Papst besorgt über Lage in Sri Lanka

Appell zu Gewaltlosigkeit

Nach schweren Ausschreitungen in Sri Lanka hat der Papst bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz zur Gewaltlosigkeit in dem südostasiatischen Land aufgerufen. Der Rücktritt des Premierministers hat die Proteste nicht besänftigt.

Papst Franziskus während des Kreuzzeichens bei der wöchentlichen Generalaudienz / © Gregorio Borgia (dpa)
Papst Franziskus während des Kreuzzeichens bei der wöchentlichen Generalaudienz / © Gregorio Borgia ( dpa )

Er appelliere an alle Verantwortungsträger, auf die Bestrebungen der Menschen zu hören und dabei Menschen- und Freiheitsrechte zu achten, sagte Franziskus am Mittwoch bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz. "Gebt nicht der Gewalt nach", so der 85-Jährige.

Ausnahmezustand und Ausgangssperre

Sri Lanka steckt in der schwersten Wirtschaftskrise seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1948. Mitte April stellte das Land die Zins- und Rückzahlungen ausländischer Schulden ein. Der Inselstaat ist faktisch pleite. Die Regierung hat den Import vieler Güter verboten, um den Abfluss von Devisen zu stoppen. Die Finanzkrise hat unter anderem zu einem Mangel an Treibstoff, Nahrungsmitteln und Medikamenten geführt.

Sri Lankas Premierminister Mahinda Rajapaksa war am Montag inmitten der Krise und nach anhaltenden Unruhen zurückgetreten. Die Regierung verhängte zum bereits geltenden Ausnahmezustand zudem eine Ausgangssperre. Dennoch gingen Proteste und Streiks weiter. Es gab Tote und Hunderte Verletzte.

Grüße an Fatima-Pilger

Einen besonderen Gruß hat Franziskus unterdessen an die Pilger zum Marienwallfahrtsort Fatima in Portugal gerichtet. Gemeinsam mit ihnen bitte er die Muttergottes um weltweiten Frieden, sagte der 85-Jährige. Der Monat Mai ist in der katholischen Kirche in besonderer Weise der Marienverehrung gewidmet. Entsprechend finden viele Pilgerfahrten zum berühmtesten Wallfahrtsort Portugals statt. Derzeit hält sich zudem der zweite Mann des vatikanischen Staatssekretariates, Erzbischof Edgar Pena Parra, in Portugal auf.

In der Nähe der Kleinstadt Fatima, zwischen Lissabon und Coimbra, berichteten am 13. Mai 1917 erstmals drei Hirtenkinder von Erscheinungen der Gottesmutter, die sich im Monatsrhythmus über ein halbes Jahr wiederholten. Am 13. Juli sprach Maria den Angaben der Kinder zufolge erstmals Prophezeiungen aus, die später als "Geheimnisse von Fatima" bekanntwurden. Im Oktober 1917 kamen mehrere zehntausend Menschen und beobachteten ein unerklärliches Sonnenphänomen; danach hörten die Erscheinungen auf.

Heldentaten geschehen aus Sicht von Papst Franziskus oftmals in Familien und beim Zusammenleben der Generationen. "Heldentum ist nicht nur das der großen Ereignisse, die im Rampenlicht stehen: Es findet sich oft in der Beharrlichkeit der Liebe, die in einer schwierige Familie und zugunsten einer bedrohten Gemeinschaft fließt", sagte er auf dem Petersplatz. Wichtig sei ein "kreatives und beherztes Miteinander der Generationen" - zumal die "Koexistenz der Generationen" immer länger dauere.

Heldentum findet sich oft in der Beharrlichkeit der Liebe

"Es ist heute nicht ungewöhnlich, dass man nach dem Rentenbeginn noch so viele Jahre zu leben hat", führte Franziskus aus. Viele wünschten sich einen verdienten Ruhestand. Andere seien sorgenvoll und fragten sich, wie sie diese Zeit gut nutzen könnten. Sich um die Enkelkinder zu kümmern, sei eine "freudige und anstrengende Beschäftigung". Doch da weniger Kinder zur Welt kämen und Eltern oft mobil seien oder weit entfernt wohnten, werde das Zusammenleben der Generationen schwieriger.

Auch zögerten manche Eltern, ihre Kinder den Großeltern mehr als nötig anzuvertrauen. Das sei bedauernswert, so Franziskus. Für Großeltern sei es ein wichtiger Teil ihrer Berufung, ihre Kinder bei der Kindererziehung zu unterstützen. "Die Kleinen lernen die Kraft von Zärtlichkeit und den Respekt vor Zerbrechlichkeit: unersetzliche Lektionen, die bei den Großeltern leichter zu vermitteln und zu empfangen sind", so Franziskus. Ältere Menschen haben nach Aussage von Franziskus viele Talente, haben "viel Gutes und nicht nur Güter" zu vererben.

Seit einigen Wochen widmet Papst Franziskus die Katechesen seiner Generalaudienzen dem Alter. Er selbst ist weiter gezeichnet von starken Knieschmerzen. Auch am Mittwoch ging er nur wenige Schritte und entschuldigte sich bei den Anwesenden für seine fehlende Beweglichkeit.

Quelle:
KNA