Papst beruft wegen Missbrauchskrise Bischöfe weltweit ein

Ein außergewöhnlicher Schritt

Das Thema wird zur Chefsache: Papst Franziskus will im Februar mit den Spitzen der Bischofskonferenzen weltweit über Missbrauch in der katholischen Kirche beraten. Das Treffen soll vom 21. bis 24. Februar im Vatikan stattfinden.

Papst Franziskus spricht zu Bischöfen / © Gregorio Borgia (dpa)
Papst Franziskus spricht zu Bischöfen / © Gregorio Borgia ( dpa )

Das sagte die vatikanische Vizesprecherin Paloma Garcia Ovejero am Mittwoch bei einem Pressebriefing. Es ist das erste Mal, das Papst Franziskus die Leiter aller Bischofskonferenzen zum Thema Missbrauch versammelt. Mehrere Bischöfe hatten Franziskus Ende August wegen der Skandale zur Einberufung einer Sondersynode aufgefordert.

Ergebnis der Beratungen mit dem Kardinalsrat

Der Papst habe nach seinen Beratungen mit dem Kardinalsrat entschieden, eine internationale Versammlung der Spitzen der katholischen Bischofskonferenzen einzuberufen, um "über die Vorbeugung von Missbrauch verletzlicher Minderjähriger und Erwachsenen" zu sprechen, sagte Ovejero. Sie verlas eine entsprechende Mitteilung des Kardinalsrates zum Ende der dreitätigen Beratungsrunde an diesem Mittwoch.

Demnach war beim 26. Treffen des Rates gemeinsam mit dem Papst das Thema Missbrauch "ausführlich" besprochen worden. Der Bostoner Kardinal Sean Patrick O'Malley, Vorsitzender der päpstlichen Kinderschutzkommission und Mitglied im Kardinalsrat, informierte über die Arbeiten der Kommission.

Kardinäle sichern Papst Unterstützung zu

Ovejero betonte erneut, die Kardinäle hätten dem Papst in der aktuellen Krise Unterstützung zugesichert. Zu eventuellen weiteren Klärungen durch den Heiligen Stuhl könne sie nichts sagen. Der Kardinalsrat habe das Treffen mit den Bischofskonferenzen angekündigt, nicht der Heilige Stuhl, so die Vizesprecherin des Vatikan.

Zu angekündigten möglichen personellen Änderungen im Rat sagte die Vizesprecherin nichts. Das Gremium werde sich vom 10. bis 12. Dezember erneut treffen; dazu seien alle neun Mitglieder eingeladen.

Von ihnen stehen zwei derzeit unter besonderem öffentlichen Druck: George Pell (77), beurlaubter Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, steht in seinem Heimatland Australien wegen Missbrauchsvorwürfen vor Gericht. Dem Chilenen Francisco Javier Errazuriz (85) werfen Missbrauchsopfer vor, als Erzbischof von Santiago die Strafverfolgung sexueller Vergehen behindert zu haben.

Probleme mit Kardinälen im Rat

Beide Kardinäle bestreiten ein Fehlverhalten. Sie nahmen an den jüngsten Sitzungen nicht teil. Italienischen Medienberichten zufolge könnten sie den Rat verlassen, ebenso wie Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya aus der Demokratischen Republik Kongo (78); bei ihm solle aber allein das Alter der Grund sein. Auch Monsengwo war nicht zum jüngsten Treffen gekommen. Aus Deutschland ist der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Münchens Kardinal Reinhard Marx (64), im Kardinalsrat.

Der von Franziskus 2013 ins Leben gerufene sogenannte Kardinalsrat soll den Papst bei der Kurienreform und der Zusammenarbeit zwischen Bischofskonferenzen und Vatikan unterstützen. Ein Entwurf der neuen apostolischen Konstitution der römischen Kurie mit dem Arbeitstitel "Praedicate evangelium" sei Franziskus überreicht worden, so Ovejero. (KNA)


Quelle:
KNA