Papst bittet US-Bischöfe zum Gebet

Exerzitien gegen Missbrauch

Die US-Bischöfe sollen Exerzitien machen. So will es Papst Franziskus. In der ersten Januarwoche wird die gesamte US-Bischofskonferenz gemeinsam einkehren und beten. Inzwischen hat die US-Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen die Kirche aufgenommen.

 (DR)

Als Reaktion auf den Missbrauchsskandal der katholischen Kirche in den USA wollen sich die Bischöfe gemeinsam zu einwöchigen Exerzitien zurückziehen. Die geistlichen Übungen fänden auf Bitte von Papst Franziskus statt, teilte die US-Bischofskonferenz am Dienstag mit. Die Zusammenkunft in einem Priesterseminar des Erzbistums Chicago erfolge "in Gebet und Einheit über sieben Tage, vom 2. bis 8. Januar".

Geleitet werden die Exerzitien laut den Angaben von dem Kapuziner Raniero Cantalamessa, dem Prediger des päpstlichen Hauses. Der Vorsitzende der US-amerikanischen Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo von Galveston-Houston, war vor zwei Wochen mit weiteren Vertretern der Bischofskonferenz zu Gesprächen bei Papst Franziskus.

Beratungen im Vatikan geplant

Dabei ging es offenbar auch um das Problem sexuellen Missbrauchs durch katholische Kleriker. Die geplante Gebetswoche stehe im Rahmen einer Reaktion auf diese Krise, hieß es in der Mitteilung. Der Papst hat Vertreter der Bischofskonferenzen weltweit für den 21. bis 24. Februar in den Vatikan einberufen, um über den Umgang mit sexuellem Missbrauch und einen wirksameren Kinderschutz in der Kirche zu beraten.

Die US-Bischöfe befassen sich auch bei ihrer turnusmäßigen Herbstversammlung in Baltimore vom 12. bis 14. November schwerpunktmäßig mit der Missbrauchskrise. Nach der Veröffentlichung eines Missbrauchsberichts im US-Bundesstaat Pennsylvania haben staatsanwaltliche Untersuchungen in mehreren Diözesen des Landes begonnen.

Ermittlungen wegen kirchlicher Missbrauchsfälle in Washington

Die Staatsanwaltschaft von Washington D.C. hat eine Untersuchung über sexuellen Missbrauch durch katholische Geistliche im Bundesdistrikt rund um die US-Hauptstadt eingeleitet. Das teilte Generalstaatsanwalt Karl A. Racine am Dienstag mit. Es ist das jüngste juristische Vorgehen in einer Reihe staatlicher Ermittlungen in den USA, die den Umgang der katholischen Kirche mit Missbrauchsfällen ins Visier nehmen.

Racine kündigte an, das Verhalten der katholischen Kirchenführer im District of Columbia zu untersuchen und diese gegebenenfalls zur Rechenschaft zu ziehen. Die Gesetze des Bundesdistrikts erlauben es dem Generalstaatsanwalt, Dokumente einzufordern und Strafen zu verhängen. Seine Kompetenzen gehen bis hin zur Auflösung einer Organisation, wenn sie "die ihr gesetzlich übertragene Befugnis überschritten oder missbraucht hat und weiterhin überschreitet oder missbraucht".

Auch gegen Mitwisser wird ermittelt

Der Generalstaatsanwalt sagte in einem Interview, er fühle sich verpflichtet die Kirche in seinem Zuständigkeitsbereich zu untersuchen, nachdem er die Fakten des Grand Jury Berichts über Missbrauch in Pennsylvania im August zur Kenntnis genommen habe. Darin wurden mehr als 300 katholische Geistliche glaubwürdig belastet.

Die Untersuchung soll auch Verstöße aufdecken gegen das Gesetz des Distrikts, das dazu verpflichtet, Kenntnisse über sexuellen Missbrauch von Kindern umgehend zu melden. Dieses Gesetz hat jedoch eine Verjährungsfrist von drei Jahren. Die Bürgermeisterin des Distrikts, Muriel E. Bowser, sicherte der Staatsanwaltschaft ihre Unterstützung zu: "Ich möchte sie ermutigen, alles herauszufinden, was wir über Fehlverhalten wissen müssen."

Missbrauchs-Hotline

Bereits am Montag hatte die Staatsanwaltschaft eine Hotline für Missbrauchsopfer eingerichtet. In einer Presseerklärung forderte Staatsanwältin Jessie K. Liu alle Opfer sexuellen Missbrauchs auf, "die Vorfälle an die US-Staatsanwaltschaft zur möglichen strafrechtlichen Ermittlung und Verfolgung zu melden."

Die Ankündigung der Staatsanwaltschaft kommt nur wenige Tage, nachdem die Erzdiözese Washington mehr als zwei Dutzend Namen von Missbrauchstätern der letzten 70 Jahre in den eigenen Reihen veröffentlichte, die des Missbrauchs beschuldigt werden.


Eine Kerze brennt in der Sakristei / © Corinne Simon (KNA)
Eine Kerze brennt in der Sakristei / © Corinne Simon ( KNA )
Quelle:
KNA
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