Papst bekräftigt Willen zur Begegnung mit Missbrauchsopfern

Vielleicht schon auf Malta

Benedikt XVI. ist zu einem Treffen mit Missbrauchsopfern bereit. Das bekräftigte der Vatikan am Dienstag erneut. Eine solche Begegnung müsse aber in einem "Klima der Sammlung und Reflexion, nicht unter einem Mediendruck" stattfinden. Vielleicht kommt es schon zu einer Begenung am Wochenende.

 (DR)

Ob der Papst schon bei seiner Reise nach Malta am Wochenende persönlich mit Opfern sexueller Gewalt durch Kleriker sprechen werde, wollte Sprecher Federico Lombardi weder bestätigen noch dementieren.

Der Sprecher verwies auf das dichte Programm des anderthalbtägigen Besuchs in der Mittelmeerrepublik. Gegebenenfalls werde "die Absicht des Papstes, sich zu treffen, andere Ausdrucksformen finden". Ob es kurzfristig eine Begegnung mit Missbrauchsopfern geben werde, sei der freien Entscheidung des Kirchenoberhaupts überlassen. Lombardi warnte jedoch davor, große Erwartungen an Überraschungen während der Maltareise am Samstag oder Sonntag zu hegen.

Missbrauch auf Malta
Die beiden Bistumsleiter Maltas hatten vergangene Woche ihr Bedauern über die teils in die 70er Jahre zurückreichenden Missbrauchsfälle bekundet und den Willen zur vorbehaltlosen Aufklärung unterstrichen. Inzwischen gaben die Bischöfe bekannt, seit der Einrichtung einer Untersuchungskommission im Jahr 1999 seien unter den 850 Priestern der Insel 45 des Missbrauchs beschuldigt worden. In 19 Fällen habe die von einem ehemaligen Richter geleitete Kommission keine Anhaltspunkte für Vergehen gefunden. 13 Fälle seien in der Kommission noch anhängig, in 13 anderen Fällen habe sie sich für ein kirchenrechtliches Verfahren ausgesprochen.

Dabei habe es bislang vier Verurteilungen durch den Vatikan gegeben, drei Prozesse liefen derzeit noch in Rom; vier diözesane Untersuchungen seien erst jüngst abgeschlossen worden und noch nicht an die Kurie übertragen, zwei Priester seien in der Zwischenzeit verstorben. In Fällen sexueller Vergehen an Minderjährigen werde seitens der maltesischen Kirche jede Verjährungsfrist aufgehoben, betonten die Bischöfe.

Der Erzbischof von Malta, Paul Cremona, hatte am Montag angekündigt, dass er sich mit zehn Missbrauchsopfern treffen werde. Das Gespräch solle zeitnah zum Papstbesuch stattfinden. Vorgesehen sei auch die Teilnahme des zuständigen Kirchenanwalts der Glaubenskongregation, Charles Scicluna, der selber aus Malta stammt. Die zehn Männer, die als Jungen von Priestern missbraucht wurden, hatten ursprünglich eine Begegnung mit Benedikt XVI. verlangt. Sie verurteilten zugleich Angriffe und Proteste gegen das Kirchenoberhaupt, die in den vergangenen Tagen in Malta laut wurden.