Papst betont Friedensappell an die Staatenlenker

"Setzt euch für den Frieden ein, nicht für die Rüstung!"

Zum Abschluss seiner Reise nach Kasachstan hat sich Papst Franziskus beim Weltkongress der Religionen grundsätzlich zur Rolle der Religion in der Gesellschaft geäußert. Einige Auszüge aus der Ansprache in der offiziellen Übersetzung.

Papst Franziskus beim Weltkongress der Religionen in Kasachstan / © Paul Haring/CNS Photo (KNA)
Papst Franziskus beim Weltkongress der Religionen in Kasachstan / © Paul Haring/CNS Photo ( KNA )

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir waren gemeinsam unterwegs. Danke, dass ihr aus verschiedenen Teilen der Welt gekommen seid und den Reichtum eurer Glaubensbekenntnisse und eurer Kulturen hierher gebracht habt. Danke, dass ihr diese Tage des Austauschs, der Arbeit und des Engagements im Zeichen des Dialogs zu einem intensiven Erlebnis gemacht habt. Diese sind umso wertvoller in einer so schwierigen Zeit, auf der außer der Pandemie auch noch der sinnlose Wahnsinn des Krieges lastet. Es gibt zu viel Hass und Spaltung, zu viel Mangel an Dialog und Verständnis für den Anderen: Dies ist in der globalisierten Welt noch viel gefährlicher und anstößiger.

(...)

In diesem Zusammenhang bekräftigt die Erklärung unseres Kongresses, dass Extremismus, Radikalismus, Terrorismus und jede andere Aufstachelung zu Hass, Feindseligkeit, Gewalt und Krieg, unabhängig von ihrer Motivation oder ihrem Ziel, nichts mit einem authentischen religiösen Geist zu tun haben und auf das Schärfste abgelehnt werden müssen ...

(...)

Ausgehend von der Tatsache, dass der Allmächtige alle Menschen gleich geschaffen hat, unabhängig von ihrer religiösen, ethnischen oder sozialen Zugehörigkeit, haben wir beschlossen zu bekräftigen, dass gegenseitiger Respekt und gegenseitiges Verständnis in der religiösen Lehre als wesentlich und unverzichtbar angesehen werden müssen.

(...)

Es gibt (...) eine gesunde Verbindung zwischen Politik und Transzendenz, eine gesunde Koexistenz, die die beiden Bereiche unterscheidet. Unterscheidung - weder Vermischung noch Trennung.

(...)

"Nein" also zur Vermischung. Aber ebenso "Nein" zur Trennung von Politik und Transzendenz, denn die höchsten menschlichen Bestrebungen dürfen nicht aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen und in die Privatsphäre verbannt werden. Deshalb möge jeder und jede, die ihren Glauben rechtmäßig zum Ausdruck bringen möchten, immer und überall geschützt sein. Wie viele Menschen werden aber auch heute noch wegen ihres Glaubens verfolgt und diskriminiert!

Wir haben die Regierungen und die zuständigen internationalen Organisationen nachdrücklich aufgefordert, den religiösen Gruppen und ethnischen Gemeinschaften beizustehen, die Verletzungen ihrer Menschenrechte und Grundfreiheiten sowie Gewalt durch Extremisten und Terroristen erlitten haben, auch als Folge von Kriegen und militärischen Konflikten.

(...)

Deshalb glaubt die katholische Kirche, die nicht müde wird, die unantastbare Würde eines jeden Menschen zu verkünden, der "nach dem Bild Gottes" (vgl. Gen 1,26) geschaffen ist, auch an die Einheit der Menschheitsfamilie.

(...)

Der Weg des interreligiösen Dialogs ist ein gemeinsamer Weg des Friedens und für den Frieden, und als solcher ist er notwendig und unumkehrbar. Der interreligiöse Dialog ist nicht mehr bloß eine Möglichkeit, er ist ein dringender und unersetzlicher Dienst an der Menschheit, zum Lob und zur Ehre des Schöpfers aller.

(...)

Und wir erheben unsere Stimme, um laut rufen, dass die menschliche Person mehr ist als das, was sie produziert und verdient; dass sie aufzunehmen und niemals wegzuwerfen ist; dass die Familie (...) die natürliche und unersetzliche Grundlage ist, die es zu schützen und zu fördern gilt, damit die Männer und Frauen von morgen wachsen und reifen. Die großen Weisheiten und Religionen sind dazu aufgerufen, für alle Menschen das Bestehen eines gemeinsamen geistlichen und moralischen Erbes zu bezeugen (...)

(...)

Frieden ist dringend notwendig, denn jeglicher militärische Konflikt oder jeglicher Herd der Spannung und der Konfrontation kann heute nur einen schädlichen "Dominoeffekt" haben und gefährdet das System der internationalen Beziehungen ernsthaft

(...)

Wir, die wir an den Schöpfer aller glauben, müssen uns bei der Verbreitung des friedlichen Zusammenlebens besonders hervortun. Wir müssen es bezeugen, predigen und erflehen. Deshalb fordert die Erklärung die Staats- und Regierungschefs der Welt auf, Konflikte und Blutvergießen überall zum Stillstand zu bringen und aggressive und zerstörerische Rhetorik aufzugeben (...) Wir bitten euch im Namen Gottes und zum Wohle der Menschheit: Setzt euch für den Frieden ein, nicht für die Rüstung! Nur wenn ihr dem Frieden dient, wird euer Name in der Geschichte groß bleiben.

(...)

Quelle:
KNA