei seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz.

Was es nun für die Kirche bedeute, dass sie Jüngerin Jesu sei, dazu sagte der Papst: "Es bedeutet, Gerissenheit durch Unschuld zu ersetzen, Kraft durch Liebe, Hochmut durch Demut, Prestige durch Dienen. Jünger des Lammes sein bedeutet, nicht unter Belagerungszustand zu leben, sondern wie eine Stadt auf dem Berg: offen, einladend und solidarisch. Es bedeutet, nicht verschlossen zu sein, sondern allen das Evangelium anzubieten und mit unserem Leben zu bezeugen, dass die Nachfolge Jesu uns freier und freudiger macht.“

An die Stelle von Heimtücke müssten die Gläubigen Arglosigkeit setzen, anstelle von Gewalt Liebe, sagte der Papst vor mehreren tausend Gläubigen auf dem Petersplatz. Statt Hochmut müssten sie auf Demut setzen und an die Stelle von Prestigedenken müsse die Bereitschaft zum Dienst treten. Es gehe darum, die Welt von der Sklaverei der Sünde zu befreien und die Schuld der Menschheit wegzunehmen, sagte Franziskus unter Bezug auf das Sonntagsevangelium von der Taufe Jesu am Jordan durch Johannes.

Nach dem Angelusgebet erinnerte Papst Franziskus daran, dass die Kirche an diesem Sonntag den Welttag der Migranten und Flüchtlinge begeht. "Liebe Freunde, ihr seid dem Herzen der Kirche nahe, denn auch die Kirche ist ein Volk, das unterwegs ist, zum Reich Gottes nämlich. Verliert nicht die Hoffnung auf eine bessere Zukunft! Ich wünsche euch, dass ihr in Frieden leben mögt in den Ländern, die euch aufnehmen – und dass ihr dabei die Werte eurer Herkunfts-Kulturen weiter hochhalten könnt.“ Der Papst lud die Menschen auf dem Petersplatz zu einem Ave Maria für alle Migranten und Flüchtlinge ein, "die schwere, harte Momente durchmachen“. Von seinem offiziellen Redetext abweichend verurteilte er den Menschenhandel, den "Handel mit Menschenfleisch“.

Papst: Verliert nicht die Hoffnung auf eine bessere Welt

"Verliert nicht die Hoffnung auf eine bessere Welt", wandte sich der Papst an mehrere tausend Gläubige auf dem Petersplatz, darunter zahlreiche Delegationen von Zuwanderern. "Ihr liegt der Kirche am Herzen, denn die Kirche ist ein Volk unterwegs zum Reich Gottes hin", sagte der Papst. "Ich wünsche euch, dass ihr in Frieden in den Ländern lebt, die euch aufnehmen und die Werte eurer Herkunftskultur bewahren könnt", so Franziskus.

"In diesem Moment denken wir an die vielen Migranten und Flüchtlinge, die leiden, die ohne Arbeit und oft ohne Dokument sind", fügte der Papst hinzu. Der 100. "Welttag des Migranten und Flüchtlings", der katholischen Kirche, steht unter dem Leitwort: "Migranten und Flüchtlinge: unterwegs zu einer besseren Welt".

In seiner Botschaft zum Weltflüchtlingstag, die bereits im vergangenen September veröffentlicht worden war, hatte Franziskus eindringlich zum Kampf gegen Vorurteile über Flüchtlinge aufgerufen.

Die verbreitete "Haltung der Verteidigung und der Angst, des Desinteresses und der Ausgrenzung" müsse zugunsten einer "Kultur der Begegnung" überwunden werden, forderte er. Ausdrücklich prangerte er Menschenhandel und Sklavenarbeit an. Es sei "besorgniserregend", dass Sklavenarbeit heute eine "gültige Währung" sei, so Franziskus. Zugleich fordert er eine bessere internationale Zusammenarbeit in der Flüchtlingspolitik.

Flüchtlinge, Vertriebene und Asylbewerber seien oft Verdächtigungen und Feindseligkeiten durch die örtliche Bevölkerung ausgesetzt, beklagt Franziskus in dem Schreiben. Diese fürchte Identitätsverlust, wachsende Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt und steigende Kriminalität. Dem müssten insbesondere die Medien entgegenwirken und "eingebürgerte Vorurteile" entlarven.

Am Sonntagnachmittag wollte Papst Franziskus der römischen Sacro-Cuore-Gemeinde am Hauptbahnhof Termini einen Pastoralbesuch abstattet. Das Gemeindezentrum leiten Salesianer. Sie betreuen dort Obdachlose und Flüchtlinge.


Quelle:
KNA , rv