Pablo Picasso starb vor 50 Jahren

Das Jahrhundertgenie prägte die Kunstwelt

Kein anderer Künstler der Moderne hat sich stilistisch so oft neu erfunden, kein anderer wurde so populär, prägte Malerei oder Bildhauerei weltweit. Und auch menschlich war Pablo Picasso mindestens "schillernd".

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Eine Fotografie zeigt die Künstler Pablo Picasso (li.) und Joan Miro / © Friedrich Stark (epd)
Eine Fotografie zeigt die Künstler Pablo Picasso (li.) und Joan Miro / © Friedrich Stark ( epd )

"Wenn du Soldat geworden wärst, wärst du General geworden. Wenn du Mönch geworden wärst, wärst du Papst geworden", zitierte Pablo Picasso gerne seine stolze Mutter Maria, und ergänzte: "Stattdessen wurde ich Maler und wurde Picasso."

Wunderkind Picasso

"Picasso werden", daran arbeitete der 1881 im spanischen Malaga geborene Pablo Ruiz Picasso schon sehr früh. Bereits mit sieben Jahren gilt er als Wunderkind. Sein Vater Jose Ruiz, selbst Maler und Zeichenlehrer, fördert das Talent seines Sohnes, lässt ihn Kunst studieren und bei seinen Aufträgen helfen. Eine der zahllosen Anekdoten aus den 91 Lebensjahren Picassos, der schon mit 19 seine Werke nur noch mit dem Geburtsnamen seiner Mutter signiert: Sein Vater, dessen Taubenbilder sich gut verkaufen, lässt den Jungen die Füße der Tiere ergänzen; offenbar bleibende Studien für Picassos ikonische Friedenstaube, bis heute Symbol gegen den Krieg.

Maler der Superlative

"Mythos, Jahrhundertgenie, Malerfürst": Für Picasso, der am 8. April vor 50 Jahren im französischen Mougins starb, scheinen nur Superlative groß genug. Anders kann man dem Rastlosen, dessen Werk auf sagenhafte 50.000 Zeichnungen, Gemälde, Skulpturen, Lithographien und Keramiken geschätzt wird, kaum gerecht werden. So viele Schaffensperioden hat er in sieben Jahrzehnten erfunden, geprägt oder vollendet. Jeder kennt die melancholischen Gemälde der "Blauen Periode" von Bettlern, Trinkern und anderen sozial Ausgegrenzten, oder der folgenden optimistischeren "Rosa Periode" mit Zirkusleuten und Tänzerinnen.

Kubus, Kegel und Kugel

Aufsehen erregt seine kubistische Phase, die 1907 mit "Les Demoiselles d'Avignon" beginnt: fünf halbnackte Frauen mit seltsam verschobenen Gliedmaßen und Gesichtern vor rätselhaftem Hintergrund. Der Künstler will die Realität gemäß der Forderung des Kollegen Paul Cezanne nur noch in Kubus, Kegel und Kugel abbilden; Raum und Zentralperspektive löst er auf – ein Abbild der Zerrissenheit der Moderne.

Seine Zeitgenossen reagieren, wie so oft im Leben Picassos, zunächst befremdet. Doch er reißt mit seinen immer neuen Stilrichtungen auch die anderen Künstler mit – ehe er selbst wieder zu neuen Formen und Ideen eilt. Dabei lässt er sich stets inspirieren: ob von Gemälden der Alten Meister, afrikanischer Kunst, antiken Skulpturen, Höhlenmalereien – bis hin zu seinen häufig wechselnden Frauen.

Picasso und die Frauen

Zweimal heiratet er: die Balletttänzerin Olga Chochlowa, Mutter seines Sohnes Paulo, und seine letzte Liebe Jacqueline Roque, die sich 1986 das Leben nimmt – kein Einzelfall unter seinen Frauen und Kindern. Darüber hinaus hat er zahlreiche weitere "Musen" und Affären. Einzig die Künstlerin Francoise Gilot, Mutter von Claude und Paloma, schafft es, den Meister zu verlassen. Das irritiert den vom spanischen Machismo geprägten Mann nachhaltig.

Die Welt feiert Picasso - Viele Ausstellungen zum 50. Todestag

Zum 50. Todestag des Ausnahmekünstlers Pablo Picasso gibt es in diesem Jahr weltweit Ausstellungen. Spanien, wo der Maler am 25. Oktober 1881 geboren wurde, und Frankreich, wo er am 8. April 1973 mit 91 Jahren starb, feiern gemeinsam. Zudem finden große Würdigungen des Jahrhundertgenies in Deutschland und ganz Europa, in Amerika und Asien statt.

Guernica Gemälde von Picasso (KNA)
Guernica Gemälde von Picasso / ( KNA )

Im Herzen immer Spanier

Zentral für Picasso ist seine Identität als Spanier. Denn obwohl er bereits mit Anfang 20 seiner Heimat den Rücken kehrt in Richtung des künstlerisch offeneren Frankreich, bleibt er offiziell immer spanischer Staatsbürger. Auch in Frankreich, wo er nach seiner Pariser Zeit an verschiedenen Orten vor allem im wärmeren Süden lebt, besucht er seinen geliebten Stierkampf und richtet den Blick auf seine gequälten Landsleute unter dem Joch der Franco-Diktatur.

Als 1937 deutsche Flieger zur Unterstützung Francos das baskische Dorf Guernica in Schutt und Asche legen, setzt Picasso ihm in demgleichnamigen monumentalen Gemälde ein Denkmal und schafft damit eine bleibende Anklage gegen den Krieg. Er schwört, nur in eine freie Republik Spanien zurückzukehren, was ihm nicht mehr gelingen sollte. 

Glaube und Aberglaube

1944 tritt er in die Kommunistische Partei Frankreichs ein. Zugleich pflegt er eine eigene, katholisch geprägte Religiosität, gepaart mit einer gehörigen Portion Aberglauben. Als er 13 ist, erkrankt seine kleine Schwester Conchita an Diphtherie. Pablo bietet Gott an, für ihre Genesung auf die Malerei zu verzichten. Doch schon bald greift er wieder zum Pinsel, und Conchita stirbt. Picasso fühlt sich lebenslang schuldig.

Später trägt er ein ambivalentes, selbstironisches Verhältnis zu einer höheren Macht zur Schau: "Ich irre mich unentwegt – wie Gott." Gott sei im Grunde nichts anderes als ein Künstler, der immer neue Dinge ausprobiere; also unverkennbar ein zweiter Picasso.

Quelle:
KNA