Pakistan: Don Bosco und UNICEF ziehen positive Hilfsbilanz

Ein Jahr nach dem Erdbeben

Ein Jahr nach dem schweren Erdbeben in Pakistan haben die Don Bosco Mission und das Kinderhilfswerk UNICEF eine positive Bilanz der Nothilfe gezogen. Der internationale Hilfseinsatz im vergangenen Winter habe trotz der Kälte ein Massensterben unter den 3,3 Millionen Obdachlosen verhindert, erklärte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen am Donnerstag.

 (DR)

Ein Jahr nach dem schweren Erdbeben in Pakistan haben die Don Bosco Mission und das Kinderhilfswerk UNICEF eine positive Bilanz der Nothilfe gezogen. Der internationale Hilfseinsatz im vergangenen Winter habe trotz der Kälte ein Massensterben unter den 3,3 Millionen Obdachlosen verhindert, erklärte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen am Donnerstag. Don Bosco Mission verwies auf die Aufbauarbeit im Hausbau des katholischen Ordens der Salesianer. Hören Sie im domradio-Interview die Asien-Beauftragte der Don Bosco Mission Cornelia Brenig.

Don Bosco Mission: Bereits 70 Häuser für die Erdbebenopfer errichtet
Am 8. Oktober 2005 wurde Pakistan von einem schweren Erdbeben erschüttert. Nach Angaben der Weltbank und der Asiatischen Entwicklungsbank kamen damals rund 86 000 Menschen ums Leben, mehr als drei Millionen verloren ihr Haus und ihrem gesamten Besitz. Zu den Helfern der ersten Stunde gehörten Pater Miguel Angel Ruiz und Pater Peter Zago vom katholischen Orden der Salesianer Don Boscos, die in Pakistan Schulen und Berufsbildungszentren für Jugendliche aus mittellosen Verhältnissen leiten. Direkt nach der Katastrophe fuhren sie in die betroffenen Gebiete, bauten Hilfscamps in der Nähe der völlig zerstörten Stadt Abbotabad auf und versorgten die Überlebenden mit Lebensmitteln, Zelten und Medikamenten. Im März dieses Jahres begann Pater Miguel mit dem Wiederaufbau von Wohnhäusern für arme Bauernfamilien in Manu Jabra, einer  schwer zugänglichen Gegend im Norden Pakistans auf 2400 Metern Höhe. 70 Häuser haben die Salesianer und ihre lokalen Mitarbeiter dort für die Erdbebenopfer errichtet,  68 davon sind bereits bezugsfertig.

„Die Häuser haben eine Wohnfläche von ca. 80 Quadratmetern: Zwei Zimmer, dazu Küche, Bad und Veranda," sagte Pater Miguel während seines Besuchs bei Don Bosco Mission in Bonn. Von Bonn aus werden die weltweiten Projekte der Salesianer wie der Wiederaufbau in Pakistan koordiniert und finanziert. In den neuen Häusern können 10 bis 15 Menschen Platz finden. Das sei wichtig, weil in Pakistan die Menschen in Großfamilien leben und nach dem Erdbeben überlebende Verwandte mit aufgenommen haben. Darüber hinaus sind die Heime mit stabilen Steinwänden ausgerüstet, die tief in die Erde versenkt wurden. „Völlig erdbebensicher zu bauen ist unmöglich. Aber so halten sie in Zukunft zumindest Vibrationen des Bodens stand," sagt Pater Miguel. Dächer mit spezieller Isolierung und Kamine sorgen für Wärme in dem rauen Klima. „Ab Ende September sinkt die Temperatur rapide ab. Wir machen deshalb Druck, damit alle Häuser schnell fertig werden."               

Bisher habe die pakistanische Regierung nur in den Städten mit dem Wiederaufbau begonnen, während in den Dörfern noch Zehntausende in Zelten lebten, sagt Pater Miguel. Die Regierung habe nach dem Erdbeben versucht, die Bevölkerung in Manu Jabra umzusiedeln. „Doch die Menschen leben dort seit Jahrhunderten und wollen nicht weg. Sie sprechen eine andere Sprache und haben andere Sitten als die Stadtbewohner." Es handelt es sich dabei um arme Bauern, die vom Mais -und Kartoffelanbau leben.

Wiederaufbau in den Bergregionen ist keine einfache Aufgabe
Der Wiederaufbau in den Bergregionen ist keine einfache Aufgabe, weil die Baumaterialien mit Jeeps transportiert werden müssen, ebenso wie Zelte, Lebensmittel und Trinkwasser. Denn die Einheimischen sind noch immer auf Hilfe angewiesen, weil das Erdbeben einen großen Teil ihrer Ernte zerstört hat. Pater Miguel hat die muslimische Bevölkerung als friedfertig und gastfreundlich erlebt. „Mit Extremisten, die versuchen, die Bevölkerung gegen den Westen aufzuhetzen, haben sie nichts zu tun," betont er. Auch für die Salesianer spielt die Religionszugehörigkeit der Erdbebenopfer keine Rolle.

„Wir helfen dort, wo Hilfe gebraucht wird." Nächstes Projekt der Ordensleute ist der Bau von weiteren 82 Häusern und einer Schule im vier Kilometer entfernten Dorf Hangray. Bisher hatten die Salesianer Unterricht in Zelten organisiert. Schulen seien wichtig, weil viele Kinder bei der Feldarbeit helfen müssten, statt zu lernen, sagt Pater Miguel. „Die Menschen hier brauchen neue Einkommensquellen, damit sie die Armut dauerhaft überwinden. Dafür muss man in die Bildung der jungen Generation investieren."

UNICEF mahnt zum Jahrestag des Pakistan-Erdbebens weitere Hilfe an
Auch das Kinderhilfswerk UNICEF hat am Donnerstag eine positive Bilanz der Nothilfe gezogen. Der internationale Hilfseinsatz im vergangenen Winter habe trotz der Kälte ein Massensterben unter den 3,3 Millionen Obdachlosen verhindert, erklärte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen am Donnerstag in Köln. Zugleich appellierte UNICEF an die internationale Gemeinschaft, den Wiederaufbau in der Kaschmirregion weiter zu unterstützen. Bei dem Beben vom 8. Oktober 2005 waren mehr als 70.000 Menschen ums Leben gekommen.

Der Wiederaufbau von Schulen, Krankenstationen, Wasserwerken und Wohnhäusern geht nach Angaben der Organisation nur langsam voran. Immer noch seien viele Orte unzugänglich und die Straßen durch Erdrutsche und Schutt versperrt. Zwar könnten heute bereits wieder 320.000 Grundschulkinder zur Schule gehen, die meisten aber nur in Zeltschulen.

Mehr als 1,5 Millionen Menschen haben nach UNICEF-Angaben keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser. Rund 30.000 Menschen seien in Notlagern untergebracht, weitere Familien lebten in notdürftig reparierten Unterkünften oder Zelten. Mit Beginn des kommenden Winters rechneten die Vereinten Nationen mit weiteren 30.000 Menschen, die aus höher gelegenen Ortschaften in den Tälern Zuflucht suchen.
(epd,Don Bosco,dr)