Spätestens seit dem Kino-Hit "Konklave" ist klar, dass die Wahl zum Papst kein Spaziergang ist. Nicht nur der Heilige Geist ist gefragt, wenn es darum geht, den Nachfolger Christi auf Erden zu bestimmen.
Es gibt aber Menschen, die auch ohne Weißen Rauch, Sixtinische Kapelle und Kardinals-Intrigen zu einem Papsttitel kommen. Habemus papam: In der Welt der Wirtschaft, der Mode, des Sports und der Architektur wimmelt es von Persönlichkeiten, die in ihrem Fachgebieten - respektvoll, humorvoll oder ironisch - als Päpste bezeichnet werden. Und manchmal wahlweise oder zusätzlich auch den Titel "Gott" ("Toni, Du bist ein Fußballgott"; Maradona als Hand Gottes) oder "Zar" (Modezar Karl Lagerfeld) erhalten.
Das schönste Amt nach dem Papst
Nicht jede der von der Öffentlichkeit in die Nähe des Papstamtes gerückte Persönlichkeit ist so bescheiden wie Franz Müntefering, der sein Amt als SPD-Vorsitzender als "das schönste Amt nach dem Papst" bezeichnete. Ein Sozen-Papst? So wollte er dann doch nicht erscheinen.

Auch Fußballtrainer Jürgen Klopp, weltweit gerühmter Übungsleiter bei Borussia Dortmund und dem FC Liverpool, lehnte den ihm zugesprochenen Titel ab: "Ich bin nicht der Fußballpapst", wies er Journalisten bei einer Pressekonferenz in die Schranken. Dabei ist Fußball durchaus als Ersatzreligion bekannt: Neben den Fußballgöttern Pele und Maradona hat etwa auch ein Fußballpapst Jose Mourinho seinen Platz.
Ein anderer Experte hat schmerzlich erfahren, dass der Papst-Titel durchaus begrenzten Schutz bietet: Ferdinand Dudenhöffer, langjähriger Direktor des "Center Automotive Research" in Duisburg, wurde seit vielen Jahren als "Autopapst" durch die Medien gereicht. Mit leichtem Singsang legte der Betriebswirtschafts-Professor die Konjunkturdaten und technischen Entwicklungen seiner Branche aus. Doch vor seinem erzwungenen Rücktritt aus dem eigenen Institut konnte ihn der Glanz vermeintlich päpstlicher Autorität nicht bewahren.
Literaturpapst mit großer Autorität
Päpstlicher als der Papst zu urteilen: Das wurde "Literaturpapst" Marcel Reich-Ranicki gelegentlich unterstellt. Ob Lob oder Verdammung: Der Literaturkritiker konnte über das Schicksal von Büchern und Autoren mitentscheiden.
1995 präsentierte ihn der "Spiegel" auf dem Titelbild in einer Fotomontage als unversöhnlichen Kritiker von Günter Grass, dessen Buch "Ein weites Feld" er zerriss. Neben ihm bekam die Autorin und Literaturkritikerin Elke Heidenreich gelegentlich den Titel der "Literaturpäpstin" verpasst, insbesondere im Zusammenhang mit ihrer Fernsehsendung "Lesen!".
Die Modewelt
Auch die Modewelt liebt den Glanz des Papstamtes. Da verriet Modepapst Giorgio Armani im italienischen Fernsehen seine Modephilosophie. 2010 präsentierte der deutsche Modepapst Michael Michalsky eine neue Kollektion unter dem Stichwort "Saints & Sinners" (Heilige und Sünder).

Modepapst Karl Lagerfeld war bekannt für kategorische Urteile. "Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren", erklärte er einmal.
Unfehlbarkeit beanspruchte er dennoch nicht: "Was ich sage, ist nur gültig, wenn ich es gerade sage", ließ er verlauten. Ironie des Schicksals, dass der gerade gestorbene Papst Franziskus zum "wahren Mode-Papst" erkoren wurde: Das mit Hilfe von KI erzeugte Bild des Pontifex in einer plustrigen und stylischen weißen Daunenjacke ging 2023 viral.
Kooperation von Papst zu Papst
Die Liste der Branchen-Päpste ließe sich beliebig weiterführen: Wolfram Siebeck, renommierter Restaurantkritiker und Autor, firmierte auch unter dem Titel "Gourmetpapst". Schlafforscher und Psychologe Jürgen Zulley wird in Medienberichten als "Schlafpapst" bezeichnet. Und Kurt Kramer, weltweit renommierter Glockenexperte und deshalb mit dem päpstlichen Gregoriusorden ausgezeichnet, galt als "Monsieur BimBam" oder "Glockenpapst".
Joachim Schellnhuber, einer der weltweit führenden Klimaforscher, wurde nicht nur als "Merkels Klimaflüsterer", sondern auch als "Klimapapst" tituliert. Zwar bezeichnet er sich als Agnostiker: Doch hat er sein Wissen auch der katholischen Kirche zur Verfügung gestellt. So nahm er an der Amazonas-Synode im Vatikan teil und ist Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und vor allem Mitautor der Umweltenzyklika von Papst Franziskus. Eine Kooperation von Papst zu Papst sozusagen.