Papst-Biografien werfen unterschiedlichen Blick auf Leben Leos XIV.

"Ein ganz taufrisches Pontifikat"

Wer sich über den neuen Papst informieren will, greift wahrscheinlich zu einer der vielen Biografien über Leo XIV. Nicht bei allen Werken lohnt sich die Lektüre. Doch es gibt auch Bücher, die man mit Gewinn lesen kann. Ein Überblick.

Autor/in:
Roland Müller
Papst Leo XIV. grüßt die Menschenmenge bei seiner Ankunft zur Jubiläumsaudienz im Petersdom am 14. Juni 2025 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. grüßt die Menschenmenge bei seiner Ankunft zur Jubiläumsaudienz im Petersdom am 14. Juni 2025 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Es war ein Wettrennen um Platz eins: Wer bringt die erste Biografie über den neuen Papst in deutscher Sprache auf den Markt? Bereits einen Tag nach der Wahl von Kardinal Robert Prevost zu Leo XIV. am 8. Mai gaben sowohl der Herder-Verlag aus Freiburg als auch die Verlagsgruppe Patmos aus Ostfildern bekannt, dass sie ein Buch über den ersten US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri veröffentlichen werden – und das innerhalb weniger Wochen. 

Diesen "Wettbewerb" gewann schließlich der österreichische Jesuit Andreas Batlogg mit seiner Biografie über Leo XIV., die am 28. Mai bei Herder verlegt wurde. Stefan von Kempis – der Redaktionsleiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan – zog mit seinem Papst-Buch beim Patmos-Verlag zwar den Kürzeren, weil sie zwei Tage später in den Buchhandel kam. Als E-Book konnte es laut Angaben des Verlags aber schon ab dem 19. Mai gekauft werden. Beide Bücher schafften es in die Spiegel-Bestsellerliste. Die allererste ernstzunehmende Biografie über Leo XIV. erschien jedoch bereits fünf Tage nach seiner Wahl im Pariser Verlag Editions Salvator – natürlich auf Französisch.

Wer sich heute, fast zwei Monate nach seiner feierlichen Amtseinführung, über das Leben des neuen Kirchenoberhaupts informieren will, findet im Online-Buchhandel ein Dutzend Papst-Biografien auf Deutsch. Die meisten sind recht schmal und im Eigenverlag erschienen oder als Book on Demand erhältlich – empfehlenswert erscheinen bei weitem nicht alle. Um etwas Orientierung auf dem umkämpften Markt der Leo-Biografien zu bieten, stellt DOMRADIO.DE vier Papst-Bücher vor, deren Lektüre sich lohnt. Neben den beiden bereits genannten Werken handelt es sich dabei zum einen um das Buch über Leo XIV. von Thomas Schumacher des Münchner Pneuma-Verlags und zum anderen um die jüngste Biografie, die Anfang Juli im Trierer Verlag Paulinus erschienen ist und aus der Feder von Mario Galgano stammt. 

"Leo XIV.: Der neue Papst" von Andreas R. Batlogg. / © Roland Müller (DR)
"Leo XIV.: Der neue Papst" von Andreas R. Batlogg. / © Roland Müller ( DR )

"Leo XIV.: Der neue Papst" von Andreas R. Batlogg

Das erste deutschsprachige Buch über Leo XIV. beginnt natürlich mit einem ersten Satz über den neuen Pontifex – aber nur, um sich danach für die knapp ersten hundert Seiten den Ereignissen vor der Papstwahl zu widmen. Die erste Hälfte des Werks von Batlogg beschäftigt sich zunächst mit den Vorgängern Leos auf dem Papstthron. Eine besondere Stellung nimmt dabei aus naheliegenden Gründen das Pontifikat von Franziskus ein. Der Autor geht vor allem auf die letzten Wochen im Leben seines argentinischen Mitbruders im Jesuitenorden ein und beschäftigt sich ausgehend von der Rede, dass Franziskus' Zeit als Kirchenoberhaupt "der Aussaat, nicht der Ernte" diente, mit den anstehenden Herausforderungen der Kirche. 

Andreas R. Batlogg (privat)
Andreas R. Batlogg / ( privat )

Batlogg nennt dabei vor allem die Synodalität, die Stellung der Frauen in der Kirche und den Umgang mit queeren Menschen als wichtige Themen. Nach einer ausführlichen Schilderung des Konklaves zeichnet er in der zweiten Hälfte seines Buches ein detailliertes Lebensbild von Robert Prevost – nun Papst Leo XIV. Er schildert ihn etwa mit Blick auf seine Zeit in Lateinamerika als "peruanischen Papst", aber auch als "Teamworker", auf den in den kommenden Jahren zahlreiche Aufgaben zukommen. Batlogg gibt selbst zu, dass sein Buch "keine umfassende Biografie bieten" kann, denn es steht am Beginn "eines ganz taufrischen Pontifikats". Das ist bei der Lektüre des biografischen Teils über Leo auch deutlich zu merken, er bleibt oft an der Oberfläche. 

Dennoch hat der österreichische Jesuit mit seinem Buch einen guten Überblick über das Pontifikat von Franziskus, die Herausforderungen der Kirche, das Konklave und schließlich über das Leben von Leo vorgelegt. Es bietet sich für alle als eine erste Annäherung an den neuen Papst an, die sich für eine fundierte zeitgeschichtliche und kirchenpolitische Einordnung des nun begonnenen Pontifikats von Leo interessieren. Batlogg schreibt meist kurzweilig und mit vielen Hintergrundinformationen. Über einige etwas ausschweifende Passagen, in denen der Autor auch italienische oder spanische Originalzitate verwendet, mag die geneigte Leserschaft hinwegsehen.

Andreas R. Batlogg: "Leo XIV.: Der neue Papst", Herder-Verlag, 176 Seiten, 19 Euro.

"Papst Leo XIV.: Wer er ist – wie er denkt – was ihn und uns erwartet" von Stefan von Kempis. / © Roland Müller (DR)
"Papst Leo XIV.: Wer er ist – wie er denkt – was ihn und uns erwartet" von Stefan von Kempis. / © Roland Müller ( DR )

"Papst Leo XIV.: Wer er ist – wie er denkt – was ihn und uns erwartet" von Stefan von Kempis

"Habemus Leonem" – so ist das erste Kapitel des Buchs von Stefan von Kempis überschrieben. Dieser Titel harmoniert mit dem Beginn seiner Leo-Biografie, die mit der Balkonszene nach der Papstwahl die Leserinnen und Leser in das Geschehen am 8. Mai unmittelbar hineinholt. Der Autor setzt sein Buch konsequent als Biografie um, indem er die Lebensbeschreibung Leos und seine Ansichten, wie etwa seine Haltung zur Politik von US-Präsident Donald Trump, an den Beginn stellt. Die Schilderung des "unvollendeten Pontifikats" von Papst Franziskus, den Tod des argentinischen Kirchenoberhaupts und den Ablauf des Konklaves webt Kempis geschickt in die Mitte seines Leo-Buchs ein. Zum Ende schließt er mit einem Ausblick auf die "Baustellen", an denen der Brückenbauer Leo XIV. weiterbauen muss, wie etwa den Frauen in kurialen Führungspositionen oder den großen Themen der Weltpolitik. 

Stefan von Kempis (privat)
Stefan von Kempis / ( privat )

Man merkt dem Buch von Kempis an, dass er Journalist durch und durch ist: Er schildert den Lebensweg von Robert Prevost anschaulich und detailliert. Besonders seiner Zeit in Peru und im Vatikan widmet der Autor mehrere Seiten – als Vatikan-Journalist und Kenner der Weltkirche nicht verwunderlich. Bei den "heißen Eisen" der Kirche, denen sich Leo stellen muss, spart der Autor keine Themen aus. Auch die konfliktreichen Beziehungen zu China oder das Amtsverständnis der Bischöfe macht Kempis zum Thema.

Das Buch des Vatikan-Journalisten ist eine fundierte Biografie des neuen Papstes, die anschaulich den Lebensweg Prevosts nachzeichnet. Kempis hat offensichtlich mit zahlreichen Wegbereitern des heutigen Pontifex gesprochen und sich so ein detailliertes Bild aus erster Hand verschafft. Die Biografie eignet sich für kirchennahe wie -ferne Leserinnen und Leser, die verstehen wollen, wer der neue Papst ist – und was die Welt von ihm zu erwarten hat.

Stefan von Kempis: "Papst Leo XIV.: Wer er ist – wie er denkt – was ihn und uns erwartet", Patmos-Verlag, 160 Seiten, 19 Euro.

"Leo XIV.: Leben – Aussagen – Kontexte" von Thomas Schumacher. / © Roland Müller (DR)
"Leo XIV.: Leben – Aussagen – Kontexte" von Thomas Schumacher. / © Roland Müller ( DR )

"Leo XIV.: Leben – Aussagen – Kontexte" von Thomas Schumacher

Einen gänzlich anderen Ansatz für seine Papst-Biografie wählt Thomas Schumacher. Der Theologe und Philosoph nähert sich dem neuen Pontifex biblisch und theologisch an. Ausgehend von den ersten Worten Leos auf der Benediktionsloggia des Petersdoms "Der Friede sei mit euch allen!" erläutert Schumacher die theologische Bedeutung der Osterbotschaft der Evangelien. Weiter macht er sich Gedanken zu einem umfassenden Verständnis von Frieden und geht auf die kirchenhistorischen und existentiellen Hintergründe der Wahl eines Papstnamens ein. Ausführlich beschäftigt sich der Autor mit den Päpsten Leo dem Großen und Leo XIII., die dem Papst aus dem Augustinerorden bei seiner Namenswahl als Paten Vorbild waren. 

Papst Leo XIII. / © Wikipedia Gemeinfrei
Papst Leo XIII. / © Wikipedia Gemeinfrei

Schumacher beschäftigt sich ferner ausgehend von den ersten Äußerungen Leos XIV. mit dem biblischen Bild des Hirten, dem Verständnis des bischöflichen Amtes bei Augustinus oder der Synodalität, die der Kirche neu von Franziskus ins Stammbuch geschrieben wurde. Nach einer theologischen Reflexion zur Neuevangelisierung kommt der Autor erst zum Schluss ausführlich auf den Lebensweg von Robert Prevost zu sprechen. 

Schumachers Buch ist eine Biografie Leos der anderen Art, denn sie geht unter Bezugnahme auf Äußerungen des Pontifex auf die dahinterstehenden theologischen Implikationen ein und erklärt diese. Das nüchtern verfasste Büchlein eignet sich für theologisch vorgebildete Interessierte, die eine theoretische Grundlegung für die weitere Beschäftigung mit dem begonnenen Pontifikat Leos suchen. Für die breite Leserschaft ist es deswegen vermutlich eher nicht passend.

Thomas Schumacher: "Leo XIV.: Leben – Aussagen – Kontexte", Pneuma-Verlag, 80 Seiten, 12,95 Euro.

"Leo XIV.: Der Papst des Friedens. Ein Porträt" von Mario Galgano. / © Roland Müller (DR)
"Leo XIV.: Der Papst des Friedens. Ein Porträt" von Mario Galgano. / © Roland Müller ( DR )

"Leo XIV.: Der Papst des Friedens. Ein Porträt" von Mario Galgano

Mario Galganos Buch über das Leben von Leo XIV. ist die neueste Papst-Biografie in deutscher Sprache. Sie hebt sich von den zuvor erschienenen Werken dadurch ab, dass sie Leo konsequent als Friedenspapst darstellt und zu erklären versucht, wie sich dieses Profil in den ersten Monaten seines Pontifikats bereits angedeutet hat. Schon mit dem Untertitel "Der Papst des Friedens" macht der Vatikan-Journalist diesen Ansatz mehr als deutlich. Bevor er sich der Biografie Prevosts widmet, schiebt der Autor deshalb zu Anfang eine theologische Beschäftigung mit dem Frieden ein. Auch den Verlauf des Konklaves behandelt Galgano in einem eigenen Kapitel.

Mario Galgano mit Schweizergardist (privat)
Mario Galgano mit Schweizergardist / ( privat )

Ein echter Pluspunkt: Ein besonderes Augenmerk legt das Buch auf das geistliche Profil Leos. Galgano stellt dabei in besonderer Weise Prevosts Prägung durch die auf Gemeinschaft ausgerichtete Spiritualität des Augustinerordens heraus. In diesem Zusammenhang geht er ausführlich auf die kirchenrechtliche Dissertation des heutigen Papstes ein, die sich mit dem Amt des örtlichen Priors bei den Augustinern auseinandergesetzt hat – eine gute Vorbereitung auf seine späteren Leitungsämter in der Kirche, bis hin zum Papstamt.

Zum Abschluss seines Buches blickt Galgano auf die ersten zwei Monate von Leos Zeit auf dem Papststuhl zurück und analysiert die sich dort abzeichnenden Schwerpunkte seines Pontifikats. Darin liegt auch die Stärke des Buchs: Es bietet als jüngstes Werk zu Leo nicht nur einen guten Überblick über die Biografie Leos, sondern auch über seine erste Zeit als Papst – weit über die ersten Tage nach der Wahl hinaus. Schade ist allerdings, dass sich Galganos Buch nicht stringent als Biografie liest, sondern sich gerade zu Beginn in theoretischen Ausführungen verliert. Dennoch: Schon aufgrund der großen Aktualität eine unbedingte Leseempfehlung.

Mario Galgano: "Leo XIV.: Der Papst des Friedens. Ein Porträt", Paulinus-Verlag, 112 Seiten, 10 Euro.

Quelle:
DR

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