Ort des Ökumene-Treffens beim Papstbesuch ist noch offen

Erfurt oder Berlin?

Die Planungen für den Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland Ende September werden konkreter. Begegnungen mit Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie eine Rede im Bundestag auf Einladung von Bundestagspräsident Norbert Lammert stehen bereits fest. Offen ist noch der Ort für das Ökumene-Treffen.

 (DR)

Das genaue Programm will die Deutsche Bischofskonferenz erst während ihrer Vollversammlung Mitte März bekanntgeben.  Voraussichtlich wird der Papstbesuch mit diesen offiziellen Terminen am 22. September, einem Donnerstag, beginnen.



Klar ist auch, dass es zum Abschluss des Besuchs in Freiburg zu einem großen Treffen mit Jugendlichen kommen wird. Zudem soll im Land der Reformation eine Begegnung mit Vertretern der Ökumene auf dem Programm stehen. Offen ist dabei aber noch das Wo und das Wie.

Hier herrschen offenbar durchaus unterschiedliche Erwartungen.



Erfurt oder Berlin?

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) befürwortet ein Treffen in Thüringen. Der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider, wies in einem Schreiben an den Papst darauf hin, dass sein Besuch in einem "Kernland der Reformation" nur wenige Jahre vor dem 500.

Jahrestag des 31. Oktober 1517 stattfinde, des traditionellen Gedenktags der Reformation.



Geht es nach den Protestanten, so könnte im Erfurter Augustinerkloster, das auch ein wichtiger Ort für den jungen Martin Luther war, ein Austausch über die "Bedeutung der Reformation aus unseren jeweiligen Perspektiven" stattfinden. Außerdem könnte es, wie von Schneider ebenfalls vorgeschlagen, eine gemeinsame gottesdienstliche Feier geben. Im Mariendom oder in einer anderen der großen Erfurter Kirchen könnten daran auch Vertreter der Orthodoxie und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland teilnehmen.



Diese Variante steht allerdings in einer gewissen Spannung zu Überlegungen, dass Benedikt XVI. eine große Messe auf dem Erfurter Domplatz feiern könnte. Insgesamt werde sich der Aufenthalt des Kirchenoberhaupts in Thüringen auf ein 12-stündiges Programm beschränken, betonte der Erfurter katholische Bischof Joachim Wanke. Der Domplatz bietet Raum für rund 100.000 Besucher.



Geplant ist laut Wanke zudem eine Marienvesper im Eichsfeld. Dort könnten sich vor der Wallfahrtskapelle in Etzelsbach rund 80.000 Gläubige einfinden. In diesem Fall würden in Thüringen gleich zwei Großveranstaltungen kurz hintereinander stattfinden. Ein Abstecher auf die Wartburg bei Eisenach, die als Begegnungsort mit protestantischen Würdenträgern immer wieder im Gespräch war, dürfte nicht realistisch sein. Als wahrscheinlicher Besuchstermin für das Bundesland gilt der 23. September, also der Freitag.



Erfurt hat die besseren Karten

Aber auch in Berlin gibt es lautstarke Rufe nach einem ökumenischen Akzent des Papstbesuchs. Der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin hat einen großen ökumenischen Papstgottesdienst in der Hauptstadt angeregt. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) unterstützt diesen Vorschlag.



Doch gleich zwei große Ökumene-Termine würden das ohnehin vollgepackte Programm, das sich nach der Rundreise des Päpstlichen "Reisemarschalls" Alberto Gasbarri Anfang Februar jetzt in der Feinabstimmung befindet, wohl sprengen. So hat Erfurt in diesem Fall wohl die besseren Karten. Viele Experten halten die ökumenische Begegnung im Augustinerkloster für die wahrscheinlichste Variante. Für Berlin bliebe dann noch die Option eines Treffens des Papstes mit Vertretern der Juden und der Muslime.