Orthodoxe Christen feiern Ostern

Unter Polizeischutz

Orthodoxe Christen wie Ägyptens Kopten feiern am Wochenende Ostern: Das wichtigste Fest des Jahres wird auch in diesem Jahr von Angst überschattet. Dennoch sind im ganzen Land Zeremonien und Mitternachtsmessen geplant.

Ägyptische Kopten feiern Ostern / © Peter Kneffel (dpa)
Ägyptische Kopten feiern Ostern / © Peter Kneffel ( dpa )

"Vor allen Kirchen werden Sicherheitsbeamte stehen, um die Feiern zu schützen", sagt Anba Damian, Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, mit Blick auf das orthodoxe Osterfest in Ägypten. Auch wenn Staatschef Abdel-Fattah al-Sisi sich als Präsident aller Ägypter präsentiert und der christlichen Minderheit um Koptenpapst Tawadros II. zur Weihnachtsmesse noch einen viel beachteten Besuch in der großen Kairoer Markus-Kathedrale abgestattet hat - im ägyptischen Alltag haben es die Kopten weiterhin schwer.

Zunehmende Aggressionen gegen Christen

Die Aggression von Islamisten gegenüber der christlichen Gemeinde habe in den vergangenen Jahren zugenommen, sagt Anba Damian. Selbst vonseiten der Justiz gibt es verstörende Urteile. So wurden vor zwei Monaten vier christliche Schüler wegen "Blasphemie" verurteilt. Sie hatten einen Clip gedreht, in dem sie sich über die Terrormiliz Islamischer Staat mokierten. Es handelte sich um eine Persiflage eines Videos, das im vergangenen Jahr die Welt schockierte, und in dem Dschihadisten 21 ägyptische Kopten an einem libyschen Strand enthaupten.

Die meisten der Getöteten stammten aus der oberägyptischen Provinz Minja, wie die Schüler auch. Drei der Jugendlichen im Alter von 16 und 17 Jahren sollen nun für fünf Jahre in Haft - das ist die Höchststrafe für Blasphemie. Ein weiterer soll in den Jugendarrest.

Übergriffe auf Kopten keine Seltenheit

Religiöse Spannungen und Übergriffe auf Kopten - die mit rund neun Millionen Gläubigen immerhin zehn Prozent der Bevölkerung Ägyptens stellen - sind in dem nordafrikanischen Land keine Seltenheit. In der Nacht zum Neujahr 2011 explodierte während einer Messe in der Küstenstadt Alexandria vor der koptischen "Kirche der zwei Heiligen" eine Bombe, mehr als 20 Menschen wurden getötet.

Im Oktober desselben Jahres wurden in Kairo 26 Menschen - vor allem Christen - bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Kopten und Muslimen getötet. Im Sommer 2013, nachdem der islamistische Präsident Mohammed Mursi vom Militär gestürzt wurde, richteten Anhänger der Muslimbruderschaft landesweit ihren Zorn gegen die christlichen Nachbarn. Dutzende Kirchen, Klöster und andere koptische Einrichtungen wie Kliniken, Schulen, aber auch Privathäuser wurden zerstört.

"Wir haben weder Recht noch Sicherheit", sagt Anba Damian. Der Aufbau der zerstörten Kirchen dauert bis heute an. Die Versprechen der Regierung, die Gotteshäuser rasch wieder Instand zu setzen, sind für den Bischof nichts als "wunderbare verbale orientalische Blumen".

Hohen Besuch von muslimischen Mitbürgern erwartet Anba Damian an Ostern nicht. "Zum Weihnachtsfest kommen viele, nicht aber zu Ostern", sagt er. Denn während Muslime zwar den Propheten Issa - Jesus - anerkennen, glauben sie nicht an dessen Kreuzigung und Wiederauferstehung. "Würden sie uns an Ostern gratulieren, käme das in ihren Augen einer Bestätigung unseres Glaubens gleich."

Patriarch Bartholomaois I. mit Osterbotschaft

Unterdessen ruft das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christen weltweit zu Ostern zu einer Überwindung dieser "Welt des Irrsinns" auf. Die Medien zeigten eine von "Terror, Kriegen und Morden" bestimmte Gegenwart, beklagt der Ökumenische Patriarch Bartholomaois I. in seiner in Istanbul veröffentlichten Botschaft zum orthodoxen Osterfest am 1. Mai.

Die Qualen der Opfer der Konflikte müssten einem "das Herz zerreißen", so der Patriarch von Konstantinopel weiter. Die christliche Botschaft von der Auferstehung Jesu sei eine klare Botschaft der Versöhnung an eine Welt, in der Kriege im Namen der Religion und sogar im Namen Gottes selbst geführt würden.

Die ganze Menschheit sei durch die Auferstehung "ein einziges Volk" geworden und so vereinigt worden, betonte Bartholomaios I. weiter. Entsprechend müsse auch die Kirche eine "Kirche der Versöhnung aller und der Liebe zu allen sein, Freunden und Feinden". Jeder Gläubige und besonders die Verantwortlichen aus Politik, Kultur und Kirche seien verpflichtet, zu einer Änderung der "abnormen Verhältnisse" beizutragen und "das gute Zeugnis der Liebe und der Hingabe an den Mitmenschen zu geben".

Die Mehrheit der orthodoxen Kirchen folgen nicht dem neuzeitlichen Gregorianischen, sondern weiter dem antiken Julianischen Kalender. Nach diesem auf Julius Cäsar (100-44 v. Chr.) zurückgehenden Kalender fällt Ostern in diesem Jahr auf den 1. Mai.


Kopten-Papst Tawadros II. (dpa)
Kopten-Papst Tawadros II. / ( dpa )

Patriarch Bartholomaios I. / © Harald Oppitz (KNA)
Patriarch Bartholomaios I. / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd , KNA , DR