Papst Benedikt XVI. feiert Osternacht im Petersdom

"Gottesdunkel und Wertedunkel bedrohen die Welt "

Papst Benedikt XVI. hat in der Osternacht vor einem Werteverlust in der Gesellschaft gewarnt und zu einer Neubelebung des Glaubens aufgerufen. "Das Gottesdunkel und das Wertedunkel sind die eigentliche Bedrohung unserer Existenz und der ganzen Welt", sagte der Papst am Samstagabend im Petersdom. Solange der Mensch den Unterschied zwischen Gut und Böse nicht erkenne, sei aller technischer Fortschritt stets auch eine Bedrohung für die Welt.

 (DR)

Der heutige Mensch könne zwar "unerhört viel", so Benedikt XVI. Er könne die materiellen Dinge untersuchen, aber nicht erkennen, "wohin die Welt geht und woher sie kommt". Gott und das Gute blieben ihm so oft verborgen. Wahre Aufklärung bringe nicht der technische Fortschritt, sondern nur der Glaube, der dem Menschen das Licht Gottes zeige, sagte der Papst.



Das Böse in der Welt stamme nicht von Gott, betonte Benedikt XVI. Der "Grundstoff der Welt" sei gut. Gott habe sie als "einen Raum der Erkenntnis und der Wahrheit, als einen Raum der Begegnung und der Freiheit, als Raum des Guten und der Liebe geschaffen". Das Böse komme nicht aus dem von Gott geschaffenen Sein, "sondern es existiert aufgrund der Verneinung", so der Papst.



Ostern nannte er ein "Fest der Neuschöpfung". Jesus habe durch seinen Tod und seine Auferstehung "die Tür zu einem neuen Leben aufgestoßen, das keine Krankheit und keinen Tod mehr kennt".



Taufe acht Erwachsener

In der Osternacht hat  Papst Benedikt XVI. acht Erwachsene getauft. Zwei von ihnen stammen aus Deutschland. Die übrigen Männer und Frauen kommen aus Turkmenistan, Albanien, Kamerun, Italien, der Slowakei und den Vereinigten Staaten.



Unter festlichen Gesängen begoss der Papst das gesenkte Haupt jedes Kandidaten mit geweihtem Wasser. Die Taufpatinnen und Taufpaten überreichten den Neugetauften jeweils einen weißen Umhang als Zeichen für ihr neues Leben als Christ sowie eine Taufkerze.

Anschließend spendete der Papst den drei Männern und fünf Frauen auch das Sakrament der Firmung und geb ihnen den Friedensgruß.

Während der folgenden Eucharistiefeier empfingen sie aus der Hand des Papstes zum ersten Mal die Heilige Kommunion.



Tausende Blumen

Die Osternacht war in der Alten Kirche ursprünglich der einzige Tauftermin. Auch in den vergangenen Jahren hatte der Papst in der Osternacht Erwachsene getauft.



Zu Beginn des Gottesdienstes weihte Benedikt XVI. in der Vorhalle des Petersdoms das Osterfeuer und die Osterkerze, die das ganze kommende Jahr hindurch bei besonderen liturgischen Feiern brennen wird. Als erster entzündete der Papst seine Kerze am neuen Osterlicht, das die Auferstehung Jesu symbolisiert. Anschließend zog er in einer langen Prozession mit Kardinälen und Bischöfen in den dunklen Petersdom ein.



Den Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten bildet am Sonntagvormittag die Ostermesse auf dem Petersplatz. Zu diesem Anlass wurde der Aufgang zur Basilika den Samstagmorgen hindurch mit 42.000 Blumen und Gartenpflanzen geschmückt. Wie in den vergangenen Jahren sorgten auch diesmal Blumenzüchter aus den Niederlanden für das blühende Dekor.



Zu der Messe werden zehntausende Gläubige aus aller Welt erwartet. Anschließend verkündet der fast 85-jährige Papst die Osterbotschaft und spendet den Segen "Urbi et orbi" ("Der Stadt und dem Erdkreis").