Papst Benedikt XVI. als Pilger in Spanien

Europa darf Kreuz nicht ausblenden

Als Pilger in Santiago de Compostela hatte der Papst seine Spanien-Reise begonnen. In seiner Predigt in der Kathedrale des nordspanischen Wallfahrtsortes bekräftigte er am Samstag die christlichen Wurzeln Europas. Zugleich rief er zu Respekt gegenüber dem Kreuz auf. Es sei ein Zeichen von Gottes Liebe und Vergebung und zugleich "unser Leitstern in der Nacht der Zeit".

Santiago de Compostella (KNA)
Santiago de Compostella / ( KNA )

Der Papst warnte bei der Messe unter freiem Himmel davor, Gott und den christlichen Glauben aus der Öffentlichkeit zu verdrängen und in die Privatsphäre zu verbannen. Zugleich ermunterte er zu Solidarität, Nächstenliebe und zur Achtung der Menschenwürde.  



Pilgern erschöpfe sich nicht darin, irgendeinen Ort aufzusuchen, um dessen Naturschönheiten, Kunstschätze oder seine Geschichte zu bewundern, stelte Benedikt XVI. klar. Vielmehr bedeute Pilgern die Begegnung mit Gott an einer Stelle, an der er sich auf besondere Weise gezeigt habe. Nach seiner Rede legte das Kirchenoberhaupt Weihrauch in das große Rauchfass, den "Botafumeiro", der dann in Bewegung gesetzt wurde.



Widerhall in den spanischen Medien fand der Ausspruch des Papstes, in Spanien werde derzeit ein "aggressiver Säkularismus" wiederbelebt. Die Auseinandersetzung zwischen diesem Denken und dem christlichen Glauben, so Benedikt XVI. bei seiner "Fliegenden Pressekonferenz" auf dem Hinflug, habe das Land bereits in den 1930er Jahren geprägt; dies kehre nun zurück.



Die Äußerung des Papstes stieß auf teils scharfe Kritik bei den Lesern der Online-Presse. In zahlreichen Kommentaren wurde ein Vergleich der damaligen gewalttätigen Übergriffe auf die Kirche mit den heutigen Reformen der Regierung von Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero zurückgewiesen. In konservativeren Medien monierten die Kommentatoren vor allem die Abwesenheit Zapateros während des Papstbesuchs.



Trotz der Säkularismus-Kritik bezeichneten der Papst und Vize-Ministerpräsident Alfredo Perez Rubalcaba die Beziehungen zwischen der Regierung und dem Vatikan als "gut". Wie spanische Medien nach einem kurzen Zusammentreffen auf dem Flughafen weiter berichteten, hieß Rubalcaba den Papst im Namen der Regierung willkommen und sagte eine "enge Zusammenarbeit" für die Ausrichtung des Weltjugendtags im August 2011 in Madrid zu. Zu dem katholischen Großereignis wird Benedikt XVI. erneut in Spanien erwartet.



In seiner Begrüßungsansprache betonte der Papst, wie sehr die Jakobswege durch Europa nach Santiago zur christlichen Identität des Kontinents beigetragen hätten. Die Jakobswege seien Grundlage für die Forderung nach einer geistigen Einheit des europäischen Kontinents.

Rund 200.000 Menschen erwarteten Benedikt XVI. bei seiner Ankunft.



Tausende säumten den Weg zwischen Santiago und dem Flughafen von Lavacolla, wo Thronfolger Prinz Felipe und Prinzessin Letizia den Papst willkommen hießen. Auch Spaniens Presse hieß Benedikt XVI. am Samstag "herzlich willkommen". Viele Tageszeitungen erschienen mit zahlreichen Papstseiten oder Sonderbeilagen zur Kirche in Spanien.



Der Papst hob hervor, er wolle mit seiner Reise dem Glauben der Menschen des Landes neue Kraft geben. Von diesem Glauben sei auch der geniale Architekt Antoni Gaudi (1852-1926) geprägt gewesen, der für eine Synthese von Tradition und Innovation stehe. Benedikt XVI.

wird Gaudis Hauptwerk, die Kirche Sagrada Familia, an der seit fast 130 Jahren gebaut wird, an diesem Sonntag in Barcelona weihen.